1008 - Ein Computer spielt verrückt
stehen. Diese sind, das kann ich vorwegnehmen, recht beachtlich. Es war so eine Art Hobby von mir, diesen Stützpunkt in Schuß zu halten."
„Ist ,unten’ so zu verstehen, daß wir uns unter dem Planetenniveau befinden?" erkundigte sich ein Wissenschaftler.
„Einst stand der Stützpunkt auf der Oberfläche", antwortete Jost.
„Aber man hat ihn zugeschüttet, als man an dieser Stelle das Handelskontor errichtete."
„Ich dachte, du wolltest uns weit weg vom Kontor in Sicherheit bringen", sagte Kredo.
„Das ist der Clou", erwiderte Jost. „Wir sind in Sicherheit, bleiben aber am Ort des Geschehens. Keine Sorge, diese Anlagen kennt niemand außer mir."
„Und Albert?" fragte Kredo.
„Kommt mit", sagte Jost statt einer Antwort. „Während ich euch durch den Stützpunkt führe, kann ich eure Bedenken am besten zerstreuen."
Sie verließen den Lagerraum durch eine Seitentür. Als sie in einen Korridor kamen, betätigte Jost einen Schalter - und die Deckenbeleuchtung flammte auf.
„Dieser Stromkreis kann vom Handelskontor aus nicht kontrolliert werden", erklärte Jost dazu. „Der Stützpunkt ist in jeder Beziehung völlig autark. Die Türen in diesem Gang führen zu den Unterkünften. Als ich unsere Flucht hierher vorbereitete, habe ich auch dafür gesorgt, daß sie bewohnbar sind. Es wird uns an nichts mangeln - außer an Sonnenlicht."
Er führte sie weiter, zeigte ihnen die sanitären Anlagen, die Küche und die Vorratskammer, das Ersatzteillager. Schließlich erreichte er eine Tür und sagte geheimnisvoll: „Aufgepaßt, jetzt kommt es."
Er öffnete sie, und in dem dahinter liegenden Raum ging automatisch die Beleuchtung an. Es handelte sich um ein voll bestücktes und gut ausgerüstetes Laboratorium. Die Wissenschaftler schwärmten aus und bestaunten die Geräte.
Kredo war ebenfalls beeindruckt, doch kam es für ihn nicht so überraschend, einen noch so gut erhaltenen Forschungsstützpunkt vorzufinden. Er kannte genügend Handelskontore, wo die Anlagen der Gründungszeit erhalten geblieben wären. Nur hatte man sie dort in das Kontor integriert.
Er sagte es Jost und fragte: „Wieso ist das auf Mardi-Gras anders?"
„Ursprünglich war das auch hier so geplant", antwortete Jost. „Aber auf meine Anregung hin - ich habe bei der Planung und Ausführung des Kontors eine beratende Funktion gehabt - wurde der Stützpunkt als Notstation konzipiert und erhielt eine eigene Versorgung."
„Dann müßte auch Alja ihn kennen."
„Nichts gegen die Chefin, aber von meinem Fach versteht sie doch recht wenig. Darum wollte ich sie mit den technischen Details der Zweitstation gar nicht belasten."
„Ich muß meine Frage von vorhin wiederholen", sagte Kredo. „Wie viel weiß Albert über diesen Stützpunkt."
„Nichts", antwortete Jost schlicht. „Ich sagte schon, daß wir ein eigenes Energienetz haben. Und wir haben auch ein eigenes Computersystem. Die Positronik der Forschungsstation wurde nicht in die Kontorpositronik integriert. Die Computerbrutzellen - und das ist das Ausschlaggebende - können unsere Positronik nicht befallen."
Jost begab sich zu einem Pult, und Kredo folgte ihm.
„Paß auf", sagte Jost und tastete ein. Kontrollichter flammten auf, und Jost sagte: „Hallo, Albert, wie geht's?"
„Ich sehe, du hast Besuch mitgebracht", sagte die Positronik. „Sind diese Männer dir gleichgestellt?"
„Allerdings", antwortete Jost. „Ich werde die entsprechende Programmierung noch vornehmen, damit die Zusammenarbeit mit dir klappt."
„Dem liegt nichts im Wege", sagte die Positronik.
„Ich werde allerdings eine Sicherheitssperre eingeben müssen", erklärte Jost. „Nur wir sechs sind befugt, mit dir zu arbeiten. Es könnte theoretisch sein, daß sich der Mitarbeiterkreis erweitert, aber das können nur zwei Personen bestimmen. Die eine Person bin ich, Jost Governor, die andere heißt Kredo Harven. Gehirnwellenmuster lassen wir noch abnehmen."
„Ich danke", sagte die Positronik.
Jost Governor blickte Kredo erwartungsvoll grinsend an.
„Hier wird es sich arbeiten lassen", sagte Kredo. „Nur noch eine Frage. Haben wir die Möglichkeit, die Geschehnisse im Kontor zu verfolgen?"
„Nur beschränkt", sagte Jost. „Es ist möglich, die Kontorpositronik anzuzapfen, ohne daß sie das registrieren kann. Aber die Informationen, die wir auf diese Weise erhalten, müssen nicht den Tatsachen entsprechen. Die Kontorpositronik ist gestört, und die Meldungen und Berichte, die wir von ihr bekommen,
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