101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
vermietet und in der Kapelle ging die Griechisch Orthodoxe Gemeinde Hamburg ihren religiösen Aufgaben nach.
Dort, wo die Studenten nun wohnten, war aufgrund von Feuchtigkeitsproblemen wie Schimmel und schlechter Feuersicherheit der baldige Abriss geplant. Nun kam die Wende: Die schon seit 1970 bestehende Mieterinitiative Schröderstift setzte durch, dass Duschen und Waschmaschinen in die Wohnungen installiert wurden und ein Gemeinschaftsraum entstand, es etablierte sich die Mieterselbstverwaltung Schröderstift. Ab 1980 wurden von der Stadt die Mietverträge gekündigt, doch die Mieterinitiative wehrte sich. Ein Planungskollektiv erstellte ein Konzept zur Renovierung, Mieten wurden auf ein Sonderkonto eingezahlt, die Instandsetzung erfolgte mit sehr viel Eigenleistung der Bewohner. 1982, im »Bausommer«, halfen zusätzlich reisende Gesellen der Organisation »Axt und Kelle« (die Gesellen gehören vielen Sparten des Bauhandwerks an und verpflichten sich, mindestens zwei Jahre auf Wanderschaft zu gehen, um in sozialen Einrichtungen zu helfen). Von Seiten der Stadt wurde das Konzept nun unterstützt. Im Windschatten der Krawalle an der Hafenstraße (s. S. 40 ) war man über die friedliche Initiative eigentlich froh und willigte ein, einen Pachtvertrag bis 2016 zu schließen und fast 870.000 DM für die Basissanierung hinzuzugeben. Heute leben hier etwa 100 Bewohner und genießen ihre selbstgeschaffene Oase.
2006 zog die Griechisch Orthodoxe Gemeinde aus der Kapelle aus, sie wurde zu klein. Den Platz füllt seitdem die Koptisch Orthodoxe und Äthiopisch Orthodoxe Gemeinde. Ein Stück anderes Hamburg. (mi)
INFO
Hinkommen: U3 Schlump
Informationen: Mieterselbstverwaltung Schröderstift e.V., Schröderstiftstraße
34, Haus 2a, 20146 Hamburg, www.msv-schroederstift.de/
6 Vom Fischmarkt nach Altona: kleiner Spaziergang an der Elbe entlang
Frühaufsteher und Nachtschwärmer aus St. Pauli treffen sich sonntags ab 5 Uhr morgens auf dem Hamburger Fischmarkt. Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, müsste er eigentlich Altonaer Fischmarkt heißen. Erst mit dem Groß-Hamburggesetz 1937 fiel das Gebiet an die Hansestadt. Ins Leben gerufen wurde der Markt bereits 1703, um den ewigen Streit zwischen den Hamburger und Altonaer Fischern um den zu kleinen Hamburger Markt zu schlichten. Um 9.30 Uhr war (und ist) alles vorbei, sodass Kunden und Verkäufer noch Zeit hatten, rechtzeitig zum Gottesdienst zu kommen. Heute gibt es noch Fisch, aber auch Obst, Gemüse, Blumen, Töpfe und Kleidung werden lautstark angepriesen. Auch wenn es mit dem ursprünglichen Fischmarkt nicht mehr viel gemein hat, ist es ein lautes und buntes Erlebnis.
Auch das Gelände rund um den Fischmarkt bietet viele interessante Ecken. Die Fischauktionshalle von 1895 sorgte für einen sprunghaften Anstieg des Fischhandels, heute finden hier Veranstaltungen und ein sonntäglicher Kapitänsbrunch mit wechselnder Livemusik statt. Fast gegenüber liegt der eigentliche Marktplatz mit dem Minervabrunnen, der schon diverse Umsetzungen hinter sich hat. Hier befindet sich das Restaurant »Elbrausch« mit guten Fischgerichten im Angebote (s.u.), das zusätzlich die »sichtbar« von Cosma Shiva Hagen beherbergt.
Info
Die sog. Schellfischbahn wurde 1876 zum Fischtransport zwischen Fischmarkt, Altona und Neumühlen errichtet. Teil der Bahn war der mit 400 m damals längste Eisenbahntunnel Norddeutschlands. Teilweise lassen sich die Schienen noch im Kopfsteinpflaster erkennen, der Tunnel ist geschlossen.
Folgt man der Großen Elbstraße (mit dem Rücken zur Elbe, links vom Fischmarkt) und den Schienen der »Schellfischbahn« Richtung Altona, eröffnet sich der Blick auf die Überführung des »Stilwerks«. Heute handelt es sich um ein Designkaufhaus für den etwas dickeren Geldbeutel. Ursprünglich wurde hier jedoch Malz zur Bierherstellung veredelt. Schon 1875 eröffnete Georg Wilhelm Naefke seine Fabrik und erweiterte sie bis auf die andere Straßenseite. Seit 1992 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Fischmarkt im Morgengrauen
Anschließend gelangt man zum sog. Holzhafen, heute von modernen Bauten umgeben. Rechte Hand liegt der Sandberg, auf dem sich in einer ehemaligen Maschinenfabrik von 1876 mehrere Modedesigner, ein Fotograf, ein Weinhandel und ein Beauty-Salon angesiedelt haben. Ein Stück weiter hat man auch einen schönen Blick auf die Köhlbrandtreppe mit ihren zwei Aufgängen. Diese nutzten einst die Händler, um ihre Ware nach Altona zu
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