1006 - Die Falle von Cratcan
kurzes Aufblitzen hoch über der Senke. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, und er fand es nicht mehr wieder.
Vielleicht war es auch nur eine Täuschung gewesen.
Er vergaß es wieder.
Lordos erhob sich und kam zu ihnen. „Wir werden in die Senke hinabgehen", gab er den Entschluß der Tarts bekannt. „Wasser wird benötigt, und auf den Bäumen wachsen eßbare Früchte." Er betonte das Wort „eßbar" sehr sonderbar. „Aber es gibt auch Gefahren. Weißwürmer halten sich sehr oft an solchen Orten auf. Sie sind nicht sehr dick, aber ungemein lang, bis zu fünfzig Meter. Wen sie einmal umschlungen haben, dem ist nicht zu helfen."
„Wir haben Waffen", hielt Mallagan ihm entgegen. „Damit ließen sich die Qualen des Opfers nur verkürzen", lautete die wenig tröstliche Antwort. „Wenn wir zusammen bleiben und uns im Notfall einigeln, kann eigentlich nicht viel passieren", schlug Faddon vor und klopfte zuversichtlich auf den Griff seines Strahlers. „Wenn es da unten etwas zu trinken und essen gibt, lassen wir uns das auf keinen Fall entgehen."
Dagegen gab es nicht viel zu sagen.
Lordos übernahm ohne jeden Kommentar die Spitze und ging voran.
*
Die Oase machte einen friedlichen Eindruck, und es gab genügend trockenes Holz, um endlich wieder ein Feuer zu entzünden.
Garost, Faddon und zwei Tarts hatten vorher das Gelände abgesucht, aber nichts Verdächtiges entdecken können. Angeblich verriet sich die Anwesenheit der Weißwürmer durch armdicke Löcher im Boden, in dem sie sich meist aufhielten. Es gab einige harmlose Insekten und ebenso harmlose Kleintiere, die keine Gefahr darstellten.
Die Tarts waren zum Glück hungrig genug, sich auf die Früchte zu stürzen, die an den Bäumen hingen. Mallagan der sie genau beobachtete, fand sehr schnell heraus, daß sie eine ganz bestimmte Frucht mieden, obwohl sie äußerst appetitlich aussah. Lordos versäumte es, eine entsprechende Warnung auszusprechen.
Die Betschiden pflückten also nur jene Früchte, die auch von den Tarts genommen und verzehrt wurden. Damit war auch diese Gefahr beseitigt.
Es war durchaus logisch, daß Lordos Nachtwachen vorschlug. Die Tarts waren von eventuell angreifenden Weißwürmern genauso bedroht wie die Betschiden. Mallagan erklärte sich damit sofort einverstanden. Er war jedoch vorsichtig genug, seinen Freunden später zu erklären: „Es könnte uns so ergehen wie am Felsen. Wenn ein Tart Wache hält und die Würmer kommen, werden sie einfach abhauen und uns unserem Schicksal überlassen. Wir werden also unabhängig von der offiziellen Wache abwechselnd wach bleiben."
Als einige Stunden später der Tart Krot ein wenig abseits des lodernden Feuers hockte, lag Faddon nicht weit von der wärmenden Glut entfernt und lauschte in die Finsternis der Nacht hinein, behielt den wachenden Krot jedoch ständig im Auge.
Eine Vorsichtsmaßnahme, die sich bewährte.
Allerdings wäre es kaum die Schuld der Tarts gewesen, wenn es zu einem Unglück gekommen wäre, das allen das Leben hätte kosten können.
Zuerst vernahm Faddon ein kaum wahrnehmbares Geräusch, ein leichtes Schaben, so als zöge jemand mit einem Stock eine Linie durch den Sand. Er blieb ruhig liegen und beobachtete Krot, der jedoch nichts bemerkt zu haben schien.
Faddon war sich nicht sicher, aus welcher Richtung das Geräusch kam, bis er endlich begriff, daß er es von allen Seiten hörte. Das Schaben auf dem sandigen Grund konnte sehr gut von schlangenähnlichen Wesen stammen, die den Lagerplatz regelrecht einkreisten.
Er hielt seinen Strahler feuerbereit in der Hand, immer noch verborgen unter seinem Körper. Eine innere Stimme riet ihm, noch abzuwarten, um einen letzten Beweis für die wahren Absichten der Tarts zu erhalten. Dafür mußte die Gefahr schon in Kauf genommen werden.
Und dann war es zu spät.
Blitzschnell schlang sich etwas Weißes, armdick und aalglatt, um den Körper des ahnungslosen Tarts und zog ihn in das spärliche Gebüsch, ehe dieser einen Schrei ausstoßen konnte.
Nun erst sprang Faddon auf und stieß einen Alarmruf aus, der die anderen sofort weckte. Die Schreie Krots entfernten sich schnell und verrieten, was geschehen war. „Die Weißwürmer!" brüllte Lordos und stürmte in das Dunkel. Garost warf Holz ins Feuer, das sofort aufloderte. Der Schein enthüllte ein halbes Dutzend Weißwürmer, die, von dem Licht geblendet, ihren Vormarsch stoppten.
Mallagan stand breitbeinig über der noch liegenden Scoutie und tötete
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