1027 - Das Superspiel
Scoutie.
Marnz ließ sich tief in das Polster sinken.
„Glaubt ihr, daß euer Freund eine Chance hat?"
Faddon und Scoutie wechselten einen Blick.
„Ich weiß nicht", sagte Faddon unsicher. „Wir konnten in den letzten Tagen nicht richtig mit ihm... reden."
„Was?" fragte Marnz verständnislos.
„Er hat sich verändert", erklärte Faddon. Obwohl er eine massive Figur besaß, war ihm der für kranische Anatomie bestimmte Sitz entschieden zu groß, und er rutschte unbehaglich darauf herum. Scoutie sah in ihrem Sessel geradezu verloren aus.
Faddon war überzeugt davon, daß Marnz viel zu sehr mit anderen Problemen beschäftigt war, um innere Anteilnahme für die beiden Betschiden zu empfinden, aber einem inneren Zwang folgend, redete der junge Mann weiter, vielleicht, um seinen Sorgen um Mallagan ein Ventil zu schaffen.
„Er sieht schrecklich aus. Vermutlich wird er keine Kraft haben, um dos Spiel zu bestehen."
„Die Lugosiade hat ihn erschöpft", vermutete der Krane.
„Es ist noch etwas anderes", warf Scoutie ein. „Leider wurde er vor zwei Tagen in eine besondere Unterkunft gebracht. Seither haben wir ihn nicht mehr gesehen. Gu hat uns jedoch eine Botschaft übermittelt, daß Surfo Mallagan das Spiel bestreiten wird."
„Wenn Gu es sagt, wird es stimmen", erklärte Marnz lakonisch.
„Du magst den Herzog nicht", stellte Faddon fest.
Der Krane wandte sich ruckartig zu ihnen um.
„Die Stadtverwalter werden von den Herzögen eingesetzt. Das gilt für Tarnis und Hargamäis genauso wie für mich. Warum also sollte ich ihn nicht mögen?"
„Gus Verhalten entspricht nicht der kranischen Mentalität. Er ist ein Geck." Scoutie lächelte bei dem Gedanken an den dicken Herzog. „Wie kann er sich überhaupt in dieser Position halten?"
„Alles Unsinn", behauptete Marnz. „Ihr solltet nicht so reden, nach allem, was der Herzog für euch getan hat."
Faddon sah den Kranen erstaunt an. Was hatte Gu denn schon für sie getan, außer Interesse zu zeigen?
Marnz fuhr mitten auf der Straße. Ein paar Frühaufsteher hasteten vorbei. Regentropfen klatschten gegen die Frontscheibe. An den weißen und gelben Gebäudewänden flimmerten Lichtsignale. Die Straße beschrieb eine leichte Kurve. Ein kuppelförmiges Gebäude tauchte vor ihnen auf.
„Immerhin", fuhr der Krane fort, als müßte er den Herzog verteidigen, „läßt Gu euch zum Ednuk bringen."
„Darum hatten wir gebeten!" sagte Faddon.
„Es ist trotzdem sinnlos", kam Marnz auf seinen bereits geäußerten Vorbehalt zurück.
„Das Spiel kann nicht beobachtet werden. Es findet unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt."
Faddon fragte erstaunt: „Auf welche Weise ermittelt ihr dann den Sieger?"
Er hatte den Eindruck, daß der Stadtverwalter von dieser Frage ein bißchen aus der Fassung gebracht wurde.
„In der Regel", antwortete er jedoch ruhig, „verschwinden die Sieger."
Faddons Augen weiteten sich. Er war bestürzt.
„Sie verschwinden?" echote er. „Was heißt das?"
„Nun", sagte der Krane hilflos. „Sie verschwinden eben."
Faddon klopfte ihm auf die Schulter.
„Kannst du rechts ranfahren und anhalten?"
„Nein", sagte Marnz. „Ich habe schließlich noch andere Dinge zu tun, als euch beide durch die Gegend zu transportieren. Sobald wir am Ednuk angekommen sind, lade ich euch ab und verschwinde wieder."
Scoutie umklammerte mit beiden Händen die Lehne des Vordersitzes.
„Wohin verschwinden die Sieger?"
„Darüber gibt es viele Gerüchte", antwortete ihr Chauffeur ausweichend. „Es ist sinnlos, wenn wir darüber spekulieren. Das Orakel wird schon wissen, was es tut."
„Das heißt, daß das Orakel von Krandhor sich der Sieger annimmt?"
„Vermutlich, ja."
Scoutie versuchte ein Lächeln.
„Wir brauchen uns deswegen um Surfo keine Gedanken zu machen", meinte sie tapfer.
„Er wird nicht gewinnen - in seinem Zustand."
„Ja", bekräftigte Marnz grimmig.
Faddon beugte sich abermals weit nach vorn.
„Werden Scoutie und ich die einzigen Zuschauer sein?"
Marnz verzog das Gesicht.
„Was heißt schon Zuschauer? Ihr werdet am Ednuk sein, das ist alles. Ihr bekommt nichts zu sehen."
„Können wir über Gu eine Sondergenehmigung bekommen?" fragte Scoutie.
„Ihr seid verrückt - nein! Das Spiel wird ausschließlich von jenen Teilnehmern bestritten, die sich bei der Jubiläumslugosiade dafür qualifiziert haben."
Auf einer Ringstraße umrundeten sie das Kuppelgebäude. Am Ende der Straße tauchte der Ednuk auf, jener freie
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