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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leicht, so einfach.
    Bis das böse Erwachen folgte.
    Der Aufprall war hart. Ich landete bäuchlings auf dem Steinboden und wurde aus meinem Wahn hervorgerissen. Zuerst tickte der Körper auf, dann zuckte der Kopf nach vorn. Ich schlug mit der Stirn ebenfalls an und sah tatsächlich für einen Augenblick Sterne aufleuchten.
    Eines stand plötzlich fest: ich hatte mich zu weit vorgewagt und hatte durch mein Erscheinen diesen festlichen Rahmen gesprengt.
    Zudem war ich noch ein Fremder, den die Diakone und Priester auf keinen Fall akzeptieren konnten.
    Ich lag noch immer starr.
    Und es war still um mich herum.
    Absolut still, wie ich fand.
    Nur um mich herum schwebten nach wie vor die Wolken, aber sie bekamen keinen Nachschub mehr, denn auch die Bewegungen der Männer waren erstarrt. Über mir schoben sich die Wolken zu einer einzigen zusammen, die sich mit eine wahnsinnigen Spannung auflud, aus der jeden Moment ein Blitz hervorzacken konnte, um mich zu spalten.
    Es war nur Einbildung, ein schlechtes Vorzeichen, aber ich blieb liegen. Unter mir spürte ich die Kälte des Steinbodens.
    Nichts bewegte sich, ich selbst traute mich nicht, atmete durch den offenen Mund und merkte erst jetzt, daß ich mir beim Fallen die Stirn leicht angeschlagen hatte, denn dort war eine kleine Wunde zurückgeblieben, aus der Blut quoll.
    Wie ging es weiter?
    Fragen bohrten sich durch meinen Kopf. Ich war endlich wieder in der Lage, etwas besser zu denken. Es mochte auch daran liegen, daß die Schwaden des Weihrauchs nicht mehr ganz so dicht waren.
    Die Stille verlor sich.
    Nicht sehr plötzlich. Nach und nach wurde sie zurückgedrängt.
    Hier und da klirrte eine Kette. Aber keine Musik spielte. Dafür Stimmen. Zischelnd und flüsternd.
    Dann Schritte.
    Ich hatte versucht, herauszufinden, woher sie kamen. Es war unmöglich, denn die Personen kamen von allen Seiten auf mich zu. Sie zogen damit den Kreis enger, und ich wußte jetzt, daß nicht mehr die Lade das Zentrum war, sondern ich.
    Denn ich, der Fremde, hatte einen Frevel begangen, indem ich in die Kirche eingedrungen war und mich dem Allerheiligsten genähert hatte. Eine Sünde, vielleicht sogar eine Todsünde, so daß ich mit dem Schlimmsten rechnen mußte.
    Bei manchen religiösen Gruppen herrschten oftmals archaische Zustände. Auch vor Opferungen wurde nicht zurückgeschreckt, und so war es ja auch in den alten biblischen Zeiten gewesen.
    Sie kamen.
    Sie flüsterten.
    Ihre Stimmen waren leise. Doch in ihrer Gesamtheit schwollen sie an wie ein düsterer Orkan, der über mich hinwegbrauste.
    Ich hatte mich bisher noch nicht bewegt, stellte mich tot. Nicht etwa, weil ich es nicht konnte, ich traute mich einfach nicht. Ich hatte Angst.
    Aber die Richter oder Henker waren da. Sie kamen herbei. Sie ließen sich nicht abhalten. Ich hörte sie. Der Steinboden trug das Echo ihrer Schritte an meine Ohren. Und jeder Schritt war für mich wie der Teil eines Urteils, das letztendlich mit meinem Tod endete.
    Es kam die Zeit, wo ich mich nicht mehr nur auf mein Gehör verließ, sondern auch schauen wollte. Dazu mußte ich mich bewegen.
    Zumindest den Kopf und dann die Augen öffnen. Ich wußte, daß ich es konnte, aber der Zwang, mich totzustellen, war nach wie vor da, und so fiel es mir auch verdammt schwer.
    Ich blinzelte zuerst.
    Viel war nicht zu sehen. Nach wie vor kroch der Dunst über den Boden wie der Körper eines nie abreißenden Gespenstes. Aber er war hier dünner. In seinen Schatten hinein, in seine Wolken, seine sich bewegenden Streifen drängten sich andere Gegenstände.
    Schwingende Fahnen. Darunter Füße, die in einem Schuhwerk aus Flechten steckten. Es waren keine Fahnen, dafür aber die Säume der langen Gewänder, die sich beim Gehen bewegten.
    Der Kreis verdichtete sich.
    Das Flüstern der Stimmen blieb, aber die Männer sprachen jetzt lauter. Zwar verstand ich sie nicht, aber der Klang ihrer Worte sagte mir eigentlich genug.
    Freude und Zustimmung brachten sie mir nicht entgegen. Die gemurmelten Worte hörten sich drohend an. Zumindest empfand ich sie so. Selbst ich hätte an ihrer Stelle nicht anders reagiert.
    Worte, die anschwollen. Die zu einer Drohung wurden. Da füllte sich die Wolke der Spannung akustisch auf. Ich fühlte mich gestört, und so drehte ich den Kopf ein wenig herum. Eine erste sichtbare Bewegung nach meinem Aufprall.
    Ich schaute in die Höhe.
    Die Männer umstanden mich sehr dicht. Sie schauten auf mich herab. Ihre Gestalten kamen mir vor wie hohe

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