1006 - Die Falle von Cratcan
wollte weitergehen. Er wurde festgehalten. „Nicht so hastig, Freund. Zu Certhaytlin willst du also?" Und als der Tart bejahte, wurde der Krane deutlicher: „Du lügst! Wie kann Certhaytlin dich jetzt gerufen haben, wenn er seit dem heutigen Mittag auf dem Mond Symulor ist, um die gefangenen Kanimooren zu verhören? Er ist vor morgen nicht zurück."
Lordos versuchte, sein Erschrecken zu verbergen, aber er fand so schnell keine glaubwürdige Ausrede. „Welche Kanimooren?" lenkte er ab. „Man hat ein Schiff der Kanimooren aufgebracht. Es wird jenes sein, das die Station auf Cratcan absetzte. Ja, und darum ist der Kommandant nicht hier. Was also wolltest du wirklich, Lordos?"
„Das geht nur mich etwas an."
„Ganz wie du willst, Lordos. Wir bringen dich jetzt zu Drampier, der für die Dauer der Abwesenheit Certhaytlins das Kommando übernommen hat."
Lordos blieb nichts anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen. Er kannte Drampier, den Stellvertreter. Von ihm war er stets mit Mißtrauen behandelt worden, weil er als Vertrauter Certhaytlins galt.
Hatte das vielleicht einen besonderen Grund?
Eine plötzliche Hoffnung durchströmte Lordos. Vielleicht war doch nicht alles verloren.
Drampier war noch wach. Sein Erstaunen war echt, als ihm die Wache meldete, daß der Tart Lordos sich unbefugt in der Kommandantur herumgetrieben habe. Seine Neugier war geweckt. Er wußte, daß Lordos sich gut mit seinem Rivalen Certhaytlin verstand.
Zwar konnte er sich nicht vorstellen, was die beiden ungleichen Wesen verband, aber vielleicht kam es seinen eigenen Absichten entgegen.
Er befahl, den Gefangenen zu ihm zu bringen und schickte dann die beiden Wachtposten hinaus.
Aufmerksam betrachtete er den sichtlich verlegenen Lordos, ehe er sagte: „Nun, Lordos, hast du mir nichts zu berichten? Welche Erklärung hast du für deine Lüge?" Nach einer winzigen Pause fügte er hinzu: „Gerade du als enger Vertrauter Certhaytlins müßtest doch wissen, daß er seit vielen Stunden auf Symulor ist. Was also wolltest du in seinen Räumen? Hast du vielleicht einen Schlüssel?"
„Ich brauche keinen Schlüssel, es gibt eine Kombination für den Nebeneingang."
„Du weißt mehr als ich", gab Drampier verblüfft zu. „Was also wolltest du bei ihm?
Natürlich hast du gewußt, daß er nicht da ist."
„Das wußte ich wirklich nicht. Das kann ich beschwören."
„Ich will dir glauben. Was also wolltest du?"
Lordos zögerte und sah Drampier forschend an.
Es war nicht einfach, in den Augen eines Kranen dessen Gedanken und Absichten zu lesen, aber noch schwieriger wurde das in den Augen der Tarts. Die beiden so verschiedenen Wesen starrten sich an, und jedes versuchte, die Absichten des anderen herauszufinden.
Wenn ich ihm die Wahrheit gestehe, dachte Lordos, gewinne ich entweder einen Freund und Verbündeten - oder einen Todfeind. Die Chancen sind gleich. Nein, sind sie nicht!
Als er meinte, ich sei der Vertraute Certhaytlins, lag Verachtung in seiner Stimme. Er mag Certhaytlin nicht besonders. Hat nicht auch Certhaytlin schlecht über Drampier gesprochen, als ich mit ihm allein war...? „Ich suche etwas in seinem Schreibtisch", sagte Lordos schließlich.
Drampier beugte sich vor und sah ihn fest an. „Was, Lerdos?"
Abermals zögerte der Tart, aber dann nahm er allen Mut zusammen und gestand: „Die Kombination zu seinem Safe. Ich weiß, daß er sie im Schreibtisch verbirgt."
„Im Safe? Was liegt in seinem Safe, das dich interessieren könnte, Lordos? Sollte es sich um geheime militärische Pläne handeln, müßte ich dich als Spion betrachten." Er zögerte einen Moment, und dann lächelte er fast unmerklich. „Sollte es sich jedoch um eine private Sache handeln, wäre ich bereit, ein Auge zuzudrücken. Du verstehst...?"
Ganz verstand Lordos zwar nicht, worauf Drampier anspielte, aber dann stellte er eine Gegenfrage: „Hältst auch du die drei Fremden, die Betschiden, für geheime Agenten der Herzöge, Drampier?"
„Natürlich nicht", kam die prompte Antwort. „Ich fürchte, da befindest du dich im Irrtum, Lordos."
„Nicht ich halte sie dafür, sondern Certhaytlin. Darum erhielt ich von ihm den Auftrag, die drei bei der Suchaktion durch einen Unfall ums Leben kommen zu lassen. Nun weißt du es."
Drampier war, und das sah Lordos ihm an, ehrlich entsetzt. „Was sagst du da? Certhaytlin gab dir einen solchen Auftrag? Das kann ich nicht glauben!"
„Es ist die Wahrheit. Der Grund ist einleuchtend: Er hielt sie
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