102 - Borro, der Zombie
danach. Der Bildrand wurde braun,
die Fotoschicht schmolz.
Das Gesicht verschwand.
Larry hielt das Bild fest, solange es ihm möglich war.
Als die Flammen fast seine Fingerkuppen erreichten, ließ er den letzten Rest
los. Das Papier verkohlte auf der Erde.
Borro rührte sich nicht mehr. Viel war nicht mehr von
ihm übrig.
Der ausgetrocknete Körper des Zombies war verbrannt.
Die Knochen in dem Aschehaufen rutschten in sich
zusammen.
Aus dem grauen Staub ragten lange, weiße
Fingerknochen, und wie eine Krönung lag der bleiche Totenschädel oben drauf.
Schließlich blies Larry eine Kerze nach der anderen
aus. »Das makabre Spiel ist zu Ende, Mister
White! Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Ohne Sie wäre es doppelt so schwer
gewesen.
Borro, der Zombie, ist nun wirklich tot, daran ist
nichts mehr zu deuteln. Es ist wirklich erstaunlich, was ein alter Totenschädel, Kerzen aus Menschenfett, einige
zerriebene Haare vom Schädel eines Medizinmannes und der Kopf einer toten
Schlange vermögen, wenn man sie in die richtige Beziehung zueinander bringt.
Nicht zu vergessen ein Bild oder eine Zeichnung desjenigen, wie er ausgesehen
hat, als er noch kein Zombie war. So einfach ist das.
Man muß es nur wissen. Und Dr. Poul McKinsey hatte das
genau notiert!«
●
Helga Körtner war glücklich und verwirrt, als Larry in
das Hotel kam.
In einem privaten Hinterzimmer fand ein denkwürdiges
Gespräch statt.
Stanley White nahm daran teil und der Chef des
Polizeireviers, der die ganze Zeit von Larrys Einsatz gewußt hatte.
Nach seiner Rückkehr aus der unterseeischen Höhle war
Larry sofort zur Polizeidienststelle gefahren und hatte die Ereignisse
geschildert. Als er den Namen Garry Herman erwähnte und das Aussehen des Mannes
beschrieb und sagte, daß sich dieser Herr wahrscheinlich als Gast bei Stanley
White aufhielt, gab man ihm sofort die Adresse.
»Zwei Dinge sind da noch, die ich nicht verstehe«,
sagte Helga Körtner, nachdem X-RAY-3 sein Abenteuer in der unterseeischen Höhle
und die Begegnung mit dem Zombie Ambu zu Besten gegeben hatte. »Zu Herman… er
hat mich mit Frauke angeredet. Er mußte doch wissen, daß dies eine andere Zeit
ist. Die Menschen, die Mode, die Autos, die es damals nicht gab. Er hatte sich
doch hier in der Küstenstadt aufgehalten…«
Larry nickte. »Vielleicht liegt gerade darin das Geheimnis,
daß er glaubte, wirklich Frauke vor sich zu haben, die Frau, die er über alles
haßte. Genau läßt sich diese Frage wohl nie klären. Es ist ein Geheimnis, das
Borro mit ins Grab genommen hat. Wir wissen nicht, wie und ob ein Zombie denkt.«
Ein forschender Blick der Frankfurterin traf ihn,
während sie nach der Kaffeetasse griff. »Und eben das ist das zweite, was mich
beschäftigt, Larry. Ihre Begegnung mit Ambu, die Sie so erstaunlich unbeschadet
überstanden haben.«
Er lächelte schmerzlich. »Es gibt manchmal auch
Wunder, Helga! Das Buch von McKinsey wies mir den Weg. Ich war nach der
Begegnung mit Ambu geschwächt, aber es verstärkte sich nicht. Der Kontakt mit
Ambu hatte mich nicht das Leben gekostet. Ich entdeckte einige Merkmale, die
darauf hinwiesen, daß ich mich wahrscheinlich zum Zombie entwickeln würde. Doch
Ambu war nicht das Werk eines wahren Voodoopriesters. Er war durch Borros und
Kumus magische Kunststückchen so geworden. Als Kumus Leiche angeschwemmt wurde,
und auch die von Ambus Schwester, kam ich ins Grübeln. Dies war eine besondere
Nacht. Wieso starb ein Zombie wie ein normaler Mensch im Wasser, wieso konnte
er ertrinken? Die Antwort ist einfach. Kumu war ein Stümper. Ich mußte an den
Versuch mit dem Papagei und der Schlange denken. Anfangs schien alles okay.
Genauso war es mit den Zombies, die er schaffen wollte. Sie versagten, sie
gingen zugrunde, weil Kumu mit Dingen spielte, die er nicht beherrschte. Er
hatte, nachdem Ambu Mangula das Leben aus dem Körper seiner Schwester gesaugt
hatte, die Leiche geholt und mit geheimnisvollen Voodoosprüchen und nur ihm
bekannten Ingredienzien versehen. Ambu war so behandelt worden, seine
Schwester, der Papagei. Aber alle wurden nicht so wie Borro! Als ich dies
erkannte, wurde mir klar, daß ich mit einem blauen Auge davongekommen war. Mich
hatte Kumu nämlich nicht behandelt. Zusätzliche Hilfe bekam ich durch McKinseys
Tagebuch. Darin beschreibt er mehrere Versuche, Zombies zu heilen. Innerhalb
von vierundzwanzig Stunden nach der Infizierung muß dies geschehen. Er schrieb
von Kerzen aus Menschenfett und von den
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