1035 - Sphinx
sich also vollkommen abschirmen", stellte Reginald Bull fest. „Genau, wie Gucky vermutet hatte."
„Ich bin sicher, daß sie sich nicht bewußt vor uns verschließt", meinte der Ilt. „Es scheint sich um einen natürlichen Abwehrmechanismus zu handeln."
„Sie ist also eine Mutantin", sagte Rhodan.
Er sah, daß Gucky und Lloyd einen schnellen Blick wechselten. Die beiden schienen sich noch nicht darüber einig zu sein, wie man Sphinx am besten einordnen konnte.
„Wir sollten zumindest vorläufig davon ausgehen, daß wir es mit einer Mutantin zu tun haben", schwächte Rhodan ab. „Bald werden wir mehr über sie wissen. Vor allen Dingen müssen wir behutsam vorgehen. Zu Ellmer und dem Matten-Willy hat sie Vertrauen. Auch wir müssen ihr unsere Freundschaft beweisen."
„Ich möchte wissen, warum sie freiwillig zu uns gekommen ist." Tifflor lächelte verlegen.
„Es könnte doch sein, daß sie damit bestimmte Absichten verfolgt. Sie will irgend etwas von uns."
Rhodan gab sich einen sichtbaren Ruck. Er war gespannt, das Mädchen persönlich kennenzulernen, von dem er bisher soviel ungewöhnliche Dinge gehört hatte.
„Ich werde zunächst allein zu ihr gehen", entschied er. „Das ist besser als ein gemeinsamer Auftritt von uns allen, der sie nur irritieren könnte."
Er sah Jakob Ellmer überlegen lächeln. Der Raumfahrer schien zu bezweifeln, daß jemand der Anwesenden in der Lage sein könnte, Srimavo zu irritieren.
Er steht regelrecht in ihrem Bann! dachte Rhodan.
Nun, er würde es dem Mädchen nicht so leicht machen. Als Mentalstabilisierter war er selbst vor starken paranormalen Fähigkeiten sicher.
„Bevor ich gehe, wollen wir noch ein kleines Experiment machen", sagte Rhodan zu Gucky. „Du kennst die Einrichtung des Nebenraums, Kleiner. Ich bitte dich, einmal zu versuchen, ob du einen der Gegenstände dort drüben telekinetisch bewegen kannst."
Gucky verstand sofort und konzentrierte sich. Gleich darauf nickte er erleichtert.
„Keine Probleme!" verkündete er stolz. „Sie hat einen Mentalblock, aber meine Fähigkeiten kann sie nicht neutralisieren. Ich bin sicher, daß ich mit ihr auch teleportieren könnte."
„Wartet hier, bis ich euch rufe", sagte Rhodan und wandte sich zum Gehen.
„Glaubst du nicht, daß es gefährlich ist?" fragte Bully unsicher. „Wir sollten zumindest einige Vorkehrungen treffen. Ich halte es für wichtig, daß wir sehen und hören können, was nebenan vorgeht, solange du mit ihr allein bist."
Rhodan hatte auch schon daran gedacht, die entsprechenden Geräte installieren zu lassen, doch er war wieder davon abgekommen. Er war überzeugt davon, daß Srimavo es registrieren und als Vertrauensbruch auffassen würde. Gleichgültig, was man dem Mädchen nachsagte - sie war noch ein Kind, und Perry Rhodan wollte sie entsprechend behandeln.
Außer Laires Auge, das er in dem Spezialfutteral am Gürtel trug, nahm er keinerlei Ausrüstung mit.
Er trat auf den Korridor hinaus. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und sah, daß außer ihm niemand in dem Gang weilte, hielt er einen Augenblick inne, um sich zu konzentrieren. In den letzten Tagen waren seine Gedanken in erster Linie um Seth-Apophis, ihre exotischen Waffen und die BASIS gekreist. Wenn er dem Mädchen unbefangen gegenübertreten wollte, mußte er sich von all diesen Dingen lösen. Die Gefahr, daß er im Unterbewußtsein künstliche Zusammenhänge konstruierte, war sonst zu groß.
Seltsam! überlegte er. Man hatte ihm soviel von Srimavo erzählt und sie ihm auch genau beschrieben, und doch konnte er sich nicht einmal ein verschwommenes Bild von ihr machen. In seiner Phantasie sah sie jedes Mal, wenn er an sie dachte, anders aus.
Er war froh, daß Srimavo in Jakob Ellmer einen aufrechten und anständigen Freund gefunden hatte. Das traf auch auf Parnatzel zu. Vielleicht hatten die beiden sogar eine Katastrophe verhindert.
Rhodan ging bis zum Eingang des Nebenraums und klopfte leise an. Es kam keine Aufforderung zum Eintreten. Er öffnete die Tür und blickte in den Raum, den man Srimavo zur Verfügung gestellt hatte.
Das Mädchen stand am Fenster und blickte hinaus, so daß sie Rhodan den Rücken zuwandte. Sie war groß und schmächtig, ihre Schulterknochen standen hervor, genau, wie man Rhodan gesagt hatte. Ihr Haar war, schwarz und reichte bis auf die Schultern.
Auch das hatte man Rhodan gesagt.
Aber keine Beschreibung hatte ausgereicht, der Haltung dieses Kindes gerecht zu werden. Unwillkürlich
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