1016 - Zwischenspiel auf Karselpun
sie Scoutie verwundert an, dann setzten sie sich einfach hin und legten ihre Stöcke vor sich ins Gras.
Das war offensichtlich ein Zeichen des Friedens.
„Na also!" meinte Faddon erleichtert. „Eine Art Angebot, oder wie soll ich das verstehen?
Bieten wir ihnen zu essen an?"
„Wenn du nicht zu geizig bist, ja. Macht einen guten Eindruck."
Mallagan reichte jedem der drei Eingeborenen ein Stück Konzentrat und eine Wasserflasche. Die Gaben wurden dankbar angenommen.
Die Betschiden nahmen auch jeder ein Stück des geschmacklosen aber nährreichen Trockenfutters, um ihren Gästen zu demonstrieren, daß sie ihnen nichts Schlechtes dargeboten hatten. Ihre Verblüffung war daher um so größer, als die Karselpuner nach den ersten Bissen undefinierbare Blicke tauschten, und einer von ihnen plötzlich aufstand und einfach davontrabte.
Die anderen kauten seelenruhig weiter.
„Was soll denn das?" fragte Scoutie unsicher. „Schmeckt es dem einen vielleicht nicht?"
„Keine Ahnung." Mallagan richtete sich etwas auf, um besser sehen zu können. „Er kommt schon wieder zurück. Er bringt auch etwas mit..."
Es war einer der Beutel, die zurückgelassen worden waren. Der Eingeborene setzte sich wieder zu den anderen und begann, den Inhalt des Beutels im Gras auszubreiten. Es handelte sich um ein paar noch mit Erde beschmutzte Wurzeln und grüne Kräuter.
Mit Gesten versuchten die Karselpuner, den Betschiden klarzumachen, daß es sich um eine Art Gastgeschenk handelte.
„Das müssen wir annehmen, oder wir beleidigen sie", erfaßte Scoutie die Situation. „Los, Brether, zier dich nicht so!"
„Immer ich!" jammerte Faddon und nahm die Wurzel, die ihm einer der Eingeborenen hinhielt. Dabei lächelte er verzerrt. „Danke, mein Freund!"
Herzhaft biß er in die Wurzel, die eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Rettich hatte. Die Erde spuckte er aus, aber dann stellte er fest, daß die eigentliche Wurzel gar nicht so übel schmeckte. Sein Appetit bereitete den Eingeborenen sichtlich Freude, denn auch sie griffen nach den restlichen Wurzeln und schmatzten wie besessen. Auch Mallagan und Scoutie probierten sie.
„Schmeckt besser als der Konzentratmist", konstatierte Mallagan und wunderte sich nun nicht mehr, daß die Karselpuner die Konzentratwürfel verschmähten und sich anscheinend bemüßigt fühlten, den drei Fremden eine bessere Kost zu servieren. Er ahnte, daß sich das ursprüngliche Verhältnis genau umgekehrt hatte. „Wir wollten sie beschenken, und nun haben sie uns beschenkt. Kein Kompliment für die Kranen, würde ich sagen."
Auch die Karselpuner unterhielten sich. Es hörte sich an wie das Brummein kleiner Bären, vermischt mit dem Gemurmel eines Gebirgsbachs. Aber ihre Gesten und Mimik sagten genug. Sie wollten in ihr Dorf zurückkehren, und die Betschiden als ihre Gäste mitbringen.
„Hoffentlich steckt keine Teufelei dahinter?" befürchtete Scoutie.
„Wer wird denn so mißtrauisch sein?" fegte Faddon alle Bedenken beiseite.
„Ich glaube auch nicht, daß wir etwas zu befürchten haben", meinte Mallagan.
„Außerdem weiß man nie, wie uns die Eingeborenen einmal behilflich sein können. Wir nehmen an, schlage ich deshalb vor."
Scoutie gab nach.
„Also gut, gehen wir mit ihnen. Hoffentlich ist es nicht weit."
Sie machten den Eingeborenen klar, daß sie gern mit ins Dorf gehen würden, was ein freudiges Gebrumme zur Folge hatte. Die restlichen Wurzeln und Kräuter wurden in den Beutel gepackt, dann brachen sie auf.
Lange bevor die Sonne unterging, kam das Dorf in Sicht. Es lag am Fuß der Hügel, die sich von Nord nach Süd erstreckten. Die Hütten waren roh aus ungeschälten Baumstämmen errichtet und wahllos in die Landschaft gestellt worden. Gleich hinter ihnen begann der Wald.
Eine Gruppe noch junger Karselpuner, die auf dem Dorfplatz beim Brunnen spielten, stob wie wild auseinander, als die Betschiden erschienen. Einige ältere hingegen zeigten keine Furcht, sondern kamen vorsichtig näher. Sie hoben drohend ihre Holzstöcke.
Die drei Eingeborenen, die Mallagan und seine beiden Freunde ins Dorf geführt hatten, traten ihnen entgegen. Ein aufgeregtes Palaver begann, das schließlich mit dem Ablegen der Knüppel und einer fast förmlichen Begrüßung endete.
Mallagan fragte sich, wie sich die Karselpuner wohl verhalten hätten, wären sie noch nicht mit Spoodies ausgestattet gewesen.
Inzwischen füllte sich der kleine Dorfplatz. Baumstämme wurden herbeigerollt und Sitzplätze
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