1019 - In den Händen der Bruderschaft
richteten sie senkrecht auf und zogen sich schweigend und ehrfürchtig einige Schritte zurück.
Flüsternd warnte Surfo Mallagan: „Keine Kommentare, Freunde!"
Dem krankhaft fetten Tart fehlten auch die Beine! Halb entsetzt, halb erstaunt registrierten die Betschiden diese Tatsache. Die schuppige Kopfhaut Sargamecs war nicht mehr silbergrau, sondern schlohweiß. Zu der Färbung des Gesichts und den großen, dunklen Augen bildete diese Farbe einen erschreckenden Gegensatz. Sargamec war krank, und der Blick, den er den drei Fremden zuwarf, ließ ahnen, daß die Krankheit nicht nur seinen Körper verwüstet, sondern auch seinen Verstand in bestimmte Bahnen gelenkt hatte.
„Ich bin Sargamec, der Chef der Bruderschaft auf Keryan", sagte er langsam und scharf betont. „Auf meinen Befehl seid ihr hier hergebracht worden. Stört euch nicht daran, daß ich bewegungsunfähig bin. Meine Untergebenen sind meine Füße und Arme. Ich bin ihr Gehirn und ihr Verstand."
Aus jedem Wort sprach eine starke Persönlichkeit mit einem überzeugenden Willen.
Waren schon die normalen Kranen von einer Entschlossenheit, die größer zu sein schien als die der Leute von Chircool, so schien der Tart Sargamec sie noch bei weitem zu übertreffen. Er sprach weiter.
„Kommt näher heran. Keine Furcht. Ich will die Fremden genau sehen können, die es bis an diese Stelle vorzudringen geschafft haben."
Schweigend und in steigender Beklemmung gehorchten sie. Die Kranen rührten sich nicht. Die Szene erhielt dadurch eine fast übertrieben feierliche Bedeutung, und sie drohte, ins Groteske umzuschlagen.
„Warum trägst du keine Prothesen?" wagte Surfo zu fragen. Sargamec zischte zurück: „Weil die Narben der Operation schmerzen. Meine Nerven sind überempfindlich."
Die Schädeldecke Sargamecs war an einer Stelle hoch aufgewölbt. An dieser Stelle waren die Schuppen stark gelichtet. Die Färbung der Haut und das Aussehen der schlecht verheilten Narben ließen erkennen, daß die beiden Spoodies, die er trug, nicht integriert worden waren. Er vertrug den zweiten Spoodie nicht. Trotzdem würde er sich nicht davon trennen, das dachten übereinstimmend alle drei Freunde.
Je länger sie in das scharf gezeichnete Gesicht Sargamecs blickten, desto stärker zweifelten sie an der Bedeutung, die noch vor kurzer Zeit die Bruderschaft für sie gehabt hatte.
Sie behielten ihre Gedanken und Überlegungen für sich und versuchten, sich nicht einmal durch eine Veränderung ihres Gesichtsausdrucks zu verraten. Die Tage und Nächte, die auf Keryan hinter ihnen lagen und viel mehr noch die Ereignisse dieser Zeit hatten selbst Scoutie gewarnt und mißtrauisch gemacht.
Der Auftritt Sargamecs war für jeden von ihnen - allerdings auf andere Weise - ein Schock.
Scoutie war erschreckt worden von der brutalen Häßlichkeit des Torsos. Der kalte Blick des Chefs traf sie bis ins Innerste. Sie konnte ihre Gefühle nur schwer in Gedanken fassen. Teilweise war es deutlicher Abscheu vor diesem machtgierigen Träger eines Doppelspoodies. Zum anderen Teil entsetzte sie die Vorstellung, daß sie diesem Scheusal hier tief unter dem Schlick des Ahyr-Meeres ausgeliefert sein würden.
Surfo Mallagans Gedanken bewegten sich auf einer anderen Ebene. Gleichzeitig registrierte er jede Einzelheit dessen, was er sah und empfand - und überdies traf er seine Analyse der letzten Vorgänge.
Die Vertreter der Bruderschaft hatten ihn zwar befreit, aber sie waren mit brutaler Härte vorgegangen. Die Beamten der Schutzgarde hatten mit ihren Schockern nicht die geringste Chance gehabt. Deutlich stand das Bild Barkhadens vor ihm, der mit einer Brandwunde in der Brust gegen die staubbedeckte Wand geschleudert worden war.
Ehrgeiz und Machtgier - das strahlte Sargamec unverkennbar aus. Wenn sich Surfo vorstellte, was die Krankheit aus einem ohnehin bereits machtbesessenen Tart gemacht hatte ... sein Gehirn war durch den zweiten Spoodie, den Sargamec nicht vertrug, geschädigt worden, und der Verstand war mit Sicherheit beeinträchtigt. Anstatt sich vom zweiten Spoodie zu trennen, zog es Sargemec vor, zu leiden. Dieser Umstand konnte für den Tart nur einen Kreislauf des Irrsinns einleiten. Seine Anwesenheit und noch viel mehr der Umstand, daß die Bruderschaft auf Keryan seinen Befehlen gehorchte, machte ihn noch nachdenklicher. Eines stand für ihn bereits jetzt schon fest: Sargamec betrachtete ihn, Surfo, als eindeutigen Konkurrenten.
Brether Faddon hatte noch immer Angst. Und er wußte
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