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1028 - Der einsame Gefangene

Titel: 1028 - Der einsame Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eigenen Artgenossen, den Tart-Echsen.
    Seine starren Augen blickten Ford ausdruckslos an.
    „Ich erinnere mich an dich und an dein Vergehen. Du hast einen Kranen erschlagen und wurdest für schuldig befunden. Warum fliehst du und begehst ein neues Verbrechen, obwohl deine Strafzeit so gut wie abgelaufen ist?"
    Ford gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben.
    „Du weißt so gut wie ich, daß ich das Ausmaß meiner Strafe nicht kannte. Ich mußte also annehmen, daß ich weitere zehn oder zwanzig Jahre hier zubringen sollte. Der Fehler liegt bei euch."
    „Du hast dich mit den Piraten zusammengetan. Das ist ein verwerfliches Verbrechen."
    „Sie sind Gefangene wie ich. Wir haben das Recht, um unsere Freiheit zu kämpfen - und wir haben ein Faustpfand: den Leiter des Gefängnisses. Wie du siehst, ist er gesund und munter. Der Dicke neben ihm übrigens auch."
    Es sah ganz so aus, als liefe ein leichter Schauer über den Schuppenpanzer des Tarts.
    In seinen sonst unbeweglichen Augen war ein blitzschnelles Glitzern, dann wurden sie wieder so ausdruckslos wie zuvor.
    „Beide sind zu ersetzen", sagte er ungerührt.
    Es war reiner Zufall, daß Ford gerade in diesem Moment zu den beiden Geiseln hinüberblickte und in den Zügen des dicken Kranen ein zorniges Aufbegehren zu bemerken glaubte. Das war keine bloße Angst, sondern es war die Wut eines Höhergestellten über die Frechheit eines Untergebenen.
    Ford beschloß, diese Entdeckung vorerst für sich zu behalten. Sie konnte ihm vielleicht noch von Nutzen sein.
    „Nun gut", bluffte er, und er war sicher, jetzt zu bluffen. „Wenn unsere Bedingungen nicht erfüllt werden, sterben die Geiseln, und dann könnt ihr versuchen, diesen Raum zu stürmen. Wir haben genug Waffen, euch sehr lange hinzuhalten und euch Verluste beizubringen. Wenn wir die Freiheit nicht gewinnen können, ziehen wir den Tod im Kampf vor. Die Entscheidung liegt bei euch."
    Der Tart blickte ihn fest an.
    „Dich bekommen wir lebend, Ford", sagte er. „Dafür sorge ich. Und dann..."
    Den Rest ließ er unausgesprochen.
    „Entscheidet euch, ihr kennt die Bedingungen", sagte Ford und schaltete ab.
    1-Lindepj deutete auf Jaagan.
    „Beim nächsten Gespräch schalte dich gefälligst ein und berufe dich auf deine Autorität!
    Es geht schließlich auch um dein Leben, Jaagan. Im übrigen fürchte ich, daß wir uns auf eine lange Wartezeit gefaßt machen müssen. Wir sind jedoch im Vorteil, denn wir haben uns an die Gefangenschaft gewöhnt, und auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es nun auch nicht mehr an."
    Ford hatte sich wieder zur Tür zurückgezogen. Nur allzu deutlich erkannte er die Falle, in der sie saßen. Die Geiseln waren völlig nutzlos, wenn die Verantwortlichen ihren Tod einkalkulierten.
    Er betrachtete den dicken Kranen genauer. Nichts an seiner Kleidung wies darauf hin, daß er ein besonders wichtiges Amt bekleidete. Ford konnte nicht wissen, daß Herzog Gu der Häftlinge wegen, die aufzusuchen er sich vorgenommen hatte, bescheidenes Zivil angezogen hatte. Immerhin wirkte er auch jetzt souveräner und gelassener als Jaagan.
    Das ist kein gewöhnlicher Krane, dachte Ford bei sich und beschloß abermals, diese Vermutung vorerst für sich zu behalten. Er suchte den Blick des Dicken, begegnete ihm auch, aber die trübe schimmernden Augen verrieten nichts.
    Er verstellt sich, stellte Ford eine weitere Überlegung an. Er hat etwas zu verbergen und ist nicht das, was er vorgibt zu sein. Das verraten schon Jaagans Blicke, wenn er ihn ansieht. Jaagan hat Angst vor ihm. Der Dicke steht rangmäßig über ihm.
    Ford war immer mehr überzeugt, daß er sich nicht irrte. Und er würde sein Wissen für sich ausnützen, wenn es soweit war. Sicher, er hatte den siebzehn Piraten bei ihrem Ausbruch Hilfe geleistet, aber das verpflichtete ihn noch lange nicht, sich ihnen auf Gedeih und Verderb auszuliefern.
    Nicht nur Ford, sondern auch Herzog Gu machte sich so seine Gedanken. Schier unwesentlich scheinende Einzelheiten, die er in den letzten Stunden hatte beobachten können, ließen den Verdacht in ihm aufkeimen, daß dieser Ford mit der Entführung nicht direkt zu tun hatte, sondern durch die Umstände gezwungen worden war, mit den Piraten gemeinsame Sache zu machen.
    Konnte Ford zu einem Verbündeten werden?
    Der Gedanke beschäftigte ihn unaufhörlich, während die Stunden dahinschlichen. Der Festungs-Interkom blieb stumm.
    Man ließ die entflohenen Häftlinge schmoren...
     
    *
     
    Baran saß den drei

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