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1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es lag in der Mulde seiner zusammengelegten Knochenhände wie ein kostbares Kleinod. Deutlich zeichnete sich John Sinclairs Kreuz über dem liegenden Halbmond ab, der zudem von Sternen umgeben war.
    Das Siegel mußte also wichtig für den alten Templer-Führer sein, sonst hätte er es bestimmt nicht mitgebracht.
    Im Zimmer blieb es etwa einen Schritt hinter der Tür stehen und drehte seinen silbrigen Kopf. Es lagen keine Augen in den Höhlen, es würde nichts sehen können, aber der Abbé wußte trotzdem, daß dieses Skelett seine Umgebung genau beobachtete. Es nahm mit seinen geheimnisvollen Sensoren alles auf, was sich in der Umgebung befand, denn es hatte auch den Weg zum Haus gefunden. Ebenfalls gerufen durch die Macht des Würfels.
    Wieder schaute es sich um.
    Der Abbé sagte nichts. Er war zur Seite getreten, bis fast an seinen Schreibtisch heran. Er ließ das Skelett dabei nicht aus den Augen und wartete darauf, daß etwas geschah.
    Und sein unheimlicher Besucher tat ihm den Gefallen auch. Das Gerippe ging plötzlich auf das Fenster zu, wobei die Scheibe sicherlich nicht sein Ziel war, sondern der vor ihr stehende Knochensessel.
    Bloch wußte Bescheid.
    Es würde denselben Weg gehen wollen wie zuvor John Sinclair.
    Ein Besuch bei ihm. Vielleicht in einem fremden Land oder in einer fremden Zeit. Wer konnte das sagen?
    Der Mund des Templers war trocken geworden. Er schaute fasziniert zu. Das Skelett hielt vor dem Knochensessel für einen Moment an und senkte den Kopf.
    Wenn es sich setzen wollte, mußte es sich drehen. Kaum hatte der Abbé daran gedacht, als dies geschah. Das Skelett drehte sich um und nahm Platz.
    Bloch schluckte. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Ein Skelett saß auf einem Skelett.
    Hector de Valois drückte sich zurück. Es war zu hören, wie seine Knochen die des Sessels berührten. Ein leichtes Schaben, aber kein Knacken, das auf ein Zusammenbrechen des Knochensessels hingedeutet hätte.
    Der Abbé hätte ihm gern einige Fragen gestellt, aber das Skelett konnte nicht antworten. So mußte der Abbé abwarten und zuschauen.
    Das Siegel der Templer lag noch immer auf den Händen des Knöchernen. Er senkte den Blick. Es war wie ein Zeichen, denn plötzlich leuchtete das Kreuz für einen Moment auf.
    Der Abbé wußte nun, daß die Verbindung zustandegekommen war. Es würde etwas geschehen.
    Die Gestalt des Hector de Valoisstrahlte für einen Moment auf.
    Unzählige Lichtpunkte umschwammen den Umriß, zirkulierten, flimmerten und lösten die Gestalt auf.
    Der Abbé stöhnte leise, als er auf den leeren Sessel schaute. Er mußte einen Schritt zur Seite gehen, weil er eine Stütze brauchte. Sie fand er an seinem Schreibtisch.
    Er hatte weiche Knie. Seine Lippen zitterten, aber er brachte keinen Laut hervor. Ihn schwindelte, doch er wußte zugleich, daß ihm nichts Besseres hatte passieren können. Schließlich war das Erscheinen des Hector de Valois von ihm persönlich eingeleitet worden.
    Es kehrte auch nicht zurück. Es blieb verschwunden, aber es hatte ein neues Ziel gefunden.
    Wo?
    Der Abbé konnte nicht mal raten, nur hoffen. Und so hoffte er, daß Hector de Valois genau das Richtige tat und als Helfer einem gewissen John Sinclair zur Seite stand.
    Mehr wollte der Abbé nicht verlangen…
    ***
    Suko fühlte sich manipuliert, wenn er es vornehm ausdrückte. Anders herum mußte er sich sagen, daß er mit gewissen Vorgängen nicht mehr zurechtkam.
    Zuerst hatte der tote Horace F. Sinclair so schrecklich geschrien.
    Dann hatte er den Namen seines Sohnes gerufen. Mit lauter, aber auch mit schrecklicher Stimme, die Suko nie in seinem Leben vergessen würde. Und dann hatte der Tote geweint.
    Aus den braunen, veränderten Augen waren die Tränen über die bläulichweiße Gesichtshaut gelaufen. Tränen eines Toten.
    Warum? Weshalb hatte der Tote geweint? An sich schon war das ein unglaubliches Phänomen, aber Suko dachte einen Schritt weiter und auch daran, daß es ein Motiv geben mußte.
    John – John Sinclair!
    Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Der tote Horace F.
    Sinclair war durch den Geist des ebenfalls verstorbenen Königs Lalibela verändert worden. Der Geist hatte in dieser Leiche einen neuen Wirtskörper gefunden. Die Farbe der Augen hatte sich verändert, und er mußte es auch geschafft haben, eine Verbindung zu John Sinclair herzustellen.
    Es war schwer für Suko, damit zurechtzukommen. Aber die Tatsachen ließen sich nicht übersehen, und er würde sie auch akzeptieren

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