1028 - Der einsame Gefangene
nannten, dirigierte die beiden Gefangenen abseits der Nachrichtengeräte in zwei Sessel und bedeutete ihnen, sich ruhig zu verhalten. Seine großen Fischaugen funkelten zufrieden in seinem geschuppten Gesicht, das von einem kahlen Schädel gekrönt wurde. Es hätte wirklich nicht der Schwimmhäute zwischen den Fingern bedurft, um seine Abstammung von Meeresbewohnern zu erraten.
Ford wunderte sich, daß sie das Krandhorjan so gut gelernt hatten, zumindest 1-Lindepj.
Er war auch der einzige, der die übliche Gefängniskleidung trug. Seine Artgenossen waren nackt.
Inzwischen hatte Jaagan seinen Schock endgültig überwunden.
„Ihr macht eine große Dummheit", rief er 1-Lindepj zu, der sich an seinem Schreibtisch zu schaffen machte und die Nachrichtengeräte untersuchte. „Gebt auf, und ich verspreche euch Straffreiheit für den Ausbruchsversuch."
Der Pirat warf ihm einen kurzen Blick zu.
„Halte den Mund und rede nur dann, wenn ich es dir sage. Komm her und zeige mir lieber, wie das hier funktioniert. Du hast doch sicher jemand in der Schatztruhe, der dich vertritt. Mit ihm will ich reden."
„Baran wird nicht auf eure Bedingungen eingehen."
„Wird er, wenn er euch beide lebend wiedersehen möchte."
Jaagan begann zu ahnen, daß sein Leben - und vor allen Dingen das Leben des Herzogs - von seinem Verhalten abhing. Es war gut, daß die Entführer nicht wußten, wer Gu war. Aber es erschien ihm weniger gut, daß nun er, Jaagan, die Verantwortung für das Leben des Herzogs tragen mußte.
Er saß verdammt in der Klemme.
„Ich kann mit Baran reden", gab Jaagan schließlich nach. „Was für Forderungen stellt ihr? Wie lauten eure Bedingungen?"
Lindepj winkte Ford mit einem seiner unter den Armen sitzenden Tentakeln zu.
„Erkläre es ihm."
Ford, der sich bisher bewußt zurückgehalten hatte, weil er mit der Entführung nicht einverstanden war, sah sich in die Aktivität gedrängt. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen...
„Du wirst Verbindung mit deinem Stellvertreter aufnehmen, Jaagan, und ihm mitteilen, daß wir freien Abzug verlangen. Außerdem soll uns ein Schiff zur Verfügung gestellt werden, mit dem wir dieses System verlassen können. Dich und den Dicken nehmen wir mit und setzen euch auf einem anderen bewohnten Planeten ab. Das ist alles."
„Unmöglich!" stieß Jaagan hervor, besann sich aber rechtzeitig. „Nun gut, ich werde mit Baran reden. Darf ich die Verbindung herstellen?"
„Wir bitten darum", sagte Ford eisig.
Während der Leiter der Gefängnisfestung sich mit seinem Stellvertreter verbinden ließ, überlegte der Herzog fieberhaft, ob allein sein Einfluß genügen würde, den Piraten einen solchen Schock zu versetzen, daß sie ihr Vorhaben kampflos aufgaben, sah aber dann in einer Art von Selbsterkenntnis ein, daß es wohl besser sei, seine Identität vorerst nicht zu verraten.
Als die Verbindung endlich hergestellt war, kam Jaagan nicht so schnell zu Wort. Die Neuigkeit der Massenflucht und die Entführung der beiden wichtigen Persönlichkeiten hatte die Festung in den Alarmzustand versetzt. Von Couhrs-Yot waren das Regierungsmitglied Tarnis und der reiche Farchecko, beides Kranen, unterwegs nach Berescheide. Sie wurden von einem der Polizeichef sbegleitet, dem Tart Op.
Endlich setzte sich Jaagan durch, nachdem er Baran mehrmals angebrüllt hatte. Er teilte ihm die Forderung der Entführer mit und gab ihm mit einigem Geschick verschlüsselt zu verstehen, daß die Identität des Herzogs unbedingt geheimgehalten werden mußte, um die Bedingungen Fords und der Piraten nicht noch unverschämter werden zu lassen.
Zum Glück begriff Baran schnell genug.
„Das können wir von uns aus nicht entscheiden, Jaagan. Wir werden warten müssen, bis die Delegation aus Couhrs-Yot eintrifft."
Ford drängte Jaagan zur Seite.
„Ihr habt keine andere Wahl, als sehr schnell eine Entscheidung zu treffen!" warnte er und erntete einen lobenden Blick aus den Fischaugen 1-Lindepjs. „Zumindest dann, wenn euch Jaagans Leben etwas bedeutet. Ob der Dicke von Wert ist, wissen wir nicht, aber er muß auf jeden Fall auch daran glauben."
Die Stimme auf der anderen Seite war etwas zitterig, als sie antwortete: „Wir brauchen noch Zeit! Sobald die Delegation eintrifft, werden wir weiter verhandeln."
„Und wie lange dauert das?"
„Nicht sehr lange. Wir werden uns melden. Bis dahin schlage ich einen Waffenstillstand vor."
Ford warf Lindepj einen Blick zu. Der machte eine Geste der
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