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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Trutzburg wirkte, bei der man einfach nicht mehr weitergebaut hatte, weil der Platz ausreichte.
    Ein ungewöhnliches Haus. Ich fragte mich, wie sich jemand darin wohlfühlen konnte. Es beherrschte die Insel, die nicht einmal flach war, denn vom Ufer weg stieg das Gelände sanft an, war auch mit Sträuchern und Bodendeckern bewachsen und endete an einem leicht wellig verlaufenden Kamm.
    Leben oder Bewegungen sah ich auf dieser kleinen Insel nicht. Chadwick Island war irgendwie tot.
    Der Vergleich tat mir nicht gut. Tot wollte ich Jane Collins nicht finden.
    Daß sie ebenfalls mit einem Boot gefahren war, konnte nicht übersehen werden. Der Verleiher hatte von einem Kahn mit Außenborder gesprochen, und der lag am Ufer auf einem flachen, mit kleinen Steinen bedeckten Strand. Auch ich nahm Kurs auf diese Stelle, denn dort anzulegen war recht leicht. Noch mußte ich einige Klippen umschiffen. Bei langsamer Fahrt ließ es sich gut schaffen.
    Schwerfällig trieben die Wellen in breiter Front gegen die Insel. Mit kleinen Schaumbärten versehen liefen sie aus und leckten noch wie durchsichtige Zungen ein Stück in das Land hinein. Ohne Motorleistung ließ ich mich in das flache Gewässer schieben. Schon bald kratzte der Grund unter dem Kiel.
    Ich sprang in das flache Wasser und legte mir dabei das Tau um die Schultern. Ein größerer Stein war mir aufgefallen. Darum wickelte ich das Tau und war zufrieden, daß die Wellen das Boot nicht abtreiben konnten.
    Auf meine nassen Füße achtete ich nicht, aber ich schaute noch einmal zurück über das Wasser.
    Ein Stich durchfuhr mich.
    Nicht weit von mir entfernt und noch im flacheren Wasser stand das Monster. Der Oberkörper schaute hervor, die Wellen umgurgelten es, und das Geschöpf schwankte leicht, kippte aber nicht.
    Es stand dort wie ein Wächter, der mir ein finsteres Versprechen entgegenschickte. Es wartete auf meine Rückkehr, und dann würde ich ihm wohl nicht so leicht entkommen können.
    Ich überlegte, ob ich die Beretta ziehen und schießen sollte. Es hatte nicht viel Sinn. Die Schußweite war nicht eben ideal. Deshalb ließ ich die Waffe stecken.
    »Wir sehen uns wieder«, murmelte ich nur und drehte mich wieder um, denn das Haus und natürlich auch Jane Collins waren wichtiger. Wenn ich sie fand, dann vermutlich in diesem grauen Haus mit dem Weinkeller. Sollte sie dort nicht sein, würde ich die gesamte Insel absuchen, und zwar zentimeterweise.
    Aus dem linken Augenwinkel nahm ich die Bewegung wahr. Vielleicht ein Vogel oder ein Tier, und ich drehte mich um.
    Auf dem Kamm huschte etwas zurück. Ich hatte nichts gesehen, mit dem ich zufrieden sein konnte.
    Es war einfach nur die Bewegung gewesen, aber sie hatte mich gelockt.
    Das Haus konnte noch warten. Der Kamm stellte für mich so etwas wie eine Grenze dar. Ich wollte sehen, was dahinterlag. Möglicherweise war die Insel auch zweigeteilt worden.
    Mit schnellen Schritten und trotzdem gut sichernd lief ich den kurzen Weg hoch. Der Boden war hart, fast wie gefroren. Wind streichelte mein Gesicht. Die aus dem Erdboden ragenden Steine glotzten mich an. Sträucher schleiften an meiner Kleidung entlang, und dann stand ich dort, wo ich die Bewegung gesehen hatte.
    Mein Blick fiel bis zum anderen Ufer der Insel, wo ich ein Boot sah.
    Das interessierte mich zunächst nicht. Ich war gepackt von dem, was da vor mir lag.
    Es war ein offenes Grab!
    ***
    Eine Sekunde später schon bekam ich das große Flattern. Denn dieses ungewöhnliche Grab erweckte entsprechende Assoziationen in mir, die allesamt mit Jane Collins zu tun hatten. Ich stellte mir plötzlich vor, daß ich sie in diesem Grab tot fand, umgebracht, brutal ermordet, wie auch immer.
    Dann aber siegte der Realismus.
    Es konnte nicht so sein, denn neben dem Grab stand auch ein Sarg. Er war offen - und leer. Das war selbst aus dieser Distanz zu sehen. Meine Neugierde war trotzdem nicht verschwunden. Ich wollte mir diese Stelle sehr genau anschauen und dabei nach irgendwelchen Spuren Ausschau halten, das war ich mir als Polizist schuldig.
    Nicht allzu schnell lief ich dem Grab entgegen. Daneben blieb ich nicht stehen, sondern kümmerte mich um den offenen Sarg. Wie hatten die Leute vom Ufer noch gesagt?
    Auf Chadwick Island ist jemand begraben worden, der einfach nicht verwesen kann. Ein von Dämonen Besessener, der selbst zu einem kleinen Teufel gemacht worden war.
    Zwei Jahre hatte er in der Inselerde gelegen. Jetzt war jemand erschienen und hatte ihn aus seiner

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