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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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John Sinclair. Aber an sie herangehen mußt du allein, das sage ich dir jetzt schon.«
    Ich konnte nicht anders und mußte wieder lachen. »Die Lade finden, sagst du? Die wievielte denn?«
    »Die echte.«
    »Klar, die…« Ich stutzte und riß den Kopf hoch. Plötzlich war ich wieder voll da. »Was hast du gesagt? Die echte Bundeslade? Oder habe ich mich verhört?«
    »Nein, das hast du nicht.«
    Auf einmal war ich nervös und wischte die schweißfeuchten Handflächen an meiner Kleidung ab. Auch Mikail sagte nichts, er wartete erst einmal ab, bis ich meine Gedanken geordnet hatte.
    Von der anderen Seite der Kirche hörte ich Stimmen und Musik.
    Dort setzte sich die Prozession mit der falschen Bundeslade gerade in Bewegung. Gläubige führten ihre rituellen Tänze auf, sangen und sprachen die alten Gebete und wurden dabei von den Instrumenten begleitet.
    »Und du hast mich nicht einen Blick unter das Tuch werfen lassen«, sagte ich.
    »Das ist wohl wahr.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich auf keinen Fall wollte, daß du einen falschen Eindruck von der Bundeslade bekommst. Wenn du jemals eine siehst, dann muß es die echte Bundeslade sein, denn du bist würdig genug.«
    »Ich?« murmelte ich. »Warum gerade ich?«
    »Schau dich an. Sieh den Glanz des Schwertes, das sich in deinem Besitz befindet. Und dann denke daran, wem das Schwert einmal gehört hat.«
    »Das weiß ich doch«, erwiderte ich, ohne den Namen noch auszusprechen.
    »Eben. Salomo hat für die Lade einen Tempel bauen lassen. Sein Schwert war nicht dafür geeignet, Kriege anzuzetteln. Er war der friedliche Herrscher. Er hat die Stämme Israels vereint, und das Schwert war letztendlich für ihn nur ein Symbol, weil es einfach zur Würde des Königs gehört. Begreifst du das?«
    »Allmählich«, gab ich zu. »Dann ist diese Waffe für mich so etwas wie ein Türschlüssel.«
    »Genau. Der Schlüssel zur Bundeslade.«
    Ich schwieg. Dabei schaute ich Mikail aber an. Ich versuchte herauszufinden, ob er mir nun die Wahrheit sagte oder mich weiterhin hinhalten wollte.
    Konnte ich ihm trauen?
    Ich hatte es mir angewöhnt, in die Augen eines Menschen zu schauen. Sie waren oft genug die Spiegel seiner Seele, und das hatte ich immer wieder erlebt. Augen lügen zu lassen, ist schwer, da mußte man schon ein Könner sein. Ein verdammt abgebrühter Typ.
    Das war Mikail nicht.
    Ich blickte in seine Augen. Ich sah das Weiße schimmern, in das seine Pupillen wie eingebettet lagen. Es waren außergewöhnliche Augen, und sie waren mir auch zuerst bei diesem Mann aufgefallen.
    Auch falsche?
    Nein, sicherlich nicht. So wie er sich mir gegenüber verhalten hatte, konnten sie nicht falsch sein. In seinem Blick lag ein Ernst, der mich wegen meiner anderen Gedanken beinahe beschämte.
    »Hast du dich entschieden?« fragte er.
    Ich antwortete mit einer Gegenfrage. »Was weißt du?«
    Er hob die Schultern. »Alles«, sagte er dann und korrigierte sich sofort. »Oder fast alles. Das, was ich nicht weiß, sollst du herausfinden, John.«
    Ich atmete tief durch. »Gut, Mikail, ich vertraue dir.«
    Er nickte und lächelte wieder. »Dann laß uns gehen, mein Freund…«
    ***
    Terence Bull hatte sich mit seinem Kollegen Slim McGanter darauf geeinigt, daß sie den Dienst an diesem Tag nicht teilten. McGanter mußte zu einer Beerdigung nach Edinbourgh, weil eine Tante gestorben war, und so hatte Bull sich bereit erklärt, eine Doppelschicht zu schieben.
    Seiner Frau hatte das nicht gefallen, sie wollte aber vorbeischauen, um ihrem Mann wenigstens eine Mahlzeit zu bringen.
    Terence hatte Hunger und wartete bereits darauf. Wohl fühlte er sich nicht. Es lag nicht daran, daß er länger Dienst arbeiten mußte, sondern an seinen beiden »Gästen«, die im Anbau aufgebahrt worden waren.
    Mary und Horace F. Sinclair!
    Beide tot – ermordet. Und von den Tätern fehlte bislang jede Spur.
    Wie Phantome mußten die Mörder erschienen sein, hatten zugeschlagen und sich wieder lautlos zurückgezogen. Killer, die einfach nicht zu fassen waren. Die möglicherweise nicht mal zur Kategorie Mensch gehörten. Wer waren sie dann?
    Bull war mit Arbeit nicht eben ausgelastet. In Lauder passierte nicht viel. So hatte er Zeit genug, sich über viele Dinge Gedanken zu machen. Er freute sich auch über Besucher, die nur einmal vorbeikamen, um private Dinge zu bereden. Eigentlich hatten er und McGanter noch einen Chef. Der aber litt an einer Grippe, war zu Hause geblieben und wollte nur im Notfall alarmiert

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