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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und hatte sich einen Menschen als Gastkörper ausgesucht. Es wußte, daß es noch einige Menschen gab, in denen ein Teil des Königs wirksam war.
    Die Gruppe gehorchte ihm. Sie wollte die alte Herrschaft wieder errichten. Das war ungemein nobel, und er freute sich darüber. Er hatte in seiner Zeit viel kennengelernt. Das Wissen war gespeichert, und er dachte daran, daß es ihm vergönnt gewesen war, viel, sehr viel zu sehen. Mehr als den meisten Menschen. Aber er hatte nicht nur optisch gesehen, sondern auch mit seinem Geist, und er hatte wirklich eine Menge in Erfahrung bringen können.
    Über andere Welten, über Dinge, von denen kaum jemand etwas wußte. Über Magie, zum Beispiel…
    Er war auf dem Weg.
    Er hatte ein Ziel.
    Er suchte einen neuen Körper, den er wieder durch seinen Geist beseelen konnte.
    Den gab es.
    Nicht im Arztzimmer.
    Woanders, aber in der Nähe.
    Und dort mußte er hin…
    ***
    Terence Bull hatte die Tür endlich geöffnet. Sogar eine gewisse Überwindung war da vonnöten gewesen, aber schließlich hatte er es hinter sich gebracht.
    Der Gang lag vor ihm.
    Er war ihm vertraut. Jeder Zentimeter des Bodens, jedes kleine Stück Wand und auch jeder Schmutzfleck. Nichts lief mehr aus dem Rahmen, alles war okay, war wie immer.
    Auch die Zellen, wo sich nichts verändert hatte. Es gab einfach keine Veränderung, und es schlief dort auch niemand seinen Rausch aus. Alles war bestens.
    Wirklich alles?
    Er schluckte. Sein Speichel schmeckte bitter. Er war nervös. Die Worte seiner Frau brannten in ihm wie heiße Nadelstiche. Bull wußte, daß nicht mehr alles so super war wie sonst. Es hatte sich etwas verändert, und auch er veränderte sich, denn er ging nicht normal, sondern mit vorsichtigen Schritten. Wie jemand, der möglichst keine Geräusche verursachen wollte. Der Constabler schielte nach allen Seiten.
    An den Wänden hatte sich nichts verändert. Es war alles wie immer. So schrecklich normal.
    Gut so…
    Und trotzdem wollte er sich nicht beruhigen. Ich bin der Mann, der durch Watte geht, dachte er. Ja, ich bewege mich tatsächlich wie durch eine Watte.
    Bis zum Anbau war es nicht weit. Heute kam es ihm noch kürzer vor. Er hatte es sich länger gewünscht, und wieder blieb er vor einer Tür stehen.
    Der Leichengeruch fiel ihm ein.
    Roch es nun nach Verwesung oder nicht?
    Bull konnte sich nicht entscheiden, aber in der Luft schwebte schon etwas, das war ihm klar. Aber ob es der Gestank von verwesenden Leichen war, konnte er nicht sagen. Ihm fehlte einfach die Erfahrung. Bull war keiner, der sich freiwillig auf einem Friedhof oder im Leichenschauhaus herumtrieb, um sich mit den dort herrschenden Gerüchen anzufreunden. Alles war möglich, aber er konnte es sich nicht vorstellen.
    Zurückgehen und alles auf sich beruhen lassen oder nachschauen?
    Er wußte, daß die beiden Sinclairs dort lagen. Ihr Anblick würde für ihn kein Schock mehr sein, davon war er überzeugt. Auch wenn er sich noch immer nicht vorstellen konnte, daß gerade dieses agile Ehepaar nicht mehr unter den Lebenden weilte.
    Also öffnete er die Tür.
    Natürlich auch langsam. Das Quietschen der Angeln durchbrach die Stille.
    Für einen Moment kam ihm der Gedanke, daß die beiden Leichen das Geräusch abgegeben haben könnten. Dann versuchte er, über sich selbst zu lachen. Tote waren tot. Sie würden keine Geräusche mehr von sich geben. Das hier war ja kein Film, er erlebte die Realität.
    Obwohl, das wußte Bull, sich der Sohn des toten Ehepaars mit Fällen beschäftigte, über die ein normaler Mensch nur den Kopf schütteln konnte.
    Dieser Sinclair glaubte sogar an lebende Leichen, die man Zombies nannte. Daß sich aber seine eigenen toten Eltern in derartige Geschöpfe verwandeln könnten, daran würde er bestimmt nicht glauben. Das war einfach zuviel.
    Terence Bull war auf der Schwelle stehengeblieben. Den Türgriff hielt er noch fest, und er schaute dabei in eine gräuliche Dunkelheit hinein.
    Es fiel Licht in den Raum, aber es war zuwenig. Somit überwogen die Schatten.
    Bull sah sie überall. Auf dem Boden, in den Ecken, sogar an den Wänden strichen sie entlang, als bestünden sie dort aus langen und zugleich dicken Fingern.
    Die beiden Leichen lagen in der Mitte.
    Er sah sie, wenn auch nicht deutlich. Sie waren aufgebahrt. Im dunklen Grau der Umgebung schimmerten ihre Gesichter wächsern.
    Auch darüber verteilten sich Schatten, ohne allerdings die andere Farbe richtig vertreiben zu können.
    Terence schüttelte sich.

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