1032 - Baphomets Monster
Internet surfen konnte, um nach gewissen Hinweisen zu forschen, die irgendwann einmal wichtig werden könnten.
Becker war ein Mensch mit diesem Gespür. Er konnte zwar nie direkt sagen, was wichtig war und was nicht, aber sein Gefühl hatte ihn schon oft an wichtige Informationen herangeführt.
Er war auch so etwas wie ein Telefonist. Zwar trafen in den Nachtstunden wenige Anrufe ein, manchmal auch keine, aber die Telefonanlage mußte besetzt sein, diese Aufgabe oblag eben Marcel Becker.
Er war Belgier. Dicht hinter der deutschen Grenze war er geboren worden, hatte später in Paris studiert und war dort mit den Templern zum erstenmal in Berührung gekommen. Es war mehr durch einen Zufall geschehen, aufgrund seiner Studien, die das Mittelalter betrafen. Die Geschichte dieses Ordens hatte ihn dermaßen fasziniert, daß er sich selbst auf die Suche nach den Templern begeben hatte, sie gefunden hatte und dann in den Orden eingetreten war.
Becker war 31 Jahre alt. Ein ruhiger Mensch mit braunem Haar und dünnem Bartwuchs an den Wangen. Schon von klein auf hatte er eine Brille tragen müssen, und so sahen seine Augen hinter den runden Gläsern immer groß und staunend aus wie die eines Kindes.
Zwei Stunden vor Mitternacht hatten er und seine beiden Kollegen ihren Dienst begonnen. Sie hockten in einem großen Raum unter dem Dach zusammen, in dem eine Klimaanlage für angenehme Temperaturen sorgte. Dabei ging es weniger um die Menschen als um die Geräte, die den Schwankungen von Hitze und Kälte nicht ausgesetzt werden sollten. Hier oben ließ es sich aushalten, obwohl jetzt, wo die Sonne nicht mehr schien, die Luft kühler geworden war. Sie würde draußen auf der Haut liegen wie der zarte Flaum eines jungen Blattes. Das nutzten zahlreiche Bewohner des Ortes aus, denn nichts hatte sie in den Häusern gehalten. Sie saßen im Freien zusammen, aßen, tranken, unterhielten sich und würden erst nach Mitternacht zurück in ihre Häuser und Wohnungen gehen. Wäre Becker auf das Dach geklettert, dann hätte er in die Gärten schauen und all die Lichter sehen können, die ein Panorama beinahe wie eine Filmkulisse bildeten.
Die drei Männer tranken auch. Zwei hatten sich für Kaffee entschieden. Marcel Becker trank seinen geliebten Tee.
Hin und wieder kam eine Unterhaltung auf. Die meiste Zeit verging, in dem sie sich auf die Arbeit konzentrierten. Müde würden sie auch werden. Besonders in den frühen Morgenstunden, so zwischen zwei und vier Uhr. Da wurde die Arbeit dann stressig.
Marcel beschäftigte sich mit dem Lesen des Internets. Er hatte sich vorgenommen, ein elektronisches Buch zu lesen, das von der Uni Paris eingespeichert worden war. Es ging da um die Geschichte der Stadt, in der schließlich die Templer eine große Rolle gespielt hatten.
Je mehr Becker sich in die Materie vertiefte, um so mehr wurde er sich dessen bewußt, wie wenig er doch wußte.
Der Anruf schreckte ihn auf. Das Geräusch war nicht einmal laut, mehr ein Schnarren, aber es war auch nicht zu überhören, und Becker drehte sich vom Bildschirm weg. Er nahm den Hörer ab und meldete sich.
»Bloch hier!«
»Oh!« Mehr brachte Marcel nicht hervor. Diese Reaktion reichte aus, um die Aufmerksamkeit seiner Brüder zu erregen, denn sie drehten ihm ihre Köpfe zu.
»Sind Sie schon wieder da, Abbé, oder noch unterwegs?«
»Ich bin auf der Fahrt zu euch. Es wird allerdings noch etwas dauern, bevor ich mit meinen englischen Freunden und einer jungen Dame eintreffe.«
Bei den englischen Freunden wußte Becker, wer gemeint war, bei der jungen Dame nicht. »Gut, Abbé, wir werden aufpassen und Sie…«
»Bitte, Marcel, du mußt mich ausreden lassen. Es ist nicht sicher, aber es könnte sein, daß sich über unserem Kloster eine nicht zu unterschätzende Gefahr zusammenbraut.«
»Welcher Art?«
»Hör genau zu.«
»Darf ich die anderen beiden mithören lassen?«
»Ja.«
Becker schaltete den Lautsprecher ein, und so hörten auch seine Brüder die Stimme ihres Chefs, die im Prinzip ruhig klang, in der aber das leichte Zittern nicht zu überhören war.
Der Abbé legte ihnen in knappen Sätzen dar, was ihm und seinen englischen Freunden widerfahren war. Und daß sie davon überzeugt waren, die Gefahr noch nicht hinter sich zu haben. Beweise für ihre Vermutungen hatten sie nicht, aber der Abbé rief zu höchster Wachsamkeit auf, bevor er die Mutationen beschrieb.
Marcel hatte auch einen Recorder mitlaufen lassen, der alles aufnahm. Das gehörte
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