1008 - Ein Computer spielt verrückt
ruhig noch ein paar Proben. Ich verlange das, damit endlich alle Gerüchte über mich verstummen."
„Das erübrigt sich", sagte Jost so ruhig wie möglich. „Mich hast du überzeugt, Albert."
„Und was ist mit den anderen?"
„Die kannst du für dich gewinnen, wenn du endlich wieder mal in allen Bereichen normal funktionierst", antwortete Jost. Ihm war klar, daß mit jeder Sekunde, die die Verbindung bestand, weitere Fremdkörper aus Alberts System in die externe Positronik abwanderten.
Es schien fast so, daß Albert nur auf Zeitgewinn hinarbeitete, um eine solche Invasion zu fördern. Aber das wollte Jost verhindern.
„Ich werde es euch zeigen", meldete sich die Positronik, und das konnte man auslegen, wie man wollte. „Und ich werde mich letztlich durchsetzen."
Jost löste endlich die Verbindung. Er erwartete fast, daß sich die Positronik dagegen wehren würde, aber nichts geschah. Albert schien sich damit zufriedenzugeben, daß er einen autarken Computer infiziert hatte.
„Bist du nun dazu bereit, uns weitere solcher Stichproben machen zu lassen, Albert?"
fragte Jost, während er die Prallfelder einschaltete und den Computer ohne besondere Hast zum Ausgang des Spielzimmers steuerte. Jetzt mußte er auf Zeitgewinn arbeiten, denn wenn Albert seine Absichten frühzeitig durchschaute, würde er Gegenmaßnahmen ergreifen.
„Ich habe mich immer für Zusammenarbeit ausgesprochen", erklärte die Positronik. „Es wird Zeit, daß mit den Mißständen aufgeräumt wird und wir gemeinsam die produktive Arbeit aufnehmen können."
„Wie wahr!" rief Jost.
Er erreichte den Ausgang des Kindergartens. Die anderen Techniker hatten sich bereits zurückgezogen und erwarteten ihn hier. Jeme Porand und sein Sohn Olaf waren nirgends mehr zu sehen.
„Wie ist es gelaufen?" erkundigte sich Kredo Harven bei Jost.
„Bestens", sagte Jost. „Ich habe einige der Dinger eingefangen, die Albert befallen haben. Jetzt können wir endlich darangehen, sie zu erforschen."
„Dann nichts wie ab ins Labor", sagte Kredo Harven.
*
Sie erreichten das Labor ohne Zwischenfälle. Offenbar hatte die Positronik - oder das Fremde, das sie beherrschte - noch keinen Verdacht geschöpft.
Das Labor war in mühevoller Kleinarbeit entcomputerisiert worden. Man war Schritt für Schritt vorgegangen und hatte einen Computerkreis nach dem anderen eliminiert und durch autarke Anlagen ersetzt. Jetzt war keines der Geräte mehr an den Kontorcomputer angeschlossen.
Natürlich war es nicht möglich gewesen, das Labor hermetisch von den übrigen Abteilungen zu trennen. Man war auf das Energienetz angewiesen, und man mußte sich die Möglichkeit bewahren, Informationen von anderen Abteilungen einzuholen. Aber dies fand alles unter Ausschluß von Albert statt.
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen bestanden darin, daß nur eine Handvoll autorisierte Personen ins Labor gelassen wurden. Dazu gehörten, neben den mit der Untersuchung betrauten Fachkräften, auch Kredo Harven und Alja Symens.
An den beiden Zugängen standen je zwei bewaffnete Wachtposten. Eine Energiesperre war errichtet worden, die sich nur auf einen, bestimmten Kode öffnen ließ.
Alja Symens erreichte die Meldung kurz nach der Unterredung mit Mimi. Sie hatte sich gerade von der Dirto getrennt, und sie waren so miteinander verblieben, daß Mimi versuchen würde, das Vertrauen der Positronik zu gewinnen.
Ein Bote kam in Aljas Büro und meldete: „Aktion Fisch gelungen. Du wirst im Labor erwartet."
„Ich komme", sagte Alja. Sie erledigte noch einige Kleinigkeiten, um den Anschein zu erwecken, es nicht eilig zu haben. Dann übergab sie das Kontor an ihren Stellvertreter Stefan Ragon.
Bevor sie das Hauptkontor verlassen konnte, erkundigte sich Albert: „Was bedeutet ‚Aktion Fisch’?"
„Das kommt von dem Sprichwort ,im trüben fischen’" sagte Alja, weil ihr nichts anderes einfiel.
Auf dem Weg zum Labor hatte Alja das Gefühl, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Eigentlich war das nicht ungewöhnlich, denn die Kameralinsen der Positronik hatten schon immer alle Gänge und Räumlichkeiten des Kontors überwacht. Früher war sich Alja dessen nur nicht bewußt geworden, oder, besser gesagt, für sie war es selbstverständlich gewesen. Jetzt aber war ihr, als belauerten sie die Optiken mißtrauisch.
Alja erreichte den Eingang zum Labor. Sie überreichte einem der Wachtposten den Kodestreifen. Auch dabei fühlte sie sich beobachtet, und unwillkürlich hielt sie den
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