1006 - Die Falle von Cratcan
für Spione, die im Auftrag der Herzöge seine Pläne erkunden sollen. Und eben diese Pläne liegen in seinem Safe. Ich wollte sie holen, um einen Beweis gegen ihn zu haben, denn er bedrohte auch mich. Das ist die reine Wahrheit, Drampier. So, und nun kannst du mit mir machen, was du willst."
Der stellvertretende Kommandant versank in tiefes Nachdenken. Was Lordos sagte, klang einleuchtend und deckte sich mit seinen eigenen Vermutungen. Um welche Pläne Certhaytlins es sich allerdings handelte, wußte er nicht. Er stellte eine entsprechende Frage.
Lordos verspürte Erleichterung, denn nun wurde ihm klar, daß er einen Verbündeten gewonnen hatte - den wichtigsten, den es geben konnte. „Certhaytlin hatte vor, heimlich den Stützpunkt zu verlassen und soviel Offiziere und Mannschaften mitzunehmen, wie eben möglich. Das wäre zumindest ein unfreundlicher Akt gegenüber dem Herzogtum gewesen, wenn nicht mehr. Wohin er sich wenden wollte, weiß auch ich nicht, aber das geht mit Sicherheit aus den Plänen hervor.
Möchtest du sie nicht sehen?"
Drampier nickte. „Und ob ich sie sehen möchte, aber du wirst verstehen, daß ich vorsichtig sein muß.
Solltest du dich geirrt haben und Certhaytlin erfahren, daß ich seinen Safe öffnete, komme ich in Schwierigkeiten. Ich kann dir daher lediglich die Erlaubnis erteilen, in seinem Arbeitszimmer nach einem Gegenstand zu suchen, den du dort bei deiner letzten Zusammenkunft mit ihm vergessen hast. Ich gebe dir einen entsprechenden Erlaubnisschein mit. Wenn du Erfolg hast, melde dich sofort bei mir. Ich werde wach bleiben."
Lordos nahm den Schein in Empfang. Dann rief Drampier die beiden vor der Tür stehenden Posten herein und teilte ihnen mit, daß Lordos sich frei in dem Gebäude bewegen könne.
Der Tart verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Nun wußte er, daß der letzte Akt des Dramas begann und er verloren war, sollte Certhaytlin so klug gewesen sein, die Pläne rechtzeitig zu vernichten
7.
Ohne jeden Zwischenfall gelangte er durch die Nebentür in Certhaytlins privaten Wohnbereich und von dort aus in sein Büro. In der Schublade des Schreibtisches fand er den Zettel mit den scheinbar sinnlosen Buchstaben und Zahlen.
Nach einer halben Stunde mußte er einsehen, daß die Kombination selbst noch zusätzlich verschlüsselt war. Es war ihm unmöglich, den Kode zu knacken. Kurz entschlossen aktivierte er das Visiphon und bat Drampier, den Betschiden Mallagan zu sich rufen zu lassen.
Drampier sagte zu und stellte keine Fragen.
*
Mallagan hatte kein gutes Gefühl, als er in den Gleiter stieg, der vor dem Gästehaus wartete. Er wußte nicht, was der Krane Drampier von ihm wollte, aber es konnte nichts Gutes sein. Lordos jedenfalls war nicht in seinem Zimmer, das hatte er noch schnell feststellen können. War der Tart in eine Falle gegangen?
Zwei Wachtposten brachten ihn zu Drampier, der ihn hastig informierte. Mallagan fiel ein Stein vom Herzen. Die Posten brachten ihn zum Trakt des Certhaytlin und ließen ihn hinein. Hinter ihm wurde die Tür wieder geschlossen.
Lordos kam ihm entgegen. „Hier ist die verschlüsselte Kombination, du mußt mir helfen, Mallagan. Es hängt alles davon ab, daß wir den Safe öffnen."
Sie setzten sich.
Mallagan nahm den Zettel und studierte ihn aufmerksam. Auf dem Zettel standen Zahlen und Buchstaben. Mallagan begann mit einfachen Umstellungen, Zahl für Zahl und Buchstabe für Buchstabe, aber es kam nichts dabei heraus. Er hatte sich die drei Einstellräder des Safes genau angesehen. Es gab nur Zahlen, aber keine Buchstaben.
Was also sollten sie auf dem Zettel?
Er wandte sich an Lordos: „Ich kenne Krandhorjan, wie du weißt, aber nicht die Reihenfolge der Buchstaben.
Kannst du sie mir aufschreiben?"
Wenn Lordos erstaunt war, so zeigte er es nicht. Er nahm ein Stück Papier und begann ungeschickt zu schreiben. Der Schreibtisch war für die Hände eines Kranen geschaffen, nicht für Echsenklauen.
Endlich war er fertig und schob Mallagan sein Werk hin.
Nun begann Mallagan zu schreiben. Er ersetzte die auf dem Zettel Certhaytlin stehenden Buchstaben durch die entsprechenden Zahlen in der richtigen Reihenfolge des krandhorjanischen Alphabets. Das Resultat war eine fast durchgehende Zahlenreihe. „Das ist die Kombination für den Safe", sagte er und schob Lordos das Blatt Papier zu. „Nun kannst du dein Glück versuchen."
Lordos nahm das Papier und ging zum Safe. Nacheinander tippte er die Zahlen ein, vier in
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