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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Gemälde, Jane hielt sich etwas versetzt. Auch aus ihrer Perspektive sah sie, was mit der Leinwand geschah.
    Intervallweise entwickelte sich der Körper des Henkers. Es war ein unheimlicher Vorgang. Rodney Chesterton löste sich dabei aus der Leinwand, als hätte er immer darin gesteckt und nur auf diesen bestimmten Zeitpunkt gewartet.
    Sein Kopf erschien. Die Kapuze, darunter das Gesicht mit den leeren Augen. Auch der Körper tauchte wieder auf. Zuerst die Schultern, dann die Brust, Hüfte, Arme, Beine – alles war wieder vorhanden.
    Auch seine Waffe.
    Diesmal konnte Jane das Zittern nicht unterdrücken. Durch den Anblick des Beils bekam sie bestätigt, was ihr Eugen Chesterton zuvor gesagt hatte.
    Die Klinge zeigte an ihrer Schneide frische Blutflecken…
    ***
    Es war der Moment der schaurigen Wahrheit, aber auch der des Schweigens. Selbst Jane sah sich nicht mehr in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Sie fragte sich, in welch einen Alptraum sie da hineingeraten war und mußte sich zugleich eingestehen, daß es kein Traum war, sondern eine kaum zu fassende Wirklichkeit.
    Leere Augen, aber Rodney lebte trotzdem. Nicht daß er sich bewegt hätte, etwas anderes erregte auch weiterhin Janes Aufmerksamkeit, denn das Blut auf der Klinge lief nach unten. Es sammelte sich zu Tropfen, die sehr bald nach unten fielen und auf dem Boden zersprangen.
    Auf irgendeinem Boden im Bild. Beide nicht sichtbar, aber doch vorhanden.
    Eugen drehte den Kopf und schaute Jane an. »Mein Freund ist wieder da, Miß Collins.«
    »Ja, das sehe ich auch.«
    »Blut an seinem Beil. Ich wußte es, und er hat mich nicht angelogen. Ich kann mich auf ihn verlassen. Ich kann ihm vertrauen. Es ist einfach toll, so einen Freund zu haben.«
    »Dein Freund ist ein brutaler Killer, der eigentlich nicht existieren dürfte.«
    »Nein, das ist er nicht. Er ist kein Killer wie andere es sind. Er ist etwas Besonderes.«
    »Denkst du nicht an deinen toten Vater?« fragte Jane gepreßt.
    »Warum denn? Ich habe einen neuen Vater bekommen. Einer, der schon einmal gelebt hat und nie mehr sterben kann. Er wird mir viel zeigen. Ich liebe ihn schon jetzt. Er und ich, wir werden unseren Weg gemeinsam gehen, das weiß ich.« Zum Abschluß seiner Worte nickte der Junge, was Jane nicht fassen konnte.
    Für sie war das alles zu fremd. Einfach nicht nachvollziehbar. Verrückt, vom Wahnsinn umspielt, aber sie würde es hinnehmen müssen, weil sie nichts daran ändern konnte.
    Erst jetzt, wo sie sich einigermaßen wieder gefangen hatte, konnte sie auch an sich und ihre eigene Sicherheit denken. Rodney Chesterton war wieder in sein Bild zurückgekehrt. Er bewegte sich dort, wo es ihm gefiel, er hatte eine Bluttat hinter sich gebracht, was ihn kaum daran hindern würde, eine zweite oder dritte zu begehen.
    Ein Opfer gab es.
    Das bin ich, dachte Jane.
    Es mußte ihr beinahe so vorkommen, als wären ihre Gedanken von Eugen Chesterton verstanden worden, denn der Junge drehte ihr sein Gesicht zu. Es geschah nicht durch eine normale Bewegung.
    Die Drehung des Kopfes wirkte wie einstudiert, als hätte er sich darauf in den letzten Minuten konzentriert.
    Es war auch durchaus möglich, denn als Jane in das Gesicht des Jungen schaute, da wollte sie nicht wahrhaben, was sie sah. Sie verlor den Boden nicht unter ihren Füßen, auch wenn es ihr für einen Moment so vorkam. Sie konnte nur in die Augen sehen, die Augen eines elfjährigen Jungen, die nicht mehr seine Augen waren.
    Sie hatten sich nicht nur verändert und etwas von ihrem alten Blick behalten, sie waren sogar neue geworden.
    Neue, alte Augen.
    Henkeraugen…
    ***
    Groß, dunkel, in einer tiefen, schwarzen Farbe. Augen wie mit Öl gefüllte Löcher, auf deren Oberfläche ein leichtes Schimmern zurückgeblieben war.
    Es gab keine Pupillen mehr. Wenn Eugen überhaupt etwas sehen konnte, dann sah Eugen Chesterton sie jetzt mit den Augen des Henkers an. So hatte sein Ahnherr auch ihn in die Gewalt bekommen und unter seine Kontrolle genommen.
    Jane war ratlos, wie sie sich verhalten sollte. Bis vor kurzem hatte sie noch gehofft, den Jungen auf ihre Seite ziehen zu können. Nun mußte sie davon Abstand nehmen. Er hatte sich voll und ganz unter die Kontrolle des Henkers begeben, und Jane würde für ihn jetzt zu einer Feindin werden.
    »Jetzt müssen wir Sie töten, Miß Collins«, sagte der Junge. Seine Stimme hatte sich verändert. Bei jedem Wort hallte sie leicht nach.
    Eugen hatte seinen Kopf so gedreht, daß er auf das Bild

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