1033 - Die Hamiller-Tube
Pilotensessel eingebaut. Sie reagierten auf jede Bewegung des Mannes. Das Stirnband und die Sensoren an den Handgelenken jedoch übertrugen die Befehle des Mannes wortlos und ohne leitende Verbindung an die Maschinen und Einrichtungen der BASIS.
Das Auffälligste an dem breiten, glatzköpfigen Mann waren seine Hände. Sie waren fast zur Gänze durchsichtig und von einem ständigen bläulichen Licht eingehüllt.
Diese fremdartige Aura besaß Waylon Javier seit einem Unfall, den er vor dreißig Jahren erlitten hatte. Er sprach nicht einmal mit seinem Sohn Olivier über diesen Vorfall, der aber letztlich die Ursache dafür war, daß er ein überaus feinfühliger und sensibler Mensch geworden war. Sensibel galt jedoch nicht für Javiers Gemütsverfassung; es zählte nur für den Umgang und die Steuerung von Maschinen.
Der Kommandant der BASIS war ein eher fröhlicher und humorvoller Mensch. Von exaktem Drill und gebrüllten Kommandos hielt er nichts. Ebenso verzichtete er auf eine prunkvolle Uniform oder etwas Ähnliches, das seiner Position entsprochen hätte.
Sandra Bougeaklis, seine Stellvertreterin, war da ganz anders. Sie war stets kühl und entschlossen. Was formale Disziplin betraf, so war sie das genaue Gegenstück zu Javier.
Bei ihr mußte alles ordentlich und streng nach Plan verlaufen. Es wäre ein Unding gewesen, wenn sie einmal nicht in einer frisch gewaschenen und sauber gebügelten Kombination in der Hauptzentrale der BASIS aufgetaucht wäre.
„Noch fünf Minuten bis zur Metagrav-Etappe", sagte Javier laut. Die Lichter der Zentrale spiegelten sich auf seiner Glatze.
Er war nicht nur Kommandant der BASIS, er war auch der Pilot. Mit seinen besonderen Fähigkeiten und dem Einfühlungsvermögen für das riesige Raumschiff waren seine Leistungen mit denen eines Emotionauten vergleichbar, obwohl er über keinerlei Paraoder Halbparafähigkeiten verfügte. Die siganesischen Meisterwerke in dem Stirnband und an den Handgelenken erlaubten es ihm, praktisch jeden Vorgang innerhalb der BASIS ohne gesprochene Worte zu veranlassen.
„Verstanden, Kommandant", antwortete Sandra Bougeaklis steif.
„Schon gut, Mädchen", brummte Javier. „Achte gut auf die Berechnungen. Ich möchte den Knoten in der Vektorierung lösen."
Im Hintergrund der BASIS stand Quinto-Center, wo man gerade den Waffenmeister Leo Dürk aufgenommen hatte. Flugziel war das Solsystem.
Seine Kirlian-Hände, die ihren Namen von dem russischen Wissenschaftler des 20.
Jahrhunderts der alten Zeitrechnung hatten, der erstmals die leuchtende Aura an Pflanzen sichtbar gemacht hatte, fuhren über Kontrollinstrumente der Triebwerkspositronik.
Das was bei Menschen so vorzüglich funktionierte, ging bei der Positronik jedoch nicht.
So war es mehr eine unbewußte Geste, zu der sich Javier hinreißen ließ.
Seine sanft leuchtenden Hände konnten bei einer leisen Berührung jeden aufgeregten oder gestreßten Menschen sofort beruhigen und besänftigen. Bei der Positronik mußte man einen anderen Weg gehen.
Der Arkonide Miztel war seit dem Auftreten des Fehlers in der Flugentfernung an der Arbeit. Javier konnte sich auf seinen Bordingenieur verlassen.
„Hamiller-Punkt ist fixiert", meldete seine Stellvertreterin. „Beschleunigung normal." Sie warf Javier einen Blick zu, der nichts von ihren wahren Gefühlen verriet.
Der Mann deutete ihn dementsprechend als den üblichen Vorwurf, der sich auf seine Kleidung bezog.
Waylon Javier trug stets einen grauen, geflickten und verwaschenen Kittel, der bis knapp über die Knie reichte. Darunter waren ein schmuddeliger schwarzer Rollkragenpullover und abgewetzte Kordhosen sichtbar. Ein paar Stiefel, die besser in ein Museum gepaßt hätten, rundeten die ungewöhnliche Kleidung des Kommandanten ab.
Schräg hinter ihm saß mit dem Gesicht eines Unschuldsengels sein Sohn Olivier.
Während der Raumflüge verhielt sich der Junge meistens still, denn er verstand die Bedeutung der Dinge, die sein Vater zu erledigen hatte.
Olli-Bolli, wie ihn fast die ganze Besatzung nannte, lebte, solange er sich erinnern konnte, auf der BASIS. Er fragte nie nach einer Mutter, denn sein Vater erwähnte sie nie.
Waylon war Vater und Mutter in einer Person. Er kümmerte sich rührend um das Kind, das trotz seiner Tollheiten auch bei der Besatzung beliebt war. Nur mit der strengen Sarga, die sich auch oft mit seinem Vater stritt, kam es nicht so gut aus. Dafür war die Frau regelmäßig der Zielpunkt seiner Spaße und ausgefallenen
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