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101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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flüchtigen Blick kaum wahrzunehmen.
    Smythe spürte die ungeheure Spannung, die über der Menge lag. Alle schienen den Atem anzuhalten. Sämtliche Kopfwülste mit dem telepathischen Organ waren auf den Oqualun gerichtet.
    Der tauchte jetzt endgültig auf, erhob sich über die brodelnde Lavafläche. Gleißende Lichtstrahlen schossen aus dem Aufbau hervor, in dem der Gravitationswandler – der Begriff stand plötzlich in Smythes Hirn – installiert war.
    Fontänen von Lava flossen von der Oberfläche des riesigen Eies in den Glut-Ozean zurück, verursachten dort neue Fontänen, kleine Flutwellen.
    Schreie klangen von allen Seiten auf, ein Triumphschrei aus Zehntausenden von Kehlen. Die Erleichterung war fast körperlich zu spüren.
    Der Test war beendet. Der Oqualun wurde wieder auf die Stadt hinunter gesenkt, deren Ränder nur noch undeutlich unter der dünnflüssigen Lava zu sehen waren. Sie driftete jetzt mit jeder Sekunde schneller in die Tiefe, doch der Oqualun erreichte sie rechtzeitig genug, um die gewaltige Scheibe zu stabilisieren.
    (Dies war der Weg, die Oqualune für unsere Rettung nutzbar zu machen), ertönte Bowaans Stimme in Professor Smythes Gehirn. Oder war es seine eigene Stimme?
    Smythe hatte Mühe, in die Wirklichkeit – welche Wirklichkeit? – zurückzufinden. Kaum konnte er noch unterscheiden zwischen seinen und den Gefühlen der Fremden.
    Irgendwie verschmolzen sie mehr und mehr miteinander. Wie ein Betrunkener torkelte Smythe durch ein fremdes Hirn; oder torkelte ein fremder Geist durch sein eigenes…?
    (Ist dir nicht gut, Jeecob'smeis?) Taraasis' Stimme küsste seine Hirnwindungen. (Es ist ganz einfach, du musst nur deinen Standort im Mittelpunkt der Welt aufgeben. Es gibt keinen Mittelpunkt, und von allen Mittelpunkten, die es nicht gibt, bist du der Überflüssigste.) Helles Gelächter tönte in seinem Kopf. (Lass einfach los, Professor, komm, ich halte dich fest…)
    Ich bin aber… ich bin… ich bin doch… Er taumelte, verlor schon wieder das bisschen Kontrolle über seinen Verstand, dessen Zipfel er gerade eben erwischt zu haben glaubte.
    (Der Beginn unserer Rettung war der Anfang von Ende unserer Welt, Professor!), fuhr Bowaan gnadenlos fort. Er gönnte ihm keine Erholung, und was er sagte, musste Smythes Hirn erst einmal ordnen. (Der Herr dieser Welt mögen Sie einst sein, aber es gibt so unendlich viele Welten im Universum!
    Unsere drohte zu erkalten. Die Landmasse beider Pole wurde immer größer. Daa'mur begann zu erstarren. Wir mussten ihn verlassen, wenn wir als Rasse überleben wollten!) Eine Zeitlang rührte sich kein Gedanke. Smythe lauschte wie betäubt, auf Wogen schwarz-roter Schleier treibend. Er gab sich der Hitze des fremden Geistes hin. Keine Chance zur Gegenwehr – er konnte sich nicht mehr aufbäumen, weder physisch, noch mental. Und dann blitzten wieder Bilder dessen auf, was sie ihn hatten sehen lassen. Der Oqualun – einer von sieben –, die Kristallstadt unter dem Lava-Ozean. Dieser Aufbau an der Spitze des Rieseneies.
    (Der Gravitationswandler), fiel Est'sil'bowaan ihm in den Gedanken. (Auch er besteht aus Kristall, dem wichtigsten Bodenschatz der Oqualune. Meine Rasse hat im Lauf ihrer Geschichte gelernt, diese Kristalle kontrolliert wachsen zu lassen, und zwar nicht nur, was ihre Form, sondern auch, was ihre kristalline Struktur betrifft. Als wir das Bewusstsein erlangten, dass wir Daa'mur aufgeben mussten, gelang es uns im Laufe von einundneunzig Gestirnumkreisungen, eine kristalline Struktur zu entwickeln, mit der wir Gravitationswellen und -felder abschwächen, aufheben, umkehren und potenzieren, also die Oqualune steuern konnten…)
    … als wir das Bewusstsein erlangten… Das klang fast so, als hätte man den Daa'muren mitgeteilt, dass sie ihren Planeten verlassen mussten. Es fiel Smythe auf, aber er hatte nicht die Kraft, nachzuhaken.
    (In meiner späten Jugendzeit gelang es unseren Wissenschaftlern, den Gravitationswandler zu optimieren. Drei Sil, drei Lun und ein Sol…)
    Sil? Lun? Smythe konnte mit den Begriffen nichts anfangen.
    (Das sind hierarchische Ebenen innerhalb einer symbiotischen Einheit. Unsere Rasse unterscheidet sieben Ebenen: Ein Leq ist ein unreifer, noch der Aufsicht bedürftiger Daa'mure. Einen Lin würden Sie in Ihrer Sprache wahrscheinlich einen »Halbwüchsigen« nennen; wir sprechen eher von einem ungezügelt Neugierigen, von einem Lernenden, wenn Sie so wollen. Ein Hal hat sich bereits in Auseinandersetzungen aller Art

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