1038 - Der Seelen-Kerker
nicht!« Des öfteren hatte Suko diese Worte gesagt, und durch das Nicken des Abbé auch Zustimmung erhalten.
Aber sie wollten nicht stören. Bisher war auch alles gutgegangen.
John hatte den Text gelesen. Er war informiert, aber das Verhalten des Kreuzes beunruhigte sie beide. Seine Kraft schaffte es nicht, den anderen aus dem Weg zu räumen, und das war schlimm.
Dann erschien er selbst.
Suko hielt es nicht mehr an seinem Platz in der Nähe des Taufbeckens. Er ging auf den Mittelgang zu, zog dabei seine Dämonenpeitsche hervor und schlug einmal den Kreis.
Drei Riemen rutschten hervor. Dreimal eine mächtige Kraft, die einmal in einem Dämon gesteckt hatte. Hinter seinem Rücken hörte Suko die Schritte des Templers. Der Abbé schaffte es nicht, so leise zu gehen, denn Suko bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Pumas voran. Er hielt seinen Blick strikt auf den Altar gerichtet.
Dort malte sich in diesem wenigen grünweißen Licht jede Bewegung ab.
Nazarius kam näher.
John wartete auf ihn.
Aber er bewegte sich auch und griff nach seinem Kreuz.
Suko kommentierte dies mit einem Nicken und danach mit flüsternden Worten. »Ja, das ist gut, das ist super…«
John sprach das erste Wort, auch das zweite.
Dann passierte es. Suko mußte es mit ansehen, während er sich Vorwürfe machte, zu spät losgegangen zu sein. Dann hätte er noch früher eingreifen können. So aber konnte er durchaus zu spät kommen, denn John war von einem brutalen Schlag erwischt worden, der ihn über die Altarplatte hinweg und zu Boden gefegt hatte.
»Ruf die Formel!« schrie Suko.
Vergebens. Die Ausgeburt der Hölle war schneller und stürzte sich auf den Geisterjäger. Sie blieb nicht auf John Sinclair liegen, sondern zerrte ihn sofort wieder hoch.
Suko war bereits so nahe heran gekommen, daß er die Bewegungen durchaus mitbekam. Als Johns Arm auf den Rücken gedreht wurde, wußte er Bescheid.
Schon zwei Menschen waren die Knochen gebrochen worden.
John sollte als dritter an die Reihe kommen. Und Suko war noch zu weit vom Ort des Geschehens weg.
Aber er hatte den Stab.
Rasend schnell bewegte sich die freie linke Hand. Eine winzige Berührung reichte aus.
Dann der Ruf. »Topar!«
***
Ich war chancenlos. Der brutale Schmerz hatte mir Tränen in die Augen getrieben. Meine gesamte rechte Schulter schien in ein Meer aus Flammen getaucht zu sein, und diese verdammten Schmerzen rasten weiter bis in den Kopf hinein, als wollten sie ihn dort einfach zerreißen.
Ein winziger Ruck reichte aus, um mir das Schultergelenk zu brechen. Es waren die Schmerzen und die irrsinnige Angst, die mich durchtosten, aber es war auch der laute Schrei, der durch die kleine Kirche hallte und in meinen Ohren brandete.
Danach war die Welt für mich für die Dauer von fünf Sekunden außer Kraft gesetzt worden…
***
Allerdings auch für Nazarius, das sah der heranstürmende Suko mit großer Genugtuung. Er bewegte sich um keinen Millimeter mehr weiter und war ebenso starr geworden wie John. Auch der Abbé konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren. Es gab nur einen, der so handelte wie immer.
Aber die Zeit war begrenzt. Innerhalb der nächsten fünf Sekunden mußte Suko es geschafft haben und John Sinclair aus den brutalen Klauen befreit haben.
Er hatte die Bankreihen bereits hinter sich gelassen. Mit einem raubtierhaften Sprung überwand er auch die letzten Meter, um nahe genug an dieses menschliche Denkmal zu gelangen, bei dem zwei Personen ineinander verschlungen waren.
Suko hätte das Monstrum gern vernichtet. Das war nicht möglich.
Durch den Tod eines Gegners wäre die Magie des Stabs aufgehoben worden. So gab es zunächst nur die eine Möglichkeit für ihn. Er mußte die Klaue vom Arm des Geisterjägers lösen und das, bevor die fünf Sekunden endgültig vorbei waren.
Suko packte die Klaue. Er bog die Finger auseinander. Die Hand rutschte tatsächlich weg, John war frei, aber die fünf Sekunden waren auch vorbei.
In diesem Fall hatte es Suko besser. Er brauchte im Gegensatz zu Nazarius keine Überraschung mehr verdauen, er konnte sich voll und ganz auf sein Handeln beschränken, was er auch tat.
Mit einem harten und wuchtigen Kniestoß beförderte er die schreckliche Gestalt von sich weg. Nazarius war plötzlich zu einer Puppe geworden, die sich aus eigener Kraft nicht mehr halten konnte. Sie flog nicht nur zurück, nein, die Ausgeburt der Hölle krachte auch zwischen die Bankreihen. Sie waren so fest mit dem Boden verankert, daß
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