Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
bewährt. Über den Bewährten steht der Lan, ein reifer Daa'mure. Einen »Starken« nennen wir Individuen dieses Ranges. Zu einem Sil wird nur ein ungewöhnlich weiser Lan berufen. Wir Sil übernehmen Aufgaben, die in Ihrer Rasse einem… Therapeuten oder Philosophen obliegen.)
    Wie lautet Ihr vollständiger Name gleich? Est'sil'bowaan?
    Dann wären Sie also -
    (Ein Sil, genau, Professor. Manchmal führen Sils eine symbiotische Einheit an. Meistens aber ist das die Aufgabe eines Lun, am treffendsten wohl mit »Machthaber«,
    »Erfahrener« zu übersetzen. Lun und Sil unterscheiden sich hierarchisch nicht wesentlich voneinander. Über einem symbiotischen Verbandsführer, über einem Lun oder einem Sil also, steht nur der Sol. Er hat alle Entscheidungsvollmachten über mehrere symbiotische Einheiten. Jeder Daa'mure – das wird Ihnen nun deutlich sein – trägt seinen Rang in der Mitte seines Namens…)
    Eine Art Titel, aha. Die Logik der Ausführungen half Smythe, seine Gedanken zu ordnen. Er war zumindest so weit aus seiner Trance zurückgekehrt, dass er Taraasis' Körper an seinem spürte. Weit genug auch, um Ärger darüber zu empfinden, dass Bowaan ihn ebenfalls festhielt. Und was soll dieses Präfix in Ihren Namen?, formulierte er in Gedanken.
    (Es bezeichnet die symbiotische Einheit, zu der ein Individuum gehört. Ich gehöre zur symbiotischen Einheit der Est, Liob'lan'taraasis zur Einheit der Liob. Aus der Tatsache, dass man an erster Stelle unserer Namen unsere symbiotische Einheit erfährt und an dritter erst unseren Individualnamen, werden Sie selbst den richtigen Schluss ziehen, Professor.) Es gibt Wichtigeres als euch, vermute ich.
    (Korrekt, Jeecob'smeis. Zumindest innerhalb unserer Rasse hat dieser Satz seine Gültigkeit…) Ein drohender Unterton in seiner Stimme. (Damit komme ich zurück zu unseren Versuchen, die Oqualune in Raumfahrzeuge umzuwandeln.
    Ohne das in unserem Gencode verankerten Bewusstsein vom Vorrang der symbiotischen Einheit über das Individuum hätten wir uns niemals retten können. In meiner Jugendzeit also – ich war noch ein Hal – installierten unsere Techniker die Gravitationswandler auf jedem der sieben Oqualune. Und sieben mal sieben Daa'muren der oberen Ränge opferten sich für unsere Rasse…)
    ***
    »Was ist das für ein Stoff?«, fragte Matt.
    »Ein Mischgewebe«, sagte Victorias Stimme jenseits des Vorhangs. Aus Rücksicht auf Aruula hatte er sich zur Anprobe dahinter zurückgezogen. Im Hinblick auf die Queen durfte er sich nicht den geringsten Patzer leisten. Aruula war empfindlich in dieser Sache.
    Matt stieg in die Uniformhose. Sie war nicht einfach nur olivgrün. Je nach Lichteinfall und Perspektive sah Matt ein ganzes Spektrum, das vom Kolorit türkisfarbener Meereswellen bis zu dem mit Erdfarben durchsetzten Grün einer Rosskastanie reichte.
    Hose und Jacke waren aus erstaunlich leichtem Stoff mit sauber verarbeiteten Taschen an den Seiten und auf der Brust.
    Der Gurt – dunkelbraun – roch zumindest nach Leder, die Schnalle schien aus schwarzer Teflon-Carbon-Legierung gefertigt zu sein.
    Er griff in Innen- und Brusttaschen, schloss Klettleiste und Reißverschluss, drehte sich vor dem Spiegel. Die neue Uniform erinnerte zwar immer noch an die alte, die er im Kampf um Leeds verloren hatte, war dabei aber modischer geschnitten und viel komfortabler. »Passt perfekt. Fünfzig Prozent Naturfasern? Was sind das für Naturfasern?«
    »Spinnenseide.«
    »Wie bitte?« Matt runzelte die Stirn, erinnerte sich aber ihm gleichen Moment, dass die US-Army schon in der Zeit vor
    »Christopher-Floyd« mit Spinnenfäden experimentiert hatte.
    Er zog den Vorhang auf. In einer idyllischen Bergkulisse saßen Aruula, Mr. Black und die Queen in Schalensesseln aus Kunstglas. »Sie können Spinnenseide synthetisieren?«
    »Kein Hexenwerk, Matt. Spinnenseide besteht aus langgezogenen Aminosäuren. Die sind relativ schnell analysiert. Sie synthetisch herzustellen war aufwändig, aber nicht direkt schwer. In den alten Datenbanken fanden unsere Vorfahren die entschlüsselten Gencodes der Kreuzspinne und der Goldseidenspinne. Deren Seide ist die strapazierfähigste. Vor hundertsiebzig Jahren entdeckten unsere Biologen mutierte Spinnen in den Ruinen Londons, deren Erbsubstanz diesen beiden Arten sehr ähnlich war. Wir fingen ein paar dieser Geschöpfe, bauten den Code ihrer Drüsenzellen in das Genom von Baumwollpflanzen ein, und zwanzig Jahre später gewannen wir die erste Seide.

Weitere Kostenlose Bücher