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1030 - Meister der Vergangenheit

Titel: 1030 - Meister der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es nicht, und doch war er nicht sicher, ob der Fremde ihn verstehen würde.
    „Friede!" sagte er laut und deutlich.
    Der Fremde zögerte. Dann rankte sich ein Tentakel von hinten über die runde Schulter, wuchs einen Meter weit auf Surfo zu und bildete an seinem Ende ein Glied, das in groben Umrissen seiner ausgestreckten Hand ähnelte. Den schrillen Laut, den das Fremdwesen dabei von sich gab, zeichnete der Translator auf und war somit in der Lage, die erste Korrelation zwischen einem Begriff in der kranischen und seinem Gegenwert in der fremden Sprache herzustellen.
    Surfo krümmte die Hand nach innen und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Surfo", sagte er.
    Das Scheibenwesen erwies sich als gelehrig. Es vollzog die Geste nach und schrillte etwas, das wie „Vavu" klang.
    Surfo wandte sich an die beiden Gefährten. Er zeigte auf Scoutie und nannte laut ihren Namen, dann wiederholte er die Prozedur bei Brether. „So weit, so gut", sagte er halblaut. „Was uns jetzt noch fehlt, ist ein sicherer Ort, an dem wir unsere Unterhaltung weiterführen können."
    Er blickte den Fremden an. „Vavu, wir wollen dorthin gehen", erklärte er und wies den sanft in die Höhe führenden Korridor entlang.
    Das Scheibenwesen erteilte seine Zustimmung, indem es ebenfalls den Gang entlangzeigte. Die Fortbewegung war naturgemäß langsam, da der Fremde ziemlich unbeholfen zu Fuß war. Surfo Mallagan fragte sich, was in diesem Augenblick in seinem Verstand vorgehen mochte. Er schien völlig frei von Mißtrauen. Befürchtete er nicht, daß die Eindringlinge nur gekommen waren, um einen der Festungsbewohner gefangenzunehmen und ihn sozusagen als Muster in ihr Hauptquartier zu bringen? Er war vertrauensselig - ganz zum Unterschied von seinen Artgenossen, die zwar ebenso wenig Erfahrung im Umgang mit Andersartigen besaßen, aber aufgrund gewisser Überlegungen zu dem Schluß gekommen waren, daß man unbekannten Eindringlingen nur mit Gewalt begegnen könne.
    Der entscheidende Augenblick nahte. Es war Surfo klar, daß er dann auf dem schnellsten Weg zu einer Verständigung mit dem Scheibenwesen gelangen konnte, wenn er die Möglichkeit erhielt, die komplizierte Positronik der BODDEN zu benützen. Er öffnete das Schleusenschott und wies hinaus auf die Oberfläche der Festung. Dort, in einer Entfernung von einem halben Kilometer, von einer der Sonnenlampen schräg angestrahlt, stand das kranische Beiboot.
    Das Fremdwesen zögerte einen Augenblick, dann schob es sich mit zwei Greifbeinen aus der Schleusenöffnung hinaus. Entschlossen schritt es auf den Umriß der BODDEN zu.
    Der Bann war gebrochen.
     
    *
     
    Das erste, was Surfo Mallagan dem Fremden - dessen richtiger Name übrigens Valvul war, wie sich bei einer Wiedergabe der Translatoraufzeichnung herausstellte - klarzumachen versuchte, war, daß er nicht die Absicht hatte, mit dem Beiboot davonzufliegen. Mit beredten Gesten bezeichnete er die Instrumente, deren er sich bedienen würde, um eine Verständigung zu erzielen. Dann wies er auf die Bildfläche, auf der die düsteren Türme der Festung zu sehen waren, und machte klar, daß er ins Innere der Festung zurückkehren wolle, sobald eine hinreichende Methode der Kommunikation gefunden war. Valvul schien zu verstehen und war weiterhin ein Muster an Unbefangenheit.
    In den nächsten beiden Tagen gönnte Surfo sich keine Ruhe. Er war unermüdlich am Werken, und jeder kleine Fortschritt, jeder geringfügige Erfolg bedeutete ihm einen Anreiz, ohne Pause weiterzumachen.
    Valvul selbst war ein begeisterter Mitarbeiter. Daß es im Lauf der Bemühungen zu einigen Überraschungen kam - zum Beispiel als Valvul das Ende eines Tentakels zu einem metalloiden Leiter umformte und ihn in den Anschluß eines Starkstromgenerators steckte, um seinen Hunger zu stillen -, damit war zu rechnen gewesen. Auch daß das Scheibenwesen seinen Durst löschte - oder was immer es unter Durst verstand -, indem es sich von einem Laser in die Sprechöffnung unterhalb der transparenten Blase leuchten ließ, erschien den drei Betschiden nicht etwa als alltäglich.
    Valvuls Sprachschatz erwies sich als außerordentlich komplex. Daraus ergaben sich zahlreiche verwirrende, zum Teil auch erheiternde Situationen, wenn der Translator mascinotische Sätze zusammenbaute und sich dabei einer falschen Konstruktion bediente. Auffallend war, daß die Sprache der Mascinoten das persönliche Fürwort „wir" kaum verwendete. Das ließ auf eine stark ausgeprägte

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