102 - Jagd nach dem Dämonenherz
Dachziegeln.
Die Polizisten vor dem Haus entdeckten mich und schossen. Aus dem Hubschrauber wurde zurückgefeuert. Die Bullen mußten in Deckung gehen. Eine Strickleiter flog aus der Kanzel und pendelte mir entgegen.
Der Hubschrauber näherte sich mir mit schrill pfeifenden Turbinen. Wieder schwang die Strickleiter heran, und ich griff mit beiden Händen nach einer Sprosse.
Kaum hielt ich mich fest, stieg der Helikopter bereits hoch. Ich zog mich nach oben, fand mit den Füßen Halt, und blickte grinsend nach unten.
Wir stiegen sehr schnell und entfernten uns dabei von meinem Versteck, das für mich hatte zur Falle werden sollen. Ich lachte die Bullen aus, die jetzt das Nachsehen hatten.
»Pech gehabt!« brüllte ich vor Vergnügen, während das Haus immer kleiner wurde und die Bullen auf die Größe von lächerlichen Spielzeugsoldaten zusammenschrumpften.
***
Unter der riesigen Dämonenschar war Atax, die Seele des Teufels, nicht einer von vielen. Er ragte weit aus dieser Masse heraus. Aber das genügte ihm nicht.
Er wollte auch nicht einer von wenigen sein, sondern der einzige! Das bedeutete jedoch nicht, daß er - wie einst Loxagon - dem Höllenfürsten seinen Thron streitig machen wollte.
Jedenfalls vorläufig nicht. Atax war vorsichtiger als Loxagon, der sich damals für unbesiegbar gehalten und seinen Hochmut und seine Unverfrorenheit schließlich mit dem Leben bezahlt hatte.
So unvorsichtig war Atax nicht. Er strebte zwar nach Macht und wollte herrschen, aber in friedlicher Koexistenz mit Asmodis. Er war zuversichtlich, sich mit dem Fürsten der Finsternis arrangieren zu können.
Aber es mußte von einer Position der Stärke aus geschehen.
Es gab auf der Erde den Frieden durch Angst - und eine ähnliche Basis wollte Atax schaffen. Er würde Asmodis nicht ins Gehege kommen, und dieser sollte ihn in Ruhe lassen.
Bisher hatte Atax mit der Suche nach starken Verbündeten wenig Glück gehabt. Viele, die versprochen hatten, ihn zu unterstützen, waren bald wieder abgefallen, hatten sich zurückgezogen oder waren andere Bündnisse - die auch nicht lange halten würden - eingegangen.
Es schien unmöglich zu sein, die Dämonen zu vereinen, jedenfalls hatte das bis jetzt noch niemand geschafft. Vielleicht war es gerade das, was Atax reizte.
Er wollte der erste sein.
Der erste schwarze Gott!
Doch um dieses Ziel zu erreichen, mußte er sich auf starke Bündnisse stützen können. Wenn er auf Sand baute, konnte er die Höhe, die er erklimmen wollte, entweder nicht erreichen oder sich nicht lange dort oben halten.
Da er mit Versprechungen nichts erreicht hatte, wollte er sich jene Bündnisse, auf die er angewiesen war, erzwingen. Die Grausamen 5 waren bisher nicht dazu zu bewegen gewesen, ihn zu unterstützen, und wenn es sich Atax recht überlegte, mußte er froh sein, daß sie sich nicht hinter ihn gestellt hatten, denn diese mächtigen Magier-Dämonen, deren Anführer Höllenfaust hieß, waren durchtriebene Halunken, denen man nicht über den Weg trauen durfte.
Sie hätten Atax vielleicht bei seinem Aufstieg geholfen, ihn aber erledigt, bevor er das Ziel erreichte, um dann den Platz einzunehmen, den er angestrebt hatte.
Atax brauchte ein Höllenschwert!
Das erste war für Loxagon geschmiedet worden und gehörte nun dem Ex-Dämon Mr. Silver. Atax hätte versuchen können, es ihm zu rauben, doch Mr. Silver war ein starker Gegner, und mit dem Höllenschwert war er unvergleichlich stärker, deshalb hatte die Seele des Teufels beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen.
Er begab sich in die Hölle und suchte Farrac, den Schmied. Ihm war bekannt, daß Farrac in Unfreiheit lebte, und er hatte die Absicht, ihn zu befreien, damit er ihm eine ebenso starke Waffe schmiedete, wie Mr. Silver sie besaß.
Wenn ihm das gelang, konnte er Höllenfaust zu einem Bündnis »überreden«.
Atax, der geschlechtslose Dämon, war bereits weit in die Tiefe der Verdammnis vorgedrungen. Teufel und Dämonen hatten ihm den Weg gewiesen, und nun war es nicht mehr allzu weit bis zur Schlucht der lebenden Steine.
Dort sollte Farrac, der Schmied des schwarzen Schwerts, leben.
***
Ich kletterte die Holzsprossen der Strickleiter hoch. Der Wind zerrte an meiner Kleidung, und die Leiter pendelte stark hin und her. Jemand beugte sich aus der offenen Hubschrauberkanzel.
Es war Guy La Cava. Er streckte mir grinsend die Hände entgegen. »Na, haben wir es denen gezeigt, Tony?« brüllte er zu mir herunter.
»Ihr wart fabelhaft!«
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