101 London - Geheimtipps und Top-Ziele
verwunschenen Kirchhof mit großen Bäumen auf der Südseite gelangt man in wenigen Minuten zu den Hallen des Borough Market . Er ist einer der ältesten Märkte in London und hat sich unter den Bogengängen der Eisenbahnbrücke angesiedelt. Vor vielen Jahrhunderten war die London Bridge die einzige Brücke in die Stadt. Sie war meist so verstopft, dass vollbeladene Händler gar nicht erst versuchten, auf die andere Seite zu gelangen, sondern ihre Waren gleich an Ort und Stelle feilboten. Inzwischen hat sich der Markt auf Gourmetwaren spezialisiert, mit Spezialitäten aus der ganzen Welt. Die Waren haben zum großen Teil Bio-Qualität. Die Markthalle hat sich den Charme vergangener Tage erhalten, der durch einen Anbau zur Vergrößerung des Marktes hoffentlich nicht gestört wird.
Durch die Markthalle hindurch gelangt man auf einige sehr alte Gässchen, die noch dem mittelalterlichen Straßenverlauf folgen. Bergab überquert man die Union Street und gelangt auf die Redcross Street. Hier befindet sich hinter einem verriegelten Gitter das Gelände des ehemaligen Armenfriedhofs von Southwark: Cross Bones Cemetery . Auf dem Brachland dahinter erinnert nichts an einen Friedhof – es gibt keine Gräber, nur eine Plakette.
Ein besonderer Friedhof – ohne Gräber
Vom 12. bis zum 17. Jh. ließ der Bischof von Winchester sogenannte »alleinstehende Frauen« (Prostituierte) auf diesem ungeweihten Gelände ohne christliche Zeremonie beerdigen. Solange die Frauen ihrem Gewerbe nachgingen, profitierte die Kirche von den Steuereinzahlungen der Amüsierbetriebe. Ja, sogar die Lizenzen für das Gewerbe wurden vom Bischof vergeben. Die Frauen trugen daher die inoffizielle Bezeichnung »Winchester Geese«, »Winchester-Gänse«. Nach ihrem Tod wollte man jedoch mit den Damen nichts mehr zu tun haben und versagte ihnen eine ehrenvolle Bestattung. An dem Gitter finden sich Notizen, Bilder, Blumen und Texte, die im Gedenken an die vergessenen Toten hier zurückgelassen wurden. Noch bis 1853 blieb das Gelände ein Armenfriedhof, auf dem wahrscheinlich Tausende von Leichnamen beerdigt wurden. Interessengruppen haben sich dafür eingesetzt, dass der ehemalige Friedhof nicht den Bauarbeiten zum Opfer fällt, die in der Nachbarschaft stattfinden. Auf dem Gelände soll nun ein kleiner Park als Gedenkstätte angelegt werden.
INFO
Hinkommen: U-Bahn London Bridge,
Jubilee Line oder Northern Line.
Information:
Southwark Cathedral
Tel.: 73676700,
www.southwark.anglican.org .
Geöffnet tgl. 8.30–17.30 Uhr.
Borough Market
8 Southwark Street, Tel.: 74071002,
www.boroughmarket.org.uk .
Geöffnet Do 11–17, Fr 12–18,
Sa 8–17 Uhr.
Essen & Trinken: Baxter’s Cafe im Marktgebäude. Geöffnet Di–Sa, Leckereien, zubereitet aus hiesigen Zutaten.
Mittelalterlicher Straßenverlauf und Glaspaläste – die Londoner City
Die Londoner nennen das Finanzzentrum im Herzen der City von London entweder nur City oder auch Square Mile (Quadratmeile). Hier befand sich das einstige Zentrum der römischen Stadt Londinium, aus der auch das mittelalterliche London hervorging. Noch heute verlaufen die Straßen in dem Gebiet von Temple Bar bis zum Tower im alten mittelalterlichen Muster.
Innerhalb des Gebiets, wenige Meter entfernt von der U-Bahn Station mit dem passenden Namen »Bank«, befinden sich Institutionen, durch die jeden Tag Milliarden von Pfund fließen. Die City beherbergt einen der größten Geldund Devisenhandelsmärkte der Welt. Bereits im Mittelalter gruppierten sich geldgebende Institutionen rund um die Lombard Street, die nach der italienischen Provinz Lombardei benannt ist. Damals verließen sich die Herrscher Europas auf reiche italienische Bankiers aus den Seerepubliken Genua und Florenz. Nur durch Geldanleihen konnte man kostspielige Kriege gegen Franzosen, Waliser und Schotten finanzieren. Schon Edward I. (1272–1307) gab den Bankiers ein Siedlungsrecht.
Die Londoner City ist voller Kontraste zwischen alt und neu
Die berühmteste Bank in der Gegend ist die im Volksmund »Old Lady of Threadneedle Street« genannte Bank of England . Sie wurde im Jahr 1694 von William III. (1688–1702) gegründet, um Gelder für den Krieg gegen die Franzosen aufzubringen. 1946 wurde die Bank nationalisiert, und auch heute noch druckt sie englische Banknoten, setzt Zinssätze fest und verwaltet die Goldreserven des Staates Großbritannien.
Im Museum der Bank sind neben alten Dokumenten über die Geschichte der Institution, Münzen und Banknoten
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