1006 - Die Falle von Cratcan
plötzlich einen gellenden Schrei ausstieß. Sie wurde von zwei Schriten angegriffen, die unbemerkt auf das kleine Felsplateau gelangt waren und ihr Netz über das Mädchen warfen.
Auch Faddon kam herbeigeeilt. Mit gezielten Schüssen erledigten die beiden Männer die Angreifer und befreiten das Mädchen aus den klebrigen Netzen. Dann mußten sie sich wieder um die Gegner kümmern, bis diese endlich aufgaben und sich in die Wüste zurückzogen.
Inzwischen war es so hell geworden, daß die Tarts wieder zu sehen waren. Sie hatten sich ein gutes Stück von dem Felsen in östlicher Richtung entfernt. Der Stützpunkt Cratcan jedoch lag genau im Westen. „Sie laufen immer weiter in die Wüste hinein", stellte Faddon erstaunt fest. „Sollen wir ihnen folgen?"
„Sie werden zurückkehren", vermutete Scoutie. „Ob sie bemerkt haben, daß wir mit den Schriten fertig wurden?"
„Ich bin auf Lordos' Ausrede gespannt", knurrte Mallagan. „Leider sind wir vorerst noch auf ihn angewiesen. Er kennt diese Welt besser als wir. Aus diesem Grund scheint es mir besser zu sein, wir verraten ihm nichts von dem, was wir über ihn und seinen Auftrag wissen. Wenigstens vorerst nicht."
„Scheint mir klug zu sein", gab Scoutie ihm recht.
Faddon nickte nur schweigend und behielt die sieben Tarts im Auge, die nun tatsächlich ihre Richtung änderten und wieder nach Westen marschierten. Allerdings nicht direkt zum Felsen zurück. Sie würden ihn in knapp tausend Meter Entfernung passieren. „Na schön, kreuzen wir eben ihren Weg. Vielleicht nehmen sie an, daß uns die Schriten doch erwischt haben."
„Schade", murmelte Faddon. „Der Fels kam mir vor wie eine Insel, auf der ich Schutz fand. Aber wir können ja nicht ewig hier herumsitzen und warten."
Der Abstieg war nicht sonderlich schwierig. Vorbei an getöteten Spinnen, die bis zu anderthalb Meter groß waren, gelangten sie schließlich wieder auf sandigen Wüstenboden. Die Tarts hatten sie nun auch gesehen, zögerten ein wenig, und winkten ihnen dann zu.
Als sich die beiden Gruppen trafen, fragte Mallagan: „Warum seid ihr davongelaufen? Angst gehabt?"
Lordos griff gierig nach der goldenen Brücke, die ihm da angeboten wurde. „Wir hatten Angst und handelten unbesonnen. Ich hoffe, ihr verzeiht uns und werdet den Vorfall Certhaytlin gegenüber verschweigen. Er würde uns sonst bestrafen."
Mallagan hätte dem Heuchler am liebsten ins Gesicht geschlagen, aber er beherrschte sich. Noch war er auf die sieben Tarts angewiesen. Er benötigte ihre Hilfe, um lebend aus dieser Wüste herauszukommen, deren Gefahren er nur ahnen konnte. „Wir werden euch nicht verraten", versprach er. „Wie geht es nun weiter?"
Lordos deutete nach Westen. „Dort liegt die Daroque-Senke, jenseits des Gebirges, das wir mit dem Gleiter überflogen. Es ist nicht zu sehen, weil es zu weit entfernt ist. Der Marsch wird viele Tage dauern. So lange reichen die geretteten Vorräte nicht. Wir werden versuchen müssen, uns neue zu beschaffen."
„Und wie?"
„Der verlassene Stützpunkt, dessen Besatzung verschwunden ist! Sie werden Vorräte zurückgelassen haben. Der Stützpunkt liegt südwestlich von hier, soweit ich informiert bin."
„Glaubst du nicht, daß man uns suchen wird?" fragte Faddon. „Sicher wird man das tun, aber die Wüste ist groß. Certhaytlin erwartet Funkberichte, und wenn die ausbleiben, wird er sich denken können, daß etwas passiert ist."
Das wird er bestimmt, dachte Mallagan und sagte: „Wir müssen das Tageslicht ausnutzen und versuchen, für die Nacht einen sicheren Platz zu finden. Du wirst uns führen, Lordos?"
Der Tart machte eine nickende Kopfbewegung. „Ich werde euch führen", bestätigte er und setzte sich mit seinen Artgenossen in Marsch.
*
Allmählich nur veränderte sich der Charakter der Wüstenlandschaft. Kärglich bewachsene Dünen tauchten auf, denen Lordos mit merkwürdiger Vorsicht aus dem Weg ging. Sie waren meist nur flach und boten kein nennenswertes Hindernis, trotzdem zogen die Tarts Umwege vor, die Zeit und Kraft kosteten.
Mallagans Verdacht war schon längst geweckt worden, aber er ließ sich nichts anmerken. Die Dünen wirkten durchaus normal, und er konnte sich nicht vorstellen, daß sie eine Gefahr darstellten. Warum aber wich Lordos ihnen so geflissentlich aus?
Dann geschah etwas, das ihn, Faddon und Scoutie die Dünen - vorerst wenigstens - vergessen ließ.
Einer der Tarts, sein Name war Krot, ging ein Stück voraus und blieb
Weitere Kostenlose Bücher