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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Menge finstere Kneipen, aber garantiert kein Polizeirevier!«
    »Hallooo, Herr Engin«, höre ich in dem Moment Kommissar Lück vom Straßencafé gegenüber rufen, »hier bin ich!«
    Die beiden Polizisten nehmen uns die Handschellen ab und verabschieden sich betont höflich.
    »Ach, Osman, ich hab vergessen, dir zu sagen, dass Kommissar Lück heute bei uns zu Hause war und mir einige Fragen gestellt hat …«
    »Und das sagst du mir jetzt erst?«
    »Ich wollte es dir ja früher sagen, aber du warst so intensiv mit deinem heißgeliebten Fernseher beschäftigt, da wollte ich dich nicht stören!«
    »Ist gut, ist gut, was wollte der Kerl denn von dir?«
    »Na, hör mal, ich bin doch schließlich die wichtigste Zeugin im Mordfall Inge Peters! Los, geh schon!«
    Wir setzen uns zu Kommissar Lück an den Tisch, während er genüsslich seinen Kaffee schlürft.
    »Herr Lück, wir hätten uns auch ohne eine Polizeieskorte mit Ihnen hier im Café getroffen«, rufe ich halb erleichtert, halb vorwurfsvoll, halb neugierig.
    »Herr Engin, als ich heute bei Ihnen war, hat mir Ihre Frau verraten, dass Sie viel zu selten mit ihr ausgehen würden. Da habe ich mir gedacht, ich lade Sie beide mal zu einer Tasse Kaffee ein, sozusagen als Wiedergutmachung für die ganzen Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen zwangsweise bereitet habe.«
    »Es kann doch nicht wahr sein! Dieser ganze Affenzirkus nur für eine einzige Tasse Kaffee, oder was?«
    »Sie können auch zwei Tassen trinken, Herr Engin. Ich lade Sie ein!«
    Bei Allah, werde ich denn nie einen normalen Menschen kennenlernen? Selbst die Kommissare vom Morddezernat, mit denen ich es zu tun bekomme, stellen sich im Nachhinein als komplett Verrückte heraus …

Donnerstag, 24. Juni
    Am nächsten Tag beschleicht mich ein ganz eigenartiges und höchst hinterhältiges Gefühl, als ich mit ansehen muss, wie sich mein Meister wieder wie ein ausgehungerter Schiffbrüchiger hemmungslos über Eminanims Essen hermacht. Vermutlich sind es in Wirklichkeit gar nicht meine Geschichten, die Viehtreiber davon abhalten, mir die Kündigung in die Hand zu drücken, sondern mein Meister lässt mich hier nur deshalb wochenlang rumlabern, damit er sich in aller Ruhe und völlig umsonst jeden Tag mit einem grandiosen Festessen den Magen vollschlagen kann.
    »Erzähl schon, Osman, erzähl«, sagt er hastig und kramt aus dem großen Picknickkoffer auch die letzte Tupperschüssel hervor. Die Arbeitskollegen tuscheln schon über mich und lästern, dass Kündigungen bei mir wohl sehr appetitanregend wirken, weil sie mich jeden Tag mit so viel Essen sehen.
    Während Viehtreiber sich ein ganzes Şişkebap ungekaut in den Schlund schiebt, röchelt er:
    »Nun erzähl doch schon!«
    Şişkebap, das sind mehrere am Spieß gebratene Fleischstücke mit einigen Tomaten, Paprika und Zwiebeln dazwischen. In allerletzter Sekunde schaffe ich es noch, ihmden Metallspieß aus dem Hals rauszureißen, damit er ihn in seiner Gier nicht mit runterschluckt. Ich hoffe, dass sich diese gute Tat nicht noch rächt. Wenn er mich demnächst doch noch vor die Tür setzt, wird es mir vielleicht leidtun, dass ich dem Kerl soeben das Leben gerettet habe.
    »Herr Viehtreiber, wie weit bin ich gestern gekommen? Hatte ich Ihnen noch erzählt, dass der Kommissar Abramczik mir befahl, die Hosen runterzulassen?«
    »Hmmmhh … schümohhh … mampf …«, antwortet mein Dienstvorgesetzter etwas unpräzise.
    »Also der Kommissar Abramczik sagte barsch:
    ›Wir müssen jeder Spur nachgehen, lassen Sie sofort die Hosen runter!‹
    ›Vor der fremden Dame hier?‹, stotterte ich schüchtern.
    ›Stellen Sie sich nicht so an! Das machen Sie ja doch nicht zum ersten Mal‹, keifte er böse. Wohl oder übel musste ich die Hosen runterlassen.
    Die Frau kontrollierte alles so gründlich und genau, dass der Kommissar außer sich war vor Wut:
    ›Mein Gott, wie lange dauert das denn noch? Wollen Sie Zoologin werden? Wir wollen alle noch nach Hause!‹, brüllte er ganz schön sauer« – eigentlich kann ich jetzt auch nach Hause, der hört mir ja sowieso nicht zu.
    »›Also, ich weiß nicht. Das Ganze kommt mir doch nicht so bekannt vor‹, sagte die Frau schließlich.
    ›Das sage ich doch die ganze Zeit‹, atmete ich erleichtert auf. ›Ich bin es bestimmt nicht gewesen. Alle anderen sechsundachtzig Osmans kommen infrage. Alle dieseOsmans draußen sehen so gemein und triebhaft aus. Ich bin die einzige Ausnahme.‹
    ›Vielleicht sollten Sie in Zukunft den

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