1025 - Ich töte jeden Sinclair!
geschändet hatte.
»Du solltest nicht so viel grübeln, John.«
Ich hob die Schultern. »Das ist leichter gesagt als getan. Ich frage mich immer, welcher Sinclair so etwas tut. Wer aus unserem Familien-Clan ist bereit, diese brutalen Morde zu begehen? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Damit komme ich nicht zurecht.«
Mein Freund verzog den Mund. »Aus deiner Familie?« fragte er.
»Ja.«
»Nein, vergiß das. Du kannst doch nicht alle Personen, die den Namen Sinclair tragen, zu deiner Familie zählen. Da wird es sicherlich den einen oder anderen geben, der nicht der Norm entspricht. Wieviele Killer heißen Miller, könnte ich mir vorstellen…«
»Stimmt. Ich gebe dir recht. Aber du mußt auch mich verstehen. Ich bin nun ganz anders gestrickt, und ich denke auch an meinen Job. Wenn so ein Killer namens Sinclair erscheint, dann geht es irgendwo gegen meine Ehre. Dann will ich ihn hinter Schloß und Riegel sehen.«
Suko hob die Schultern. »Schloß und Riegel ist gut. Du hast ihn gesehen und du…«
Ich winkte ab. »Sorry, es war nur so dahingesagt. Natürlich kann man eine derartige Gestalt nicht in ein Gefängnis stecken, denn sie ist so gut wie kein Mensch. Oder ist kein Mensch, wenn ich das noch hinzufügen soll.«
»Da hast du auch recht.«
Ich stand auf. »Bleib du bitte hier, Suko, ich brauche etwas Bewegung.«
»Willst du nach draußen?«
»Ja.« Ich war schon an der Tür. »Nur mal kurz um das Haus gehen. Ich habe hier keine Ruhe.«
Er lächelte wissend. »Deshalb auch der Blick so oft zum Fenster hin. Du wolltest wissen, ob sich jemand dort aufhält.«
»Das auch.«
In der Diele blieb ich stehen. Da stand auch der große Tisch, auf dem meine Mutter früher immer eine mit Blumen gefüllte Vase abgestellt hatte.
Den Tisch gab es noch. Die Blumen nicht mehr. Wie es auch meine Mutter nicht mehr als lebende Person gab. Dafür lag sie als Leiche in der kalten Graberde.
Ich verließ das Haus. Es war noch nicht dunkel geworden. Die unterschiedlich dichten Schatten der Dämmerung lagen über dem Land. Mehr in den Tälern als über den Bergen. Dort war die Luft noch heller und auch klarer.
Ich schaute mich um. Zu sehen war nichts. Der große Baum warf keinen Schatten. Unser Wagen parkte nahe der Haustür. Wenn ich ging, knirschten die kleinen Steine unter meinen Sohlen.
Nichts war zu sehen. Niemand zeigte sich. Es gab keinen Killer, der mich angegriffen hätte. Abendliche Stille lag über der Gegend.
Aus dem Ort hörte ich hin und wieder ein Geräusch. Aber auch dort würden sich bald kaum noch irgendwelche Fahrzeuge bewegen. In Lauder ging man eben früh zu Bett.
Das aus den beiden Küchenfenstern fallende Licht warf helle Lichtflecken in die Finsternis. Ich umging die Streifen, als ich meine Runde drehte.
Im Gästezimmer brannte kein Licht. Das überraschte mich etwas, weil ich damit gerechnet hatte, daß unser Gast nicht im Dunkeln schlafen wollte.
Es passierte nichts. Trotzdem war ich nicht beruhigt, nachdem ich meine Runde beendet hatte und das Haus wieder betrat.
Suko war auf seinem Platz geblieben. »Hier war alles ruhig«, erklärte er.
»Draußen auch!«
»Kommt er?«
»Damit rechne ich.«
Suko gab sich da nicht so sicher. »Obwohl er weiß, daß Karen nicht allein ist?«
»Ja, obwohl.« Ich lehnte mich gegen den unteren Teil des Küchenschranks. »Du hättest ihn sehen müssen, Suko. So etwas von Überheblichkeit und Arroganz ist mir noch nie untergekommen. Das ist mit Worten kaum zu beschreiben. Ich habe es bisher noch nie erlebt. Abgesehen bei Luzifer. Aber sein Gesicht steht sowieso außen vor. Dieser andere Sinclair war einfach unbeschreiblich.«
»Und eine Art von Schau oder Schutz ist es nicht?«
»Nein, Suko, der weiß genau, was er will. Das habe ich ihm angesehen. Er ist der Meister. Er ist der Lenker. Nach seinem Willen tanzen die anderen. Das war keine Maske, denn dieses Gefühl ist einfach aus seinem Innern gekommen. Er denkt und handelt so.«
»Dann wird es schwer werden, ihn zu besiegen.«
»Das kannst du laut sagen. Und er wird bei diesem Sinclair-Clantreffen erscheinen. Es sei denn, uns gelingt es, ihn zu stoppen.« Ich hob die Schultern. »Wie auch immer.«
Suko wollte etwas sagen. Er hatte bereits dazu angesetzt, da passierte etwas, das unsere Ruhe brutal zerstörte.
Wir hörten die Schreie.
Im Haus. Von oben. Schreie einer Frau!
Uns hielt nichts mehr…
***
Ich hatte günstiger gestanden und war deshalb noch vor Suko aus der Küche gelaufen. Mit
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