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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Zeitspanne konnte verdammt viel passieren. Obwohl ich nicht an das Schlimmste denken wollte, kam es mir immer wieder in den Sinn. Ich dachte zudem darüber nach, ob man sie in eine Falle gelockt hatte, und zwar durch ihren Auftraggeber Morgan Chadwick, über den ich mich leider zuwenig erkundigt hatte.
    Die Insel trug seinen Namen. Er hatte sie gekauft mit dem alten Haus darauf, das von ihm als Weinkeller benutzt wurde, und in dem ansonsten niemand lebte.
    Hatte er das gleiche gewußt wie die Menschen am Ufer? Sie mißtrauten der Insel. Sie glaubten mehr an die alten Geschichten, wie ich inzwischen von zwei Leuten erfahren hatte.
    Es war also jemand auf der Insel begraben worden. Und dieser Jemand war nicht der Verwesung anheimgefallen.
    Derartige Phänomene gab es. In Exorzistenkreisen sprach man davon, daß Personen, die von Dämonen besessen waren, nach ihrem Tod nicht verwesten.
    Eine Mär? Eine Legende? Eine Lüge? Oder entsprach alles den Tatsachen? Es war mir nicht möglich, eine genaue Auskunft zu geben. Sollte es denn zutreffen, dann fragte ich mich, was es mit Janes Verschwinden zu tun hatte. Dann mußte diese Person ja aus eigener Kraft das Grab als Zombie verlassen haben.
    So etwas hatte ich schon erlebt, und ich stellte mich innerlich darauf ein.
    Der Nebel kam auf mich zu. So zumindest empfand ich es, als mich die ersten Ausläufer erreichten.
    Es waren schleierartige Bahnen, die über die Wellen huschten und auf mich zuflatterten. Unwillkürlich verlangsamte ich das Tempo und merkte auch dann, wie diese Bahnen mein Gesicht kühlten. Es war tatsächlich kälter geworden. Ich war in eine Höhle hineingefahren, obgleich mich keine dunklen Wände umgaben, sondern ein dichtes und unebenes Grau, in dem die normale Welt zu einer Einheitssoße verschwunden war.
    Selbst die Geräusche hatten sich verändert. Sie klangen nicht mehr so laut. Diesmal dumpfer, denn ein Großteil des Schalls wurde vom Nebel verschluckt.
    Ich fuhr weiter. Hinter dem Grau lag die Insel. Dort würde ich das Haus finden und hoffentlich auch Jane.
    Klatschend schlugen die Wellen gegen die Außenwand meines Boots. Es hörte sich an, als wäre es von großen Händen angetatscht worden. Hin und wieder zerschnitt der Bug eine größere Welle, dann fegte Spritzwasser wie Perlen in die Höhe und klatschte gegen die Scheibe.
    Nahm der Nebel ein Ende?
    Bestimmt. Es war alles normal, auch wenn es mir nicht so vorkam, weil ich unter Druck stand. Das Boot fand seinen Weg. Ich nahm mir die Zeit, hin und wieder zur einen und zur anderen Seite zu schauen und hatte dabei das Gefühl, Totengestalten zu sehen, die sich innerhalb des Dunstes gebildet hatten.
    Ein harter Schlag erwischte das Boot an der Steuerbordseite. Es krängte etwas, ich rutschte sogar nach links, umklammerte das Ruder und fluchte.
    Zuerst glaubte ich, gegen ein Hindernis gefahren zu sein. Oder war daran entlanggeschrammt, aber das war es nicht, denn ein Felsen bewegte sich nicht.
    Dieses Hindernis vor mir bewegte sich!
    Es schob sich aus dem Wasser. Für einen Moment wurde ich unbeweglich, denn was da vor dem Bug geschah, faszinierte mich. Es war keine Halluzination, die mir der Nebel vorspielte. Im Wasser selbst hatte jemand gelauert, der kein normaler Mensch war, aber auch kein Fisch, eher ein Monstrum. Jedenfalls eine kompakte Gestalt, sehr kantig, naß und schrecklich aussehend.
    Er schwebte zwischen dem Nebel und der Wasserfläche, als hätte man ihn dort festgebunden.
    Ich stoppte nicht. Das Boot fuhr auf ihn zu. Es kam so nahe heran, daß die Gestalt es nicht mehr schaffen würde, dem Aufprall zu entgehen. Das sollte auch nicht so sein.
    Der Stoß schüttelte das Boot durch. Ich rutschte dabei über die Planken, mußte mich festhalten, hörte mich selbst laut fluchen und merkte, wie das Boot mit dem Bug langsam nach vorn sank, als sollte es in das Wasser hineingezogen werden.
    Ein Gewicht hing daran. Sehr schwer und mit genügend Kraft versehen, um das Boot in die Tiefe ziehen zu können. Es war natürlich kein normales Gewicht. Die beiden Hände waren nicht zu übersehen. Sie klammerten sich an der Reling fest, die mehr als Verschönerung gedacht war, als daß sie wirklich einem Menschen hätte Halt und Sicherheit geben können.
    Zwar fuhr ich weiter, aber das verdammte Gewicht behinderte mich. Das Boot drückte sich durch das Gewicht nicht nur tiefer, jetzt drehte es sich auch nach links. Ich kam noch immer nicht über den Anblick dieses Monstrums hinweg. Das war für

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