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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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Schicht.
    Sie lebte noch.
    Alischa starrte Suko an.
    Veränderte Augen. Ölpfützen. Dunkelheit im Blick. Vielleicht auch durch Bluttropfen verschmiert. Das gesamte Gesicht der Frau sah aus, als hätte man ihm eine abstoßende Maske übergestreift. Auch die Haut am Hals war eingefallen. Alischa trug noch immer den Mantel. Aus den beiden Ärmeln schauten die Hände hervor. Auch sie hatten sich verändert. Sie waren alt geworden und wirkten ebenfalls ausgetrocknet. Aber Alischa lebte noch. Sie atmete geräuschvoll. Es war mehr ein Röcheln. Untermalt von blubbernden Geräuschen, die immer dann entstanden, wenn die kleinen Blutblasen, die diese Geräusche begleiteten, zerplatzten.
    Suko beugte sich über Alischa. Er schaute dabei direkt in ihr Gesicht. »Kannst du mich hören?« flüsterte er.
    Ja, sie hatte ihn gehört. Zumindest bewegte sie ihre ölartigen, sehr dunklen Augen und richtete den Blick wieder in die Höhe. Ihre Lippen zuckten wie bei einem Menschen, der etwas sagen wollte, aber sie kriegte kaum ein klares Wort heraus.
    Suko mußte schon genau hinhören, um sie überhaupt verstehen zu können. Dann hörte er den Namen Lalibela. Und dies nicht nur einmal, sondern mehrere Male.
    »Was ist mit ihm?« fragte er.
    »Lalibela. Verraten – Rache…«
    Sie hatte recht. Wie immer sich Alischa mit diesem geheimnisvollen König verbunden haben mochte – wahrscheinlich auch durch den Blutkontakt, von dem sie berichtet hatte –, seiner Rache konnte sie nicht entwischen. Es war etwas Wichtiges zerstört worden, was nicht nur ihm, sondern auch zu seinen Dienern gehörte, und dieses Wichtige hatte nur die Templer-Säule sein können.
    Suko konnte es nicht ändern. Er mußte den Tatsachen ins Auge sehen. Vor ihm lag eine alte Frau. Lalibelas Macht hatte sie verlassen.
    Und es war auf eine gewisse Art und Weise sogar gut so. Wenn er sich vorstellte, daß alle Personen, die zu Lalibelas Umkreis gehörten, so reagierten wie Alischa, dann wäre ein Machtwechsel an der Spitze der Regierung verdammt gefährlich gewesen.
    Das Husten hinter ihm hatte aufgehört. Dafür hörte er Schritte. Die Ärztin stellte sich neben ihn. Suko drehte den Kopf nach rechts, um sie anschauen zu können.
    Sie war noch immer sehr blaß. Am Hals zeichneten sich die Würgemale ab, aber ihre jetzige Blässe hatte nichts mehr mit dem Aussehen während dieser schrecklichen Würgezeit zu tun.
    Dr. Quinn war einfach überfordert, und das gab sie auch offen zu.
    »Ich weiß nicht weiter, Mister. Ich bin ratlos. Das hier übersteigt nicht nur meine medizinischen Kenntnisse, sondern auch meine Phantasie. Können Sie das verstehen?«
    »Und wie ich das kann.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Nichts weiter«, sagte Suko.
    »Bitte?«
    »Sie können diese Frau nicht mehr retten.« Suko hob die Schultern.
    Er suchte nach Worten. »Sie ist uns auf eine gewisse Art und Weise entrissen worden.«
    Dr. Quinn schüttelte den Kopf. »Wie Sie das sagen, Mister. Da komme ich nicht mit.«
    »Das Schicksal teilen Sie mit vielen Menschen, Doktor.«
    Die Ärztin runzelte die Stirn. Es war ihr anzusehen, daß sie nachdachte. »Wer sind Sie eigentlich?« fragte sie dann, um gleichzeitig einen Schritt zur Seite zu weichen, als hätte sie Angst vor Suko bekommen. »Sie haben hier - ahm, eine Person als Notfall eingeliefert, bei der meine ärztliche Kunst versagte. Und nicht nur das. Diese Person hat sich sogar verändert. Sie wurde zu einer anderen, zu einem völlig fremden Wesen…«
    »Ja, da haben Sie recht.«
    »Aber das ist keine Erklärung für dieses – Phänomen, oder?«
    »Ich gebe Ihnen recht. Das ist es nicht.« Suko wischte über seine Stirn. »Sie können mir glauben, daß es auch mir schwerfällt, eine Erklärung zu geben.«
    »Das kann ich mir selbst bei Ihnen vorstellen. Aber Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wer Sie sind. Nur scheinen Sie gute Beziehungen hier zur Polizei zu haben.«
    »Mein Name ist Suko. Ich arbeite für Scotland Yard und bin ein Kollege und Freund eines gewissen John Sinclair. Falls Ihnen der Name etwas sagt, Mrs. Quinn.« Die etwa vierzigjährige Frau mit den braunen Haaren, in denen sich die ersten grauen Streifen verloren, trat zurück. Sie öffnete den schmalen Mund. Ihre Nasenflügel zitterten. »Und ob mir dieser Name etwas sagt. Ich kenne auch die Eltern, das heißt, ich kannte sie. Ich weiß über John Sinclair Bescheid, obwohl ich ihn persönlich nicht kenne. Aber man erzählt sich einiges über ihn, vor allen Dingen über seinen
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