1006 - Die Falle von Cratcan
plötzlich stehen.
Schwerfällig drehte er sich zu den anderen um und deutete dann hinauf in den bleifarbenen Himmel. „Ein Lufthammer!" rief er ihnen zu. „Es bildet sich ein Lufthammer, und hier gibt es keine Deckung."
Mallagan sah, daß die Tarts nur mit Mühe ihre Panik unterdrückten. „Was ist ein Lufthammer?" fragte Scoutie und versuchte in dem vor aufsteigender Hitze flimmernden Himmel Anzeichen einer Veränderung zu finden. Sie sah nur eine aus dem Nichts heraus entstehende Wolke, die kaum etwas Beunruhigendes an sich hatte. „Vielleicht wird es bald regnen."
„Das ist keine Regenwolke", murmelte Mallagan unsicher. „Sie ist viel zu regelmäßig geformt. Optisch betrachtet ein Kreis, von hier aus. Wahrscheinlich aber eine Kugel. Sie wird nicht mehr größer, dafür aber dunkler."
„Frag Lordos, ob das ein Lufthammer ist und welche Gefahr er darstellt", schlug Faddon vor.
Mallagan sah in einer Frage kein Risiko. Allerdings machte Lordos im Augenblick nicht den Eindruck, als habe er Zeit oder Lust, Fragen zu beantworten. Wie gehetzt sahen sich die Tarts nach allen Seiten um. Sie suchten Schutz.
Vor der immer dunkler werdenden Wolke, die sich ihnen nicht mehr zu nähern schien?
Mallagan ging zu Lordos. „Der Lufthammer...? Was ist das?"
Der Tart ließ die Wolke nicht aus den Augen. „Niemand weiß wirklich, was ein Lufthammer ist. Eine elektromagnetische Erscheinung wahrscheinlich. Eine Konzentration von Naturkräften, die sich urplötzlich entlädt und alles vernichtet, was sie trifft. Wie eine Bombe ..."
„Eine Art Gewitter?" fragte Scoutie, die jetzt neben ihnen stand. „Nur eine Art", vermutete Mallagan. Er wandte sich wieder an den Tart: „Was können wir tun? Warum suchen wir keinen Schutz zwischen den Dünen? Es gibt doch Mulden ..."
„Es gibt keinen Schutz", unterbrach ihn Lordos.
Es war ganz offensichtlich, daß die Tarts resignierten. Mit angstvoll aufgerissenen Augen starrten sie schräg empor zu der Kugelwolke, die nun wieder kleiner, dafür aber dunkler wurde. Sie schwebte mit geringer Geschwindigkeit dahin und änderte mehrmals ihre Richtung. Dabei sank sie tiefer.
Die Gruppe der Tarts und Betschiden stand auf einer ebenen Fläche zwischen den Dünen. Weiter vorn schimmerte so etwas wie ein See, dunkel und schwarz. Er schien das Licht der Sonne völlig aufzusaugen.
Lordos, nun selbst in Gefahr, hatte seinen Auftrag längst vergessen. Es ging jetzt um das Leben aller. Aufmerksam beobachtete er den Flug der Wolke, die nun mit einer solchen keine Ähnlichkeit mehr hatte. Die dunkle Kugel, deren Durchmesser nicht zu bestimmen war und die aus gasförmiger Materie zu bestehen schien, verschwand hinter dem Kamm einer in Marschrichtung quer liegenden Düne. „Hinlegen!" rief Lordos, und in seiner Stimme war so etwas wie Erleichterung.
Die Tarts gehorchten sofort, zögernd befolgten dann auch die Betschiden den Befehl.
Und keine Sekunde zu früh.
Jenseits der Dünen flammte eine ungeheure Detonation auf. Ein greller Blitz schoß in die Himmel hinauf und ließ die Sonne verblassen. Dann erst rasten zwei Druckwellen heran. Die eine pflanzte sich durch die Luft fort und überschüttete die flach im Sand liegenden Tarts und Betschiden mit einer Staubfontäne, so daß sie fast darunter verschwanden. Die zweite Druckwelle ging durch den Wüstenboden. Sie wirkte wie ein Aufbäumen des Planeten.
Dann schien es Mallagan, als sei er plötzlich taub geworden. Nach dem fürchterlichen Explosionsknall herrschte eine unnatürliche Stille, die weh tat. Mühsam nur arbeitete er sich aus dem Sand heraus, der ihn fast völlig bedeckt hatte. Nebenan regten sich auch Faddon und Scoutie. Die Tarts hatten es leichter, weil sie kräftiger gebaut waren.
Niemand hatte Schaden erlitten. „Eine Entladung, ein Naturphänomen ...", murmelte Faddon und half Scoutie, auf die Beine zu kommen. „Ich glaube, wir haben verdammtes Glück gehabt. Wenn das hier in der Nähe passiert wäre."
„Sie bilden sich nur selten", sagte Lordos. „Es gibt keinen Schutz gegen sie. Zum Glück kommen sie nur hier in der Scallnag-Wüste vor. Wir gehen jetzt weiter."
Den Betschiden saß der Schreck noch zu sehr in den Knochen. „Warte noch", bat Mallagan. „Wir müssen uns erst ein wenig erholen. Scoutie zittert ja am ganzen Körper."
„Das geht vorüber", protestierte das Mädchen. „Laßt euch nur nicht aufhalten. Ist das da weiter vorn ein See?"
Mallagan fiel auf, daß Lordos mit der Antwort zögerte. Die anderen
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