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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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halten.
    Eine Klima-Anlage hätte sicherlich Wunder gewirkt. Jane Collins überlegte, ob sie nicht nachträglich noch eine einbauen lassen sollte.
    Die Straße schien nie zu enden. Sie führte immer weiter in den Regen und den Dunst hinein, bis ans Ende der Zeiten. Eine Straße ins Nichts, vielleicht auch in die Geisterwelt.
    Es kam ihr auch kein Wagen entgegen. Auch ein anderes Scheinwerferpaar konnte sie nicht in den Spiegeln entdecken. So kam sich Jane mutterseelenallein auf dieser Strecke vor.
    Dennoch mußte sie sich auf das Fahren konzentrieren. Es konnten Hindernisse auf der Fahrbahn liegen, die ein schnelles Bremsen erforderten. Es war auch möglich, daß sie durch ein zu tiefes Schlagloch fuhr, denn die Straße gehörte nicht eben zu den glattesten.
    Immer wieder wurde ihr Golf durchgeschaukelt, und auch Jane machte die Bewegungen mit.
    Scheiß Job! dachte sie wieder und erkannte, daß die Fahrbahn in eine weite Rechtskurve hineinführte. Sie ging vom Gas, fuhr entsprechend langsam – und spürte plötzlich, daß sie nicht mehr allein in ihrem Wagen saß.
    Etwas war da.
    Es war hinter ihr.
    Und es war kalt.
    Jane Collins war versucht, auf die Bremse zu steigen, um den Golf anzuhalten, aber sie zögerte noch. Dafür schaute sie in den Innenspiegel, um zu sehen, ob sich dort tatsächlich etwas tat oder sie sich diesen kalten Hauch nur eingebildet hatte.
    Da war tatsächlich etwas.
    Den Hauch sah sie nicht.
    Dafür aber ein Augenpaar, das sich auf der Klinge eines Beils widerspiegelte…
    ***
    War es echt? Erlebte sie eine Halluzination? Spielten ihr die Nerven einen Streich? War sie wegen der schlimmen Fahrt schon überkonzentriert geworden?
    Jane konnte keine Antwort geben. Sie fuhr zum Glück noch langsamer, und sie ließ ihren Blick nicht vom Innenspiegel weggleiten, in dem sie das Beil und die Augen sah.
    Die Klinge pendelte.
    Sie hatte sich dabei dem Rhythmus der Fahrt angeglichen. Jede Unebenheit der Straße ging auf diesen Gegenstand über, bei dem die Augen tatsächlich vorhanden waren, als wären sie auf die Klinge gemalt worden. Dunkle, sehr düstere Augen, auch traurig.
    Hinzu kam das Beil.
    Henkeraugen!
    Jetzt fiel Jane wieder ein, daß Eugen Chesterton von den traurigen Henkeraugen gesprochen hatte. Niemand hatte ihm so recht glauben wollen, aber Jane dachte über seine Aussagen jetzt anders. Dieses Bild war sicherlich keine Einbildung. Es war vorhanden. Die Augen ebenso wie das verdammte Beil.
    Beides blieb bestehen. Da Jane gestoppt hatte, konnte sie sich besser auf das Bild konzentrieren. Sie hatte sich auf ihrem Sitz noch nicht gedreht und sah das jetzt ruhiger gewordene Beil etwa in der Wagenmitte schweben. Sie fragte sich schon jetzt, ob es dreidimensional war und sie es anfassen konnte oder ob es sich bei diesem Gegenstand nur um eine rätselhafte Projektion handelte. Auch damit hatte sie ihre Erfahrungen.
    Den ersten Schock hatte sie hinter sich gebracht. Zwar sah sie sich selbst nicht unbedingt als locker an, aber sie drehte auf keinen Fall durch und behielt die Nerven. So löste sie den Sicherheitsgurt, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen, drehte sich auf dem rechten Fahrersitz herum und streckte den Arm aus, weil sie nach dem Gegenstand greifen oder ihn zumindest berühren wollte.
    Ihr Arm war trotz der ausgestreckten Hand nicht lang genug. Um sich zu vergewissern, mußte sie den Wagen verlassen und eine der Fondtüren öffnen.
    Jane stieg aus.
    Der Regen war kalt. Die Temperaturen mußten gefallen sein, und die Detektivin zog unwillkürlich den Kopf ein. Sie haßte dieses verdammte Wetter noch mehr, aber sie wich keinen Millimeter von ihrem Vorsatz ab.
    Jane zog die Tür an der rechten Seite auf. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, daß das Beil mit den traurigen Augen in der Klinge verschwinden würde, doch auch die hereinströmende Nässe und Kälte konnten es nicht auflösen, es blieb.
    Wieder mußte Jane ihren Arm ausstrecken. Ihre Herz klopfte schon schneller, als sich die Finger der Klinge näherten. Sie befürchtete, daß sich das Beil plötzlich bewegen und in ihre Hand hacken könnte. Das geschah zum Glück nicht. Sie war sogar in der Lage, es zu berühren – das heißt, nicht ganz, denn ihre Finger faßten durch den Gegenstand hindurch, wobei sie wieder die Kälte spürte, die über ihre Haut hinwegglitt, diesmal noch intensiver.
    Die Klinge mit den Augen war zu sehen und auch ein Teil des Griffs. Nur war es Jane nicht möglich, ihn anzufassen. Auch wenn sie die Hand

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