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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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feuchten Tiefe hervorgeholt. Von allein konnte er es nicht geschafft haben.
    Der Sarg sah schmutzig aus, verdreckt, verklebt. Eben normal, wie es sich für einen ausgegrabenen Sarg gehörte. Der Erdhügel, die darin steckende Schaufel, das waren die ersten Hinweise und Spuren, die mir auffielen. Aber ich wollte mehr als einen ersten Blick riskieren und war auch davon überzeugt, daß es noch weitere Spuren gab. Zudem drehten sich meine Gedanken noch immer um Jane Collins, die auf der Insel sein mußte, denn das Boot, das sie gemietet hatte, lag am Ufer.
    Ich schaute mir die Umgebung des offenen Grabes sehr genau an. Dabei wurde ich das Gefühl nicht los, von irgendeiner Seite belauert zu werden. Ich sah nichts, kein Mensch tauchte auf. Auch das Monster hielt sich zurück, aber dieses Gefühl wollte einfach nicht weichen.
    Das Gras war zertrampelt. Okay, das mußte nichts zu bedeuten haben, aber etwas anderes machte mich mißtrauisch und sorgte auch für einen schnelleren Herzschlag.
    Sehr deutlich hoben sich die dunklen Flecken vom Grün des Untergrunds ab. Teer war das nicht.
    Trotzdem klebrig. An einigen Stellen sogar ziemlich dicht, so daß sie schon so etwas wie eine Lache gebildet hatten.
    Ich bückte mich, weil ich meinen Verdacht bestätigt haben wollte, auch wenn er schlimm war.
    Mit den Fingerspitzen glitt ich über die Grashalme hinweg. Etwas, das ich kannte.
    Die Kuppen waren - rot!
    Ich richtete mich wieder auf. Mein Gesicht hatte seine leicht sommerliche Bräune verloren. Natürlich hatte ich Blutspuren gefunden und dachte sofort einen Schritt weiter.
    War dies der Ort, an dem Jane Collins umgebracht worden war? Das Blut schoß mir in den Kopf.
    Der Gedanke daran, daß die Detektivin nicht mehr leben konnte, erschütterte mich. Schweiß schimmerte auf meinen Handflächen. Das Herz schlug schneller, und ich ballte die Hände zu Fäusten. Noch hatte ich keinen Beweis, aber allein die Befürchtung fraß an mir wie eine Ratte, deren Zähne sich in meine Eingeweide bohrten.
    Mit einer Gänsehaut auf dem gesamten Körper drehte ich mich auf der Stelle. Von dieser Insel kam man nicht so leicht weg. Es konnte mich jemand beobachtet haben.
    Niemand war da.
    Nur das leere Grab und der offene Sarg. Wer hatte darin gelegen? Ein nicht verwester Toter, weil er besessen gewesen war? Alles konnte stimmen, denn die am Ufer lebenden Menschen mieden die Insel nicht grundlos.
    Ich drehte noch einmal eine Runde. Diesmal setzte ich sie größer an, wobei ich das Haus nie vergaß.
    Es bestand noch eine Chance, daß ich Jane dort unten fand. Verloren im Weinkeller. Gefangen wie in einer Folterkammer.
    Auch an anderen Stellen fand ich Blut. Die Spuren verteilten sich um das Gras herum. Mir kamen allmählich Zweifel, ob die Spuren nur von einem oder von mehreren Personen stammten.
    Wie dem auch war, hier hatte sich ein fürchterliches Drama abgespielt. Der Akt eines tödlichen Dramas, der inzwischen vorbei war. Längst war der zweite eingeläutet worden.
    Für mich gab es von nun an nur das Haus. Ich ging dem grauen Gebäude entgegen. Kleine Fenster.
    Pflanzen, die an den Außenwänden in die Höhe wuchsen. Sie klammerten sich an dem Gestein fest.
    Eine Mischung aus Efeu und wildem Wein.
    Um den Eingang zu erreichen, mußte ich an die schmale Seite des Hauses heran.
    Ich stand vor einer stabilen Tür, die ich nicht aufzubrechen brauchte, weil sie bereits offen war. Sie schwang nach innen, sehr schwerfällig, und öffnete mir eine düstere Landschaft, die eine besondere Kälte ausströmte.
    Es war nicht die Kälte von unbewohnten Häusern. Sie mußte anders sein. So abweisend. Inner- und äußerlich grau. Das sah ich an den Wänden und auch am Boden, denn beide zeigten die gleiche Farbe und schienen ineinander überzugehen.
    Kein Bild an den Wänden. Möbel, die zwar recht klein waren, aber trotzdem schwer wirkten, was auch an dem dunklen Holz liegen konnte.
    Leer - menschenleer. Nicht einmal eine Ratte hatte sich hier verkrochen.
    Meine Blicke wanderten von einer Ecke in die andere. Im Hintergrund führte eine Treppe in die Höhe. Natürlich auch aus Stein, deshalb wirkte sie wie ein grauer Schatten.
    Sie interessierte mich nicht. Lady Sarah hatte von einem Weinkeller gesprochen, und Keller liegen eben unter der Erde und nicht in der Höhe. Deshalb mußte ich den Zugang finden.
    Meine Schritte waren kaum zu hören, als ich in die Halle hineinschritt. Der Boden schluckte sie, womöglich auch der Staub, der sich darauf festgesetzt

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