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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
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in ihrem Innern eine Umwandlung stattfand. Es lief nicht mehr alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    »John…?« Der Name floß als Frage aus ihrem Mund. »Was ist mit dir, John?«
    Jane erhielt keine Antwort. Ihr selbst floß ein kalter Hauch über den Körper, wo er Gänsehaut hinterließ. Das Herz klopfte schneller, sie hörte sogar die Echos, und ihr wurde allmählich klar, daß einiges nicht stimmte.
    So benahm sich kein Mann, der bereit war, noch einmal alles zu geben. Etwas war hier schiefgelaufen. Dieser Wechsel von einer Sekunde zur anderen machte ihr Angst, und Jane zog die Beine an und drehte sich langsam um, nachdem sie von John weggerückt war.
    Sie schaute ihn an.
    Sie schüttelte den Kopf. Dann hob sie die Hand und drückte sie gegen ihr hart klopfendes Herz, weil sie einfach nicht glauben wollte, was sie mit eigenen Augen sah, obwohl das Schlafzimmer in ein Halbdunkel getaucht war.
    John Sinclair kniete. Die Hände lagen dicht an seinem Körper. Das wäre nicht schlimm gewesen, aber er bewegte sich nicht mehr. Er schien in seinem eigenen Bett zu Stein geworden zu sein, und auch seine Atmung war so gut wie nicht zu hören.
    »Das gibt es nicht«, flüsterte sie fassungslos. Jane hatte Mühe, die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Dann stützte sie sich mit der einen Hand ab, und mit der anderen wedelte sie vor Johns Augen hin und her.
    Er zeigte keine Reaktion. Zumindest fiel ihr bei dem Dämmerlicht nichts auf.
    Daß etwas Unheimliches geschehen war, stand für Jane fest. Sie durfte jetzt auf keinen fall die Nerven verlieren. Klar und sicher handeln, nichts Übereiltes unternehmen, das war jetzt wichtig.
    Sie rutschte zurück und bewegte sich dabei auf die Bettkante zu. John ließ sie bei keiner ihrer Bewegungen aus den Augen. Mit dem rechten Bein zuerst stieg sie aus dem Bett und zuckte zusammen, weil ihr Fuß auf etwas Kaltes getreten war.
    Als sie nachschaute, sah sie das Kreuz auf dem Boden liegen. John hatte es abgenommen. Oder war sie es gewesen, die ihm die Kette über den Kopf gestreift hatte?
    Die Detektivin konnte sich nicht genau erinnern. Es war auch nicht wichtig.
    Ohne John aus den Augen zu lassen, bewegten sich ihre Finger auf die Lampe zu. Sie stand auf dem Nachttisch. Jane suchte den Knopf, fand ihn nicht sofort, und wie zufällig ließ sie ihren Blick über den Boden streifen, auch über die Stelle hinweg, an der das Kreuz lag. Seine Umrisse malten sich schwach ab, aber sie sah noch mehr, denn auf dem unteren Balken glühte ein türkisfarbenes Zeichen leicht auf. Es war nicht mehr als ein Schimmern, aber nicht zu übersehen.
    Das Ankh!
    Ja, das ägyptische Henkelkreuz gab diesen Farbton ab, und das bestimmt nicht grundlos. Irgend etwas mußte es aktiviert und auch gestört haben, aber die Detektivin kam damit nicht zurecht. Sie wollte das Kreuz nur nicht auf dem Boden liegenlassen, hob es auf und faßte es dabei vorsichtig an, weil sie Furcht davor hatte, daß das glühende Zeichen sie verbrennen konnte.
    Nein, es war nicht einmal warm. Aber es leuchtete, und Jane vergaß einfach, die Lampe einzuschalten. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf das Kreuz und auf den starren, auf dem Bett knienden John, der sich aus eigener Kraft kaum aus dieser Lage befreien konnte, das stand fest.
    Jane versuchte noch einmal, John anzusprechen, bevor sie doch das Licht einschaltete. Der Schein floß auch über das Bett hinweg und erreichte den Geisterjäger. Unter anderem auch sein Gesicht, das keinesfalls entspannt aussah, sondern verzerrt. Es sah so aus, als litte John unter einem wahnsinnigen Druck.
    Die Detektivin wußte Bescheid. Zum Glück war sie eingeweiht worden. Jetzt ging sie davon aus, daß der Seelenfänger John Sinclair in seinen Krallen hatte und niemand anderer. Der Schatten aus dem Unsichtbaren, aus einer anderen Welt, gegen den kaum jemand ankam. Und es mußte für ihn schlimmer sein als in der Zuchthauszelle.
    Er quälte sich. Er hatte Angst, das war seinem Gesicht anzusehen. Die Züge wirkten erstarrt wie aus Stein. Auch die Arme, Beine oder Hände bewegten sich nicht. So mußte Jane sich fragen, ob John überhaupt noch am Leben war oder ob ihn der Schlag getroffen hatte.
    Sie wußte, daß es nichts brachte, wenn sie ihn ansprach. Aber sie mußte erst ihre eigene Angst überwinden, um sich ihm nähern zu können. Nur das zählte.
    Das Kreuz hatte ihr eine Möglichkeit eröffnet. Noch immer glühte das Ankh. Es war auch zugleich Hinweis auf eine bestimmte Magie.
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