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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Junge lächelte plötzlich, und dieses Lächeln widerte Jane Collins an. Es war ihr einfach zu wissend. Eugen schien den Ablauf der Dinge genau zu kennen, doch er hütete sich davor, mit ihr auch nur ein Wort darüber zu sprechen.
    So blieb ihr nichts anderes übrig, als wieder auf die leere Leinwand zu deuten. »Er ist nicht zurückgekehrt, Eugen. Machst du dir keine Sorgen um deinen Freund?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er gewinnen wird.«
    »Ist das so einfach für dich?«
    »Ja.«
    »Ich kann nicht daran glauben, denn ich habe in seine Augen geschaut. Was ich dort sah, läßt mich an deinen Worten zweifeln, Eugen. Ich bin sicher, daß dein Freund nicht nur gewinnen kann. Es gibt auch Menschen, die ihm ebenbürtig sind.«
    »Aber nicht Sie!«
    »Das habe ich auch nicht behauptet…«
    Jane sprach nicht mehr weiter, weil Eugen plötzlich lachte. Einige Male stieß er dieses Lachen hervor, dann verstummte er abrupt. »Sie haben sich geirrt, Miß Collins. Ich weiß es besser.«
    »Was weißt du besser?«
    Mit einer schon eklig anmutenden Bewegung leckte er seine Fingerspitzen ab und schüttelte dann die Hände, als wollte er sie trocknen. Dann nickte er Jane zu. »Ja, ich weiß es besser. Der Henker hat sich bereits gerächt. Er hat getötet, das weiß ich. Ich habe es gespürt. Er hat es mir mitteilen können.«
    »Ach – tatsächlich?« Jane konnte es nicht glauben. »Wen hat er denn umgebracht?«
    »Meinen Vater!«
    Diese schlichte Antwort haute Jane fast von den Beinen. Erst Sekunden später erschrak sie, und da jagte durch ihren Körper ein heißer Strom. Sie schaute wieder in Eugens Gesicht, in dem nicht die Spur eines Bedauern zu lesen war, und es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, daß dieses Kind soeben locker über den Mord an seinem Vater gesprochen hatte. Das wollte ihr einfach nicht in den Kopf und war zuviel für sie.
    Jane schluckte einige Male, bevor sie wieder bei Stimme war. »Er… er … hat deinen Vater getötet?«
    »Ja.«
    »Und wen sonst?«
    »Es war ein Anfang.«
    »Aber es hat noch andere Menschen gegeben, die sich in der Nähe deines Vaters aufgehalten haben. Das weiß ich genau.«
    »Ja, mag sein.«
    »Was ist mit deiner Mutter?«
    Eugen hob die Schultern. Er wußte es nicht, aber er lächelte wieder. Es war für die Detektivin unbegreifbar. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß ein elfjähriger Junge in einem derartigen Verhältnis zu seinen Eltern stand und es ihm nichts ausmachte, wenn jemand kam und sie umbrachte.
    Ist das überhaupt noch der echte Eugen Chesterton? dachte Jane.
    Oder lebt nicht längst jemand anderer in ihm und hat ihn auf seine Art und Weise benutzt?
    Alles war denkbar. Je intensiver sich Jane mit dem Problem auseinandersetzte, desto mehr schauderte sie zusammen, da sie die Reaktionen des Jungen einfach nicht nachvollziehen konnte.
    Eugen schaute auf die Uhr. »Es dauert bestimmt nicht mehr lange«, erklärte er.
    »Was meinst du damit?«
    »Wir bleiben nicht allein.«
    »Du glaubst, daß er bald kommt?«
    »Ja, das glaube ich. Er wird wieder hier in seine Welt zurückkehren. Zu mir.«
    »Hat er dir das gesagt?«
    Eugen lächelte wieder schief. »Vielleicht. Alles ist doch möglich, Miß Collins.«
    Jane nickte. »Allmählich glaube ich das selbst.«
    Eugen wollte nicht mehr stehenbleiben und ging zuerst auf Jane zu, dann an ihr vorbei. Jane hielt ihn auch nicht fest. Sie ließ ihn gehen, weil sie sehen wollte, wohin ihn der Weg führte.
    Er blieb vor dem Bild stehen. Eugen kümmerte sich auch nicht darum, daß ihn Jane beobachtete. Für ihn war einzig und allein die leere Leinwand wichtig, und sonst nichts. Er schaute sie an, sein Mund zeigte wieder ein Lächeln, aber es war anders als vorhin.
    Sehnsuchtsvoll, sogar freundlich und ebenfalls erwartungsvoll.
    Jane glaubte dem Jungen, daß er mit dem Henker Kontakt hatte.
    Es mußte einen Weg zwischen ihnen beiden geben, eine nicht sichtbare Brücke, ein aus Gedanken bestehender Bogen, über den die Informationen verteilt wurden.
    Jane unterdrückte den Wunsch, Eugen anzusprechen. Sie wollte abwarten, denn auch ihr war klar, daß ein Geschehen unmittelbar bevorstand.
    Das Bild war leer.
    Noch…
    Aber Jane sah die Bewegung. Es hatte den Anschein, als wollte sich die Leinwand aus Hexenhaut vom Rahmen lösen, was aber nicht passierte. Dafür kehrte der Henker zusammen mit seinem verfluchten Richtbeil in sein Bild zurück.
    Er nahm seinen alten Platz ein.
    Eugen und Jane schauten zu. Der Junge stand direkt vor

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