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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Wein zu schnell getrunken. Übelkeit breitete sich aus. Zwar verlor Jane nicht die Kontrolle über sich, aber ihre Bewegungen wirkten noch fremder, noch ferngelenkter. Es fiel ihr schwer, selbst die kurze Strecke bis zu ihrem Ziel zu gehen. Die Treppe bewegte sich scheinbar, der Schweiß brach noch stärker aus ihren Poren und die Luft im Keller schien sich in eine dampfende Flüssigkeit verwandelt zu haben, die Jane einfach einatmen mußte.
    Erschöpft und von Übelkeit geprägt, sank sie wieder auf die Treppenstufe.
    Jane saß und schwankte. Ob der genossene Alkohol daran die Schuld trug oder ihr allgemeiner Zustand, das wußte sie nicht. Jedenfalls kam sie sich vor wie auf dem Wasser, als sie mit dem Boot zur Insel gefahren war.
    Sie lehnte sich zurück, wollte nicht mehr sitzen. Schatten rollten lautlos heran, und Jane wünschte sich, in den tiefen, dunklen Kessel der Bewußtlosigkeit fallen zu können.
    Bewußtlos wurde sie nicht, aber die Augen fielen ihr zu. Sie schlief einfach ein. Das Verlies und auch die dort liegenden Leichen waren ihr plötzlich gleichgültig geworden. Der Schlaf war wie ein Räuber, der sie an sich gerissen hatte.
    Stöhn- und Schnarchlaute durchdrangen die Stille. Ihr Schlaf war tief und fest, aber er dauerte nicht ewig, denn irgendwann erwachte sie und fühlte sich schlecht.
    Übelkeit drückte hoch. Jane hatte das Gefühl, auf der Stufe festzukleben. Sie keuchte und stöhnte gleichzeitig. Sie wollte auf die Uhr schauen, um zu wissen, wieviel Zeit vergangen war. Stunden bestimmt. Schon ein zweiter oder ein dritter Tag?
    Nein, sie blickte nicht auf die Uhr. Sie war zu apathisch geworden. Verwandelt in ein Tier, das man eingesperrt hatte. Sie kam nicht frei, sie blieb hocken, sie hielt den Kopf gesenkt und preßte die schmutzigen Hände gegen die Wangen.
    Jane sackte hinein in einen Zustand der Apathie. Ihr Wille war so gut wie nicht mehr vorhanden.
    Einfach ausgeschaltet, weggedriftet, sie war nur noch eine Puppe. Allerdings eine, die denken konnte, und gerade die Gedanken sorgten bei ihr für die zweite Folter.
    Keine körperliche, eine seelische. Die Angst und das Wissen um das Verlorensein quälten die Detektivin. Keine Chance auf Rettung. Niemand würde kommen, weil sie es auch nicht schaffte, jemand zu Hilfe zu holen. Sie war völlig allein, und sie würde es auch bis zu ihrem Tod bleiben.
    Das machte sie fertig.
    Ihr Widerstand war erlahmt. Natürlich quälte sie wieder wahnsinniger Durst, aber Jane Collins schaffte es nicht, aufzustehen und sich eine weitere Weinflasche zu holen.
    Sie hockte auf der Treppe, den Blick der trüben Augen gegen die Innenseite der Hände gerichtet.
    Allmählich formierten sich auch wieder ihre Gedanken.
    Ich lebe noch! schoß es ihr durch den Kopf. Verdammt noch mal, ich lebe noch. Was ihr an anderer Stelle Mut gemacht hätte, war hier nicht möglich. Jane schaffte es nicht mehr, den Widerstandswillen in sich hochzutreiben. Die Hoffnungslosigkeit und die Apathie waren stärker.
    Jane saß zwar auf der Treppe, aber sie spürte den steinernen Widerstand kaum. Sie trieb irgendwo dahin. Weit weg und trotzdem blieb sie in diesem Verlies.
    Jane versuchte auch, über die Zeit nachzudenken, was nicht einfach war. Es gab sie, aber sie war für sie nicht mehr vorhanden. Jane trieb in einem Vakuum und näherte sich wieder dem Zustand der Erschöpfung, so daß sie abermals in einen tiefen Schlaf fiel. Da fielen ihr die Augen von allein zu, und wieder vergaß sie die Umgebung völlig.
    Zum drittenmal erwachte Jane. Ihr war kalt geworden. Die Kälte kroch durch ihren Leib, und sie stellte fest, daß sie nicht mehr auf der Treppe hockte.
    Im Schlaf war sie nach vorn gefallen und auch gerollt, so daß sie jetzt vor der Treppe auf dem Boden lag und ihr das kalte Gestein als Bett diente.
    Jane bewegte sich zuckend. Ihre Fingernägel kratzten über das Gestein, als sie die Arme ausstreckte.
    Ihr Mund stand offen. Die Lippen waren rissig. Der Mund im Innern ausgetrocknet, wie mit dichten Knäueln von Spinnweben gefüllt.
    Sie kroch vor. Jede Bewegung fiel ihr schwer. Unsichtbare Zangen quälten sie und zerrten und zupften an ihrem Körper. Es war der Muskelkater, der ihr diese Probleme bereitete. Sie stöhnte auf. Beine und Arme waren schwer wie Blei geworden. Innerlich fühlte sich Jane bereits verdurstet, sie brauchte Flüssigkeit, um überleben zu können.
    Schon jetzt war es für sie schwer, die Umgebung wahrzunehmen. Jane wollte zwar aufstehen, nur bekam sie den

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