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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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Beruf, der ja mehr als außergewöhnlich sein soll.«
    »Da muß ich Ihnen recht geben.«
    Dr. Quinn hob langsam ihre rechte Hand. Dann deutete sie auf Sukos Brust. »Sind Sie, ich meine, haben Sie vielleicht denselben Beruf?«
    »Ja. John und ich arbeiten zusammen.«
    Margret Quinn schloß für einen Moment die Augen. Dann schaute sie auf die Frau und holte tief Luft. »Ja, ja«, stieß sie hervor, »allmählich schließt sich der Kreis, obwohl ich die einzelnen Teile noch immer nicht begreifen kann. Aber Sie werden bestimmt recht haben.«
    »Ich heiße übrigens Suko.«
    Sie schlug mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich, Suko. Entschuldigen Sie, daß ich Ihren Namen nicht gewußt habe. Er ist einige Male gefallen, auch hier unten in Lauder, wenn ich mich mit Johns Eltern unterhielt. Ja«, sagte sie noch, »das erklärt vieles, aber nicht alles.«
    »Das stimmt.«
    Etwas unsicher fragte die Ärztin. »Bleibt diese Person auf der Liege auch für Sie ein Rätsel?«
    »Ja.«
    »Welches denn?«
    »Ich müßte sehr weit ausholen, um Ihnen das zu erklären. Nehmen Sie einfach hin, daß sie unter einer sehr alten und auch rätselhaften Macht gestanden und letztendlich gelitten hat. Um die Gründe zu kennen, muß man sehr weit zurückgehen. Man kann dabei auch nicht auf unserem Kontinent bleiben.«
    »Meinen Sie Europa damit?«
    »Ja.«
    Dr. Quinn hob wieder die Schultern. »Ich bin keine Historikerin und erst recht keine Person, die sich mit den Mysterien fremder Völker befaßt. Ich habe Medizin studiert. Ich kenne deshalb auch meine Grenzen, und hier muß ich passen. Trotzdem habe ich eine Frage an Sie, Suko.«
    »Bitte.«
    Beinahe bittend schaute die Frau ihn an. »Was machen wir denn jetzt mit ihr?«
    »Wir sollten sie zunächst einmal hier bei Ihnen lassen, Mrs. Quinn.«
    Ihr Gesicht verschloß sich. Suko sah, daß sie schluckte. Es schien ihr überhaupt nicht zu gefallen. Sie schloß die Hände zu Fäusten, öffnete sie wieder und schaute ins Leere. »Daß mir das nicht paßt, können Sie sich vorstellen.«
    »Bestimmt sogar. Aber ich sehe im Augenblick keine andere Möglichkeit. Wir wissen nicht mal, ob sie tot ist.«
    Die letzte Bemerkung sorgte bei der Ärztin für eine gewisse Mobilität. In ihrem Beruf gehörte es dazu, so etwas festzustellen. Deshalb sagte sie auch. »Moment mal, das werden wir gleich haben.« Mit einem langen Schritt hatte sie die Liege erreicht, wo Alischa in all ihrer Scheußlichkeit lag. Sie hatte sich noch mehr verändert, und Suko kam es vor, als wäre sie in die Breite gelaufen. Wie ein Körper, der sich allmählich von innen heraus auflöste und dabei seine ursprüngliche Form veränderte. Deshalb blieb die Ärztin auch kopfschüttelnd vor diesem Phänomen stehen und sagte leise: »Das begreife ich nicht.«
    Suko war neben sie getreten. »Es ist auch schwer«, gab er zu und senkte ebenfalls den Blick. Dabei fragte er sich, ob die Frau tatsächlich tot war oder sich noch auf dem Weg dorthin befand.
    In ihren Augen war kein Leben mehr, aber sie bewegte sich trotzdem. Der Körper zitterte. Er zerfiel. Die Haut war dabei, sich allmählich zu verändern. Gleichzeitig löste sie sich auf. Sie wurde immer weicher, sogar flüssig, denn unterhalb des Mantelsaums quoll diese dünne, fettig und sirupartige Masse hervor.
    Dr. Quinn hatte sie gesehen. »Meine Güte, was ist das nur?« hauchte sie.
    »Wenn ich Ihnen sage, daß es die Rache eines uralten Königs ist, würden Sie mir dann glauben?«
    »Ich sage ja , obwohl ich es nicht glaube.«
    »Aber es stimmt«, erklärte Suko. »Alles kommt genau hin. Alles paßt, und ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt ein normaler Mensch gewesen ist. Oder läßt ein Mensch sich mit dem Blut eines Fremden impfen?«
    »Was sagen Sie da?«
    »Ja, mit dem Blut eines uralten Fremden. Das heißt, mit dem ebenfalls uralten Blut.«
    »Muß ich das glauben?«
    »Sie sehen, was geschieht.«
    »Ja, das sehe ich.«
    Die Ärztin sprach nicht mehr weiter, weil ihr einfach die Worte fehlten. Suko war ebenfalls stumm. Er hatte es nicht glauben wollen, doch er sah jetzt den Beweis. Der Körper löste sich immer stärker auf. Diese Frau hatte den magischen Keim des Königs Lalibela in sich getragen. Irgendwo auch dessen Gene, die durch die Blutübertragung in sie hineingeraten waren. Jetzt zahlte sie dafür den Preis.
    Sie hatte ihren Auftrag nicht ausgeführt und versagt. Zugleich war im fernen Äthiopien etwas Wichtiges zerstört worden. Es gab die alte
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