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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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imponieren. Der andere ist nicht weniger eifrig, und schon höre ich Handschellen einschnappen.
    »Was soll das, denkt Kommissar Lück etwa, ich bin der Mörder? Das ist doch albern«, flenne ich mit piepsiger Stimme und hoffe, dass mein Herz sich aus der Hose irgendwann wieder zu seinem ursprünglich vorgesehenen Platz zurückbewegt.
    Als Antwort schenken sie Eminanim auch ein Paar Armreifen.
    »Denkt Kommissar Lück etwa, meine Frau ist die Mörderin?«, frage ich entsetzt, wobei meine Stimme einen Tick piepsiger wird. Noch einen Tick piepsiger, und ich kann mit Hatices Meerschweinchen in seiner Muttersprachekommunizieren. Was ich in diesem Moment auch viel lieber täte …
    Warum die Bullen einem immer mit der Hand auf den Kopf drücken müssen, wenn sie einen auf den Rücksitz eines Polizeiautos befördern, weiß ich auch nicht. Denken die, man ist zu blöd, um in ein Auto einzusteigen? Oder befürchten sie, dass ich meinen Kopf zu Hause lassen könnte, wenn sie mich mit aufs Revier schleppen?
    »Eminanim, siehst du, was passiert ist? Ich hatte dir doch gesagt, dass du die Tatwaffe nicht anfassen darfst. Die haben mittlerweile sicherlich deine Fingerabdrücke auf der Metallvase entdeckt«, knurre ich vorwurfsvoll. »Eben hatte ich nicht mal genügend Kraft, den Fernseher einzuschalten, jetzt muss ich was weiß ich noch alles durchmachen.«
    »Ich denke eher, dass die deine Fingerabdrücke auf dem Hintern der Toten entdeckt haben«, bekomme ich postwendend als Antwort. »Ich habe nämlich Kommissar Lück damals gleich erzählt, dass ich die Vase aufgehoben habe! Aber du hast von deinem Beischlaf nichts erwähnt.«
    »Wenn das so ist, dann befürchte ich sogar, dass mich mein Meister Viehtreiber bei der Polizei verpfiffen hat. Ich habe ihm nämlich von der Sache erzählt!«
    »Was hast du ihm denn erzählt, dass du mit der Toten gepennt hast?«
    »Ja. Aber dass ich wirklich nur geschlafen habe – neben ihr! Warum man auf Deutsch ›schlafen‹ sagt, wenn man ›Geschlechtsverkehr‹ meint, ist mir ein ewiges Rätsel, das alles noch mehr durcheinanderbringt. Darf ich denn nicht mal einfach nur so schlafen, wenn ich todmüde bin?«
    »Hoffentlich haben die nicht noch andere Spuren von dir gefunden. Du weißt, dass du manchmal im Schlaf …«
    »Eminanim, hör jetzt endlich auf damit! Mal doch nicht den Teufel an die Wand!«
    »Das soll dir eine Lehre sein! Ich hoffe, du wirst in Zukunft freiwillig direkt in ein Hotel fahren und nicht zu irgendwelchen perversen Freunden von dir!«
    »Es vergeht kein Tag, an dem ich diese unglückliche Idee von mir nicht verfluche, das kannst du mir glauben.«
    »Unglückliche Idee? Selten bescheuerte Idee, würde ich sagen!«
    »Deinen genauso bescheuerten Einfall, unbedingt zu deiner Cousine nach Frankfurt fahren zu wollen, verfluche ich aber nicht weniger!«
    »Ich habe dir tausend Mal gesagt, kauf dir endlich einen anständigen Mercedes, wie alle anderen Türken auch!«
    »Das kann ich nicht! Es ist mir zu peinlich! Mercedes hat doch so ein schlechtes Imidsch!«
    »Wie bitte? Mercedes hat so ein schlechtes Imidsch – Ford-Transit etwa nicht?«
    »Mercedes nennt man Arbeitslosen-Auto!«
    »Umso besser, dann passt es doch demnächst perfekt zu dir. Außerdem, mit einem halbwegs neuen Mercedes hätten wir damals nicht den ganzen Tag auf der Autobahn verbracht.«
    »Wir hätten damals lieber gleich die ganze Nacht auf der Autobahn verbringen sollen!«
    »Nicht mit mir! In Zukunft kannst du deine Nächte alleine auf der Autobahn verbringen.«
    »So wie es aussieht, werden wir unsere Zukunft wohleher im Oolinklusiv-Knast verbringen. Wenn sie nicht bald den wahren Täter schnappen, werden wir wohl leider daran glauben müssen.«
    »Ich dachte, wir sollen den Teufel nicht an die Wand malen.«
    »Eminanim, bist du dir denn wirklich sicher, dass die beiden hier echte Polizisten sind?«
    »Polizeiauto, Polizeiklamotten, Polizeifunk – Dachdecker sind die auf jeden Fall nicht …«
    »Ich meine, haben sie dir die Dienstmarken gezeigt? Wir sind nämlich gerade am Polizeirevier vorbeigefahren. Ich will dir keine Angst einjagen, aber wir werden offensichtlich entführt«, flüstere ich aufgeregt, bemüht, mir das Zittern meiner Knie nicht anmerken zu lassen.
    »In Bremen werden wir ja wohl mehr als ein Polizeirevier haben, oder?«
    »So, Herrschaften, da wären wir«, ruft einer der beiden Entführer plötzlich zu uns nach hinten.
    »Bei Allah, ich wusste es! Hier in der Ecke gibt es jede

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