1022 - Der Held von Arxisto
wurde, bekam er ganz weiche Knie.
Im Grunde genommen war er gar keine Kämpfernatur, er hatte aus einem bloßen Instinkt heraus gehandelt. Aber jetzt war er über seine eigene Courage entsetzt.
„Das ist Gwen Corlin, der Wilderer", erklärte Eleva den anderen, als er in den Wohnblock zurückkam und den Zugang hinter sich versperrte. „Wenn euch euer Leben lieb ist, dann werdet ihr euch seinem Befehl unterstellen."
Gwen war wie vor den Kopf geschlagen. Er hätte gerne klargestellt, daß er alles andere als eine militärische Führungskraft war. Aber als er in die Gesichter der Leute um ihn blickte, da brachte er es nicht über sich, sie zu enttäuschen.
„Was sollen wir tun, Gwen?" fragten sie ihn.
„Gib uns deine Befehle", verlangten sie.
Er ordnete an, alle Zugänge und Fenster zu schließen und die Schwachstellen zu verbarrikadieren.
„Verrammelt die Antigravschächte und die Notausgänge, die Luftschächte und die Verbindungstunnel zum subplanetaren Verkehrsnetz.
Diese Insektenkrieger sind zwar primitiv, aber nicht unintelligent. Wenn sie nicht mit roher Gewalt eindringen können, werden sie nach anderen Möglichkeiten suchen."
Gwen organisierte zusammen mit Eleva die Verteidigung des Wohnblocks, bis die Rundrufanlage wieder funktionierte und die Aufforderung an alle Angestellten in leitenden Positionen kam, sich an ihren Dienststellen einzufinden. Gwen Corlin wurde namentlich aufgerufen, sich im Hauptkontor einzufinden.
Er ging zum nächsten Visiphon und wählte die Nummer des Hauptkontors. Es meldete sich der Computerspezialist Germo Hillard.
„Wieso rufst du mich auf?" erkundigte sich Gwen.
„Wir brauchen dich für die Verteidigung von Arxisto-Park", erklärte Hillard.
„Ich bin kein Soldat", erklärte Gwen.
„Arxisto hat keinen militärischen Stützpunkt, also müssen wir improvisieren", erklärte Hillard. „Von allen Personen, die für die Verteidigung in Frage kommen, hat der Computer deinen Namen als ersten ausgeworfen."
„Der Computer ist verrückt", stellte er fest.
„Manchmal spielt er wirklich verrückt", erwiderte Hillard. „Aber was dich betrifft, stimme ich ihm zu. Beeile dich, wir brauchen dich hier. Du bist unser einziger Held."
Klang Spott aus Hillards Worten? Gwen zuckte die Schultern. Er fühlte sich in der Rolle des Helden gar nicht wohl. Während seiner Dschungelabenteuer hatte er erkannt, daß er im Grunde ein jämmerlicher Feigling war.
Gwen wurde umringt, und alle möglichen Leute klopften ihm auf die Schulter und wünschten ihm alles Gute für den gefährlichen Marsch zum Hauptkontor. Plötzlich fiel ihm ein, was sie früher hinter vorgehaltener Hand über seine Jagdleidenschaft gesagt hatten: „Der Wilderer ist kaltblütig. Er kann töten, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne Gewissensbisse. Mit seinem Psychomuster kann irgend etwas nicht stimmen, egal welche Diagnose Doc Lorghen auch stellt. Und wer Tiere tötet, der mißachtet auch höherentwickeltes Leben ..."
Sie drängten ihn förmlich zum Abgang ins subplanetare Tunnelnetz. Eleva begleitete ihn, er war ihr dafür dankbar. Er konnte gerade noch seine Jagdwaffe gegen einen handlichen Strahler austauschen, dann schlossen sich die Barrikaden wieder hinter ihnen.
„Der Fortbestand des Handelskontors hängt nun ganz allein von dir ab", sagte Eleva.
Gwen hätte ihr gerne die richtige Antwort darauf gegeben. Aber er behielt sie für sich.
*
Arger Staball hatte geglaubt, daß er in einem der unter der Stadt liegenden Tunnels am schnellsten ans Ziel käme, darum wählte er diesen Weg.
Aber er hatte die Insektenkrieger unterschätzt. Er war gerade mit einem Bodengleiter in einem verlassenen Tunnel zum Hauptkontor unterwegs, als vor ihm eine Horde der barbarischen Insekten auftauchte.
Er wollte in einen Seitengang ausweichen, doch waren sie schneller und verstellten ihm den Weg. Gleichzeitig hieben sie mit ihren Waffen auf sein Gefährt ein. Er mußte es schließlich aufgeben und zu Fuß zurückfliehen. Einige der Angreifer, die ihm zu nahe kamen, konnte er niederstrecken. Aber die Lücken wurden sofort wieder aufgefüllt.
Plötzlich wurde ihm der Rückweg von einer zweiten Kriegerschar abgeschnitten. Die Insekten standen so dichtgedrängt, daß es ihm unmöglich erschien, sich einen Weg durch ihre Phalanx freizuschießen. Darum stürzte er zur nächsten Tür, riß sie auf und verschloß sie hinter sich. Zu spät erkannte er, daß der dahinterliegende Raum keinen zweiten Ausgang hatte.
Der Lärm,
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