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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm jetzt stärker aus. Eigentlich hätte ich schreiend wegrennen sollen, dachte er. Aber ich tue es nicht. Ich bleibe hier stehen und starre in das Gesicht des toten Mannes. Ich kann meinen Blick einfach nicht von den Augen lösen. Es ist grauenhaft. Ich bin wie festgeleimt.
    Er hatte die Zeit vergessen. Deshalb wußte er auch nicht, wie lange er auf der Stelle stand. Aber er beschäftigte sich nicht nur mit den Augen, gegen die er in der Realität schaute, er dachte auch an die Zeit, als Horace F. Sinclair noch unter den Lebenden geweilt hatte.
    Wieso diese Erinnerungen plötzlich über ihn gekommen waren, wußte er selbst nicht. Da war etwas, das ihn verdammt störte, aber er kam nicht sofort darauf, um was es sich handelte.
    Er hatte Mr. Sinclair gekannt. Zwar nicht so gut wie andere Bewohner aus Lauder, aber sie hatten gelegentlich miteinander gesprochen, und dabei hatten sich die beiden zwangsläufig angeschaut.
    In die Augen gesehen.
    Ich in Sinclairs, dachte er und grub dabei tiefer in seiner Erinnerung.
    »Ja«, flüsterte er wieder. »Auch damals habe ich in seine Augen geschaut…« Bull mußte schlucken. Etwas war mit ihm. Er stöhnte auf. Seine Hand wanderte hoch zum Mund, um den Laut zu stoppen, was sie nicht mehr schaffte.
    Jetzt war es ihm klar. Ihm war sogar alles klar, und das empfand er als erschreckend.
    Die Augen des Toten hatten nicht mehr dieselbe Farbe wie zu Lebzeiten. Früher, zu Sinclairs Lebzeiten, da waren sie grau gewesen.
    Vielleicht auch graublau. Jetzt nicht mehr, denn nun zeigten sie einen dunklen, beinahe öligen Ausdruck. Sie erinnerten ihn an zwei mit schmutzigem Wasser gefüllte Pfützen.
    Terence Bull wußte nicht mehr, was er denken sollte oder was nicht. Sein Gehirnfluß war durch den Schock gestoppt worden. Er konnte und er wollte auch nicht mehr denken, aber die Tatsachen blieben. Die Augen hatten eine andere Farbe bekommen.
    Etwas zischte durch den Raum. Es war kein Ventil geöffnet worden. Der Constabler merkte, daß es sein eigenes Atemgeräusch war, das ihn gestört hatte.
    Himmel, wie war das möglich?
    Bull wunderte sich, daß er noch immer neben dem Toten stand. Er dachte an seine Phantasien, wie sich die beiden Leichen von ihren Unterlagen gewälzt hatten, um als Zombies durch die Gegend zu laufen und sich vielleicht an den Menschen zu vergehen.
    Nein, das war nicht eingetreten. Es hatte sich nur die Farbe der Augen verändert.
    Ein Beginn? Sollte das der Anfang zur Umwandlung in einen Zombie gewesen sein?
    Eine Erklärung fand er nicht. Es war alles möglich. Zumindest in seiner Phantasie. Mit solchen Phänomenen hatte er natürlich wenig Erfahrung. Der Sohn der Toten kam damit viel besser zurecht, ebenfalls dessen Freund und Kollege Suko, der nun unbedingt informiert werden mußte.
    Das hier war zuviel für einen einfachen Constabler. Hier spielten Dinge eine Rolle, die er nicht mehr überblicken konnte. Und irgendwann würde auch er in diesen verdammten Kreislauf mit hineingezogen werden, davon ging er aus.
    Nichts, gar nichts, sollte ihn hier noch länger halten. Er mußte so schnell wie möglich diesen verdammten Totenraum verlassen, zum Telefon gehen und Suko anrufen.
    Er drehte sich um. Dabei schwankte er und hatte das Gefühl, fallen zu müssen.
    Mit einem unsicheren Schritt trat er über die Schwelle. Und diese Unsicherheit hörte auch nicht auf, als er wie ein Betrunkener durch den Gang in Richtung Büro wankte…
    ***
    Suko war in seinen Leihwagen gestiegen und hatte die kurze Strecke rasch zurückgelegt. Er parkte vor der kleinen Polizeistation, stieg aus, ging aber noch nicht auf den Bau mit dem rötlichbraunen Außenklinker zu, sondern blieb davor stehen und tastete mit seinen Blicken die Fassade ab.
    Nein, hier hatte sich nichts verändert. Er sah auch hinter den Fensterscheiben nichts. Es herrschte eine normale Atmosphäre. Dennoch wurde er das dumpfe, unangenehme Gefühl nicht los. Er konnte sich vorstellen, daß er eine böse Überraschung erlebte.
    Mit schnellen Schritten eilte er auf den Eingang zu. Es war windiger geworden. In seiner Nähe wurde Papier und dunkelbraunes Laub vom vergangenen Herbst vorbeigetrieben. Suko mußte an seinen Freund John denken, der sich in Äthiopien herumtrieb, wo die klimatischen Verhältnisse entgegengesetzt zu denen hier waren.
    Wenig später hatte Suko die Tür zum Büro des Constablers geöffnet – und er sah einen gebückt am Schreibtisch stehenden Mann, der einen Telefonhörer festhielt, sich aber umdrehte und

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