Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
vernommen.
    Jetzt kam es ihr um so deutlicher vor, und sie preßte die Lippen zusammen.
    War er schon da?
    Mit dieser stummen Frage im Kopf drückte Mandy Frost die Tür nach innen…
    ***
    Ein anderer Raum!
    Auch stockfinster, aber feucht und nicht nach Holz riechend, sondern nach Schimmel und altem Gestein. Ein Raum in völliger Ruhe, versteckt unter der Erde – ein Keller.
    Durch ihn bewegten sich die Spinnen lautlos in ihren Netzen. In ihn verirrten sich kaum Menschen, und hin und wieder war das Klatschen eines Tropfens zu hören, der von der feuchten Decke gefallen war.
    Ein Kellerraum, in dem die Totenstille ein ständiger Gast war. Sie wurde nur hin und wieder von dem unterbrochen, der ihm in bestimmten Abständen einen Besuch abstattete.
    Wie auch jetzt.
    Draußen war es bereits dunkel geworden. Die Finsternis hatte einen strahlenden Herbsttag verdrängt, doch dafür hatte der Mann keinen Blick gehabt, der die ausgetretene Kellertreppe hinab zu seinem Ziel geschritten war.
    Er öffnete die Tür. Sie knarzte nicht. Die Angeln waren gut geölt, so daß die Tür lautlos nach innen schwang.
    Der Besucher drückte die Tür wieder zu. Danach war kaum ein Geräusch zu hören, denn der Eindringling blieb zunächst einmal stehen. Selbst seine Atmung reduzierte er. So holte er nur durch die Nase Luft und stieß sie auch durch die Nasenlöcher wieder aus. Dabei strich sie über seine Oberlippe entlang bis hin zum Kinn.
    Der Mann wartete einige Sekunden, bevor er sich in Bewegung setzte. Der Keller wies kein Fenster auf. So gab es keinen Riß oder Spalt, durch den Licht eindringen konnte. Wer hier eintrat und sich im Dunkeln bewegte, der mußte sich schon auskennen.
    Die Füße schleiften über den Boden und hinterließen bei jedem Schritt ein leises Kratzen. Der Eindringling ging von der Tür weg und in die Tiefe des Kellers hinein, denn dort – und genau in der Mitte – stand sein Ziel.
    Er blieb stehen, als er es erreicht hatte. Er streckte seine Hände vor und ließ sie auf einer kantigen und nicht allzu breiten Oberfläche eines bestimmten Gegenstandes liegen.
    Erst jetzt war mehr von ihm zu hören. Seine Atmung hatte sich im Klang verdoppelt. Sie hörte sich laut und schnaufend an. Sie zeugte davon, wie sehr der Mann unter seiner Last litt. Immer wieder bewegte er die Hände, als wollte er den Gegenstand vor ihm besonders streicheln. Er fing auch an zu flüstern. Die Worte verstand er nur selbst. Sie hörten sich an wie eine Beschwörung, als wollte der Mann Hilfe von einer fremden Seite erbitten.
    Ruhig lag der Gegenstand vor ihm, dessen Seiten sich kantig ausbeulten und erst zum Boden hin wieder mehr zusammenliefen. Die Hände zuckten zurück, als der Mann das stumpfe Rumpeln von draußen her hörte, das auch durch die Wände drang. Er wußte, daß es sich dabei um einen Lastwagen handelte, der in der Nähe seines Hauses vorbeigefahren war. Auch in der Nacht rollten die Trucks über die Straße hinweg. Zumeist in Richtung London.
    Er war nicht zufrieden. Er war enttäuscht gewesen und so schrecklich traurig. Aber es hatte sich einiges verändert, und dem würde er Rechnung tragen. Zudem war diese Veränderung allein durch seine Mithilfe geschehen.
    »Bald«, sagte er, »bald ist es soweit…« Nach diesen Worten entfernte er sich von dem Gegenstand, aber nicht aus dem Keller, sondern lief auf die Wand zu, um dort eine bestimmte Stelle zu suchen.
    Zielsicher fand seine Hand den Lichtschalter. Er mußte noch herumgedreht werden, und der Mann lauschte dem knipsenden Geräusch.
    Es wurde heller, aber nicht hell.
    Drei zu verschiedenen Seiten hin wegstehende Glühbirnen erhellten sich. Ihre Strahlen erreichten alle vier Wände des Kellerraums, wobei sie die meiste Helligkeit nach unten abgaben, denn in der Mitte stand das eigentliche Ziel.
    Der gläserne Sarg hatte auf drei dicht nebeneinander stehenden, schmalen Sitzbänken seinen Platz gefunden. Er war es auch gewesen, der von den Händen des Mannes gestreichelt worden war.
    Der Mann ging auf den Sarg zu. Nichts rührte sich in seinem starren Gesicht. Die Augen sahen so schrecklich starr aus. Daraus war das Leben entwichen. Das alles störte den Mann nicht, der mit gemessenen Schritten auf den Sarg zuging und neben ihm stehenblieb.
    Das Licht warf Reflexe auf das Glas, aber es störte den Durchblick so gut wie kaum.
    Im Unterteil lag eine Leiche!
    Eine Tote!
    Eine Frau mit blonden Haaren und zarter Gestalt. Sie lebte nicht mehr, und sie wirkte in ihrer Haltung

Weitere Kostenlose Bücher