101 - Schiffbrüchige des Universums
ihm lernen.
Im Moment ruhte Thul'hal'neiro sich in der Gestalt eines Mutantenmodells aus, das sich »Geistmeister« nannte. Eine humanoide Echsenart; sie ähnelte noch am ehesten dem originalen Trägerorganismus.
(Das Vorgebirge beginnt bald. Wir reduzieren die Höhe um fünfhundert Meter.) Eigentlich hatte Ordu'lun'corteez es sich zur Gewohnheit gemacht, mittels der neugewonnenen Stimmbänder zu kommunizieren. Er genoss es, nach so langer Zeit ohne Körper wieder die daa'murische Sprache zu benutzen. Doch während des Fluges griff er in der Regel auf die Kommunikationsform zurück, die seine Rasse genauso gut beherrschte wie die Sprache: auf den Auren-Kontakt.
(Willst du schon landen?) Die Aura seines Stellvertreters berührte ihn.
(Wir sollten uns allmählich darauf vorbereiten.) Erwartungsvoll blickte er zu seiner Beraterin. Ungefähr zehn Meter entfernt flog sie auf gleicher Höhe wie der Lun. Obwohl sich ihr Lesh'iye mit dem gesamten Schwarm der fremdartigen Landschaft entgegen senkte, schaltete sie sich nicht in die Kommunikation ein. Die morphologischen Experimente, denen sie sich hingab, beschlagnahmten ihre ganze Aufmerksamkeit.
Fruchtlose Experimente, wie Ordu'lun'corteez fand: Seit dreizehn Planetentagen – seit ihre Aura aus ihrer Speichereinheit in den neuen Trägerorganismus »gesprungen« war – versuchte sie einen der Vierarmigen zu formen, jener Mutantenmodelle, die sich »Fischfänger« nannten. Wie ein in Meditation versunkener Kristall-Capo auf erstarrter Lava hockte sie mit gekreuzten Beinen im Sattel und starrte vor sich hin. Nur die beiden Stummel unter ihren Armen bewegten sich.
Aber sie wuchsen nicht.
Völlig zweckloses Unterfangen! Ein zweites oberes Gliedpaar gab die Masse-Ressource des neuen Körpers einfach nicht her. Die Umschichtungen für eine Tarnform konnten nur in den Grenzen der vorhandenen Masse des besetzten Trägerorganismus' gesteuert werden. Um Material für ein zweites Gliedpaar zu formen, müsste Est'sil'aunaara derart viel Körpermasse verdichten, dass sie ein Bein, einen Teil des Brustkorbs oder ihren Schädel hätte opfern müssen. Und das wiederum war aus Gründen des Temperaturausgleichs in den tieferen Gewebeschichten und aus energetischen Gründen nicht möglich.
Der Sil irgendwelche Anweisungen zu geben stand Ordu'lun'corteez nicht zu. Auch wenn der Sol ihm das Kommando über die zweite Phase des Experiments gegeben hatte, waren sie gleichrangig. Wie oft hatte er seiner Beraterin den Sachverhalt schon erklärt. Doch Est'sil'aunaara erwies sich als äußerst eigensinnig.
Nun gut, nicht ihre schlechteste Eigenschaft. Und vermutlich diejenige, die ihr die Berufung zur Übernahme eines der ersten achtundvierzig Trägerorganismen eingebracht hatte. Wie es hieß, suchte sie ihren Sohn. Dessen Speichereinheit war während der Landung aus seiner symbiotischen Einheit gesprengt worden.
Deutlich konnte der Lun inzwischen die Flussläufe erkennen, die sich vom Gebirge aus Richtung Osten schlängelten. Ein besonders breiter zog Ordu'lun'corteez'
Aufmerksamkeit an. Nein, keine Lava wälzte sich hindurch, sondern das dünnflüssige Element, das auch den Kratersee füllte, hier aber sehr viel kälter war. Ordu'lun'corteez schauderte. Erließ den Rochenschwarm noch tiefer sinken. Und endlich berührte ihn Est'sil'aunaaras Aura.
(Wir sollten so schnell wie möglich landen. Irgendwo dort in den Bergen verbirgt sich hoher Wahrscheinlichkeit nach eine Vorhut der »Bunkerliga«. Mögen sie die Modelle erster Ordnung orten, uns sollten sie auf keinen Fall entdecken.) (Es sind noch einige Oqaa bis zum Gebirge), warf sein Stellvertreter ein.
(Kilometer), berichtigte Ordu'lun'corteez. (Wir müssen uns an die Maßeinheiten der Primärrasse gewöhnen, um nicht aufzufallen.)
(Etliche Kilometer also. Wie sollten sie uns auf diese Entfernung entdecken?)
Est'sil'aunaara übernahm es zu antworten. (Bedenke, Thul'hal'neiro – spätestens jenseits des Gebirges, vermutlich aber schon im Osthang gibt es Primärrassenvertreter, die sich mit Mefju'drex und seinen Handlangern verbündet haben. Wir haben es also nicht mit harmlosen, von uns erschaffenen biotischen Einheiten zu tun, sondern mit Bioorganisationen, die der Synapsenblockade teilweise entrinnen konnten und die in der Lage waren, das riesige Heer unserer Mutantenmodelle zu vernichten. Also unterstelle ich ihnen auch die Fähigkeit, große Körper wie die der Lesh'iye über weite Distanzen zu orten.)
Ordu'lun'corteez teilte die
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