101 London - Geheimtipps und Top-Ziele
richtig vom Stuhl – allerdings sind überschwängliche Gefühlsäußerungen bei dem traditionsreichen Sport auch gar nicht gefragt.
Der Ursprung des Spiels ist bis heute ungeklärt, was es mit einer gewissen mystischen Aura versieht. Im 18. Jh. war Cricket unter der ländlichen Bevölkerung verbreitet und zog bald das Interesse des Landadels auf sich. Dieser begann, aus den besten Spielern eigene Mannschaften zusammenzustellen und zu finanzieren. Bereits 1744 wurden die Regeln für das Spiel vom MCC – Marylebone Cricket Club offiziell festgelegt. Die Mitglieder des Clubs,unter ihnen Thomas Lord, gründeten 1787 den Lord’s Cricket Ground, ganz in der Nähe des Regent’s Park (s. Kap. 68 ). 1787 fand hier das erste Spiel zwischen zwei Mannschaften aus Essex und Middlesex statt.
Das Kricketfeld ist so groß, dass manchmal nur ein Fernglas weiterhilft
Lord’s wird daher als Heimat des Cricketspiels angesehen und hat für die nationalen und internationalen Spieler eine große Bedeutung. Hier werden auch die »Ashes« aufbewahrt, der »Heilige Gral« des Cricket: In einer Glasvitrine befindet sich eine Terracotta-Urne, die angeblich die Asche eines Cricket-Querstabs aus dem Jahr 1882 enthält. In jenem Jahr schlug zum ersten Mal Australien Gastgeber England in einem internationalen Match im Oval Stadion auf englischem Boden. In der australischen Presse sprach man davon, dass England eingeäschert worden sei und dass man die Asche mit nach Australien nehmen werde. Im Rückspiel, das in Australien ausgetragen wurde, gewannen die Engländer, und dem Kapitän des englischen Teams wurde daraufhin feierlich die Urne mit der Asche übergeben.
Der Wettkampf The Ashes entstand aus dieser Begebenheit. Er wird nur zwischen England und Australien ausgetragen und findet alle zwei Jahre statt. Der Sieger hält dann jeweils bis zum nächsten Match den Titel der Ashes. Die Urne selbst hat nur symbolischen Charakter und bleibt im Lord’s Cricket Ground.
Das Spielfeld des Lord’s stellt die Spieler vor einige Probleme, denn es fällt nach Südosten hin ab. Da man im Cricket ungern mit Traditionen bricht, darf das Gelände jedoch nicht begradigt werden. So müssen sich die Spieler auf das Spielfeld einstellen. Von den historischen Gebäuden des Lord’s Cricket Ground ist nur noch der viktorianische Pavillon aus dem Jahr 1890 übrig geblieben. Hier befindet sich das älteste Sportmuseum der Welt.
Blick ins Sportmuseum
Außer der Urne mit den »Ashes« hat man Gelegenheit, den Long Room zu besichtigen, durch den die Spieler auf das Feld gelangen. Die Umkleideräume sind dekoriert mit Tafeln der Spielergebnisse aus verschiedenen Jahrhunderten. Der MCC ist heute übrigens ein sehr exklusiver Club. Mitglied wird nur, wer sehr gute Verbindungen hat oder sehr reich ist.
INFO
Hinkommen: U-Bahn St. Johns Wood, Jubilee Line.
Information: Lord’s Cricket Ground St. John’s Wood Road, Tel.: 7616-8598, www.lords.org . Geführte Touren: Mo–Fr 11, 12, 14 Uhr; Sa 10, 11, 12, 13, 14 Uhr; So 10, 11, 12, 14 Uhr. Eintritt Erwachsene £ 15, Kinder ab 5 Jahre £ 9. Vom 2. Juli–21. Aug. 2012 finden keine Führungen statt, da hier die olympischen Wettkämpfe im Bogenschießen ausgetragen werden.
Essen & Trinken: Duke of York 2 St. Ann’s Terrace, Tel.: 7722-1933, www.thedukeofyork.com . Café-Restaurant mit marokkanisch inspirierter Küche. Schöne Lage mit Außenbereich, nahe Station St. John’s Wood.
Gruseltour in den Fußstapfen von Jack the Ripper
Zwischen August und November 1888 verübte ein bis heute nicht identifizierter Täter unter dem Synonym Jack the Ripper Morde an fünf Prostituierten. Diese sogenannten Whitechapel-Morde verhalfen dem East End Londons zu zweifelhafter Popularität. Jack the Ripper gilt als der erste Serienmörder der Kriminalgeschichte und war Gegenstand vieler Darstellungen in Literatur und Film. Bisher konnte kein Kriminalist das Rätsel um die Identität des Täters lösen. Die Tatorte befanden sich alle in Whitechapel oder Spitalfields.
Hier stand »Jack the Ripper« bei der Namensgebung Pate
Zur Zeit der Morde gab es im East End viele soziale Probleme (s. Kap. 8 , 64 ). Das Viertel war von Dockarbeitern und Immigranten bevölkert, die teilweise unter haarsträubenden Bedingungen hausten. Drogenmissbrauch, Trunksucht und Kriminalität gehörten zur Tagesordnung. Prostitution war weit verbreitet, und nicht nur unverheiratete oder alleinstehende Frauen gingen dem Gewerbe nach, da es oft der
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