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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie ein filigranes Geschöpf.
    Sie trug ein weißes Kleid, kein Leichenhemd, nein eher etwas, das an ein Hochzeitskleid erinnerte. Das Haar war gekämmt worden.
    Die leichten und luftig wirkenden Locken lagen wie drapiert auf den anderen Strähnen. Es rahmte ein Gesicht mit der kleinen Nase ein, den wie gemalt wirkenden Mund, dessen Lippen geschlossen waren, ebenso wie die Augen der Toten. Ihre Hände waren auf der Brust verschränkt. In die starren Finger hatte der Mann einen Blumenstrauß hineingesteckt. Dunkelrote Rosen, ein Zeichen seiner Liebe.
    An den Beinen trug die Tote helle Strümpfe. Es gab keine Stelle an ihrem Körper, die auch nur eine Spur von Verwesung gezeigt hätte.
    Die Tote sah aus wie ein Puppe oder wie ein Mensch, der in einen tiefen, komaähnlichen Schlaf gefallen war.
    Der neben dem Sarg stehende Mann senkte den Kopf und konzentrierte sich auf das Gesicht der Toten. Er hob mit einer hilflosen Bewegung seine rechte Hand, als wollte er ihr ein Zeichen geben, damit sie sich bewegte und schließlich aufstand, doch die Frau blieb in ihrer Totenstarre liegen.
    Der Mann schluckte. »Marita«, brach es plötzlich aus ihm hervor.
    »Meine Marita. Ich weiß, daß du tot bist. Daß man dich mir genommen hat. Aber ich werde es nicht akzeptieren. Niemand soll dich mir wegnehmen, keiner, auch nicht der Tod. Ich bin stärker als er. Nein, wir beide sind stärker. Wir werden ihn überwinden, und dann wirst du wieder bei mir sein, Marita.«
    Er schloß die Augen. Trotzdem drangen Tränen wie kleine Perlen unter seinen Wimpern hervor und rannen an den Wangen entlang.
    Der Mann hielt den Mund offen, als er einamtete. Er zuckte dabei.
    Die Haut an seinem Hals bewegte sich auf und nieder.
    In seinen Ohren rauschte es plötzlich. Er kam sich vor wie im Meer stehend und auf das Wasser starrend.
    Ja, es gab sie. Es gab diese andere Welt. Es gab diejenigen, die ihm seine Frau wiedergeben würden. Andere hätten über ihn gelacht, er aber wußte es besser.
    Das Rauschen verklang, und der Mann öffnete wieder die Augen.
    Der Blick veränderte sich. Er verlor die Sehnsucht und auch die Trauer, die sich beim Sprechen mit der Toten in den Augen gezeigt hatte. Plötzlich war er hart wie Fels geworden, und wie zum Zeichen seiner neuen Stärke ballte der Mann die rechte Hand zur Faust.
    Er nickte dabei der Toten zu. »Ich kann nicht wissen, ob du mich hörst, Marita, aber bald wirst du deinen Sarg hier verlassen. Dann habe ich alles beisammen, um dir den Weg ins Leben zu ebnen. Ich will nicht allein bleiben, und ich weiß auch, daß du es nicht willst. Bis bald, Marita, denn ich muß noch was erledigen.« Erst lächelte er, dann warf er der Toten eine Kußhand zu, bevor er sich umdrehte und den Keller verließ. Er schloß die Tür ab, das Licht war wieder erloschen, und er schaltete jetzt das andere im Flur ein, dessen Schein über die Stufen der Steintreppe fiel, die aus Beton gegossen worden war.
    Mit schweren Schritten ging er hoch. Gebeugt. Wie jemand, der unter einer schweren Last leidet.
    Der Mann litt auch darunter. Allerdings hatte er alles Menschenmögliche in die Wege geleitet, um dieses Leiden so schnell wie möglich vergessen zu lassen.
    Seine Marita war tot. Seine über alles geliebte Frau war ihm in der Blüte ihrer Jahre genommen worden. Er akzeptierte es nicht. Er hatte sich damit einfach nicht abgefunden.
    Ein Sekundentod, praktisch von einem Augenblick auf den anderen, der ihn für Stunden wie irrsinnig hatte werden lassen. Dann war die erste Trauer vorbei gewesen, und er hatte sich an Dinge erinnert, die er aus seinen Studienjahren her kannte und eigentlich schon vergessen hatte.
    Wenn man es richtig anfing, dann gab es Mittel und Wege, um den Tod zu überwinden.
    Er würde es tun.
    Er hatte es schon getan.
    Es fehlten ihm nur noch zwei…
    In seinem Arbeitszimmer blieb er stehen und kam erst jetzt richtig zu sich, da er die Gedanken an die Vergangenheit aus seinem Gehirn verbannt hatte.
    Mit kleinen Schritten bewegte er sich auf den breiten Schreibtisch zu. Er zog die Lade in der Mitte auf. Vor ihm lagen einige Papiere, die sich nach oben hin ausbeulten. Der Mann griff darunter und holte eine Pistole hervor, eine Heckler & Koch, die er sich vor einigen Jahren durch dunkle Kanäle besorgt hatte.
    Er steckte die Waffe links in den Gürtel. Er nahm sie nur für den Notfall mit. Etwas anderes war für ihn wichtiger. Dazu mußte er tiefer in die Lade greifen. Er nahm die Schlinge heraus.
    Sie war sehr dünn,

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