1039 - Die Heroin-Zombies
ich den kleinen Apparat als solchen ansehen. Trotzdem hatte ich verdammt viel Glück gehabt.
Wäre Elena wirklich so ein As mit der Waffe gewesen, dann hätte sie mich einfach treffen müssen. Vielleicht hatte sie auch zu überhastet geschossen und dabei den Revolver verrissen, obwohl sie ihn mit beiden Händen festgehalten hatte.
Sie stand noch immer an der Wand. Die Arme hatte sie gespreizt, als wollte sie jeden Augenblick wieder auf mich zustürzen. Aber die Anwesenheit der Beretta ließ sie stocken.
»Wieder halbwegs okay?« fragte ich.
»Was geht dich das an?«
»Viel, sehr viel sogar. Ich habe einige Fragen.«
Zuerst zog sie die Wangen zusammen, sammelte Speichel und spie ihn mir dann vor die Füße.
»So kommen Sie auch nicht durch. Zuerst möchte ich von Ihnen wissen, was mit Johnson passiert ist.«
»Wer, zum Teufel, ist das?«
Ich blieb geduldig. »Der Mann, der bei mir war.«
Sie hob die Schultern und konnte mir nicht mehr in die Augen sehen. Ich hatte es geahnt, ich wollte es nur bestätigt haben. Sehr leise stellte ich die nächste Frage: »Sie haben ihn getötet, nicht wahr?«
»Ich kann mich nicht erinnern.«
»Das werden Sie bald können, Elena. Wir beide werden jetzt eine kleine Fahrt unternehmen, und Sie werden sich nicht weigern können.«
»Wohin denn?«
»Es gibt hier auf dem Flughafen einen Sicherheitstrakt. Dort können wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
»Dann spucke ich dich an, Sinclair. Glaub nur nicht, daß du mich so einfach niedermachen kannst. Glaub das nur nicht.«
»Sie sind eine Mörderin.«
»Beweise mir das.«
»Keine Sorge, das werde ich noch. Und jetzt umdrehen.«
»Willst du mir in den Rücken schießen?«
»Nein, das würde mir nie einfallen, da bin ich ehrlich. Es gibt andere Methoden, Sie außer Gefecht zu setzen.«
»Mir was auf den Schädel hauen, wie?«
»Sie sagen es.«
In ihren Augen strahlte der Haß. Sie wußte, daß sie den kürzeren gezogen hatte, und so etwas paßte einfach nicht inihre Lebensanschauung. Elena war die Siegerin, jetzt hatte sie verloren. Sehr langsam drehte sie sich um, als läge ein mächtiges Gewicht aus Sandsäcken auf ihrem Körper.
Ich schaute gegen ihren Rücken. Als Polizeibeamter trug ich auch Handschellen bei mir. Das gehörte einfach dazu, und ich hatte mich daran gewöhnt, auch wenn ich sie wenig brauchte. Jetzt aber kamen sie mir gelegen.
Elena Cerez hörte das leise Klirren und zog daraus sofort die richtigen Schlüsse. »Willst du mir die Dinger anlegen?«
»Sicher ist sicher.«
»Du bist ein Idiot!«
»Sorry, aber das sehe ich anders. Los, die Hände auf den Rücken!«
Die Arme zuckten. Ich sah es an den Bewegungen ihrer Schultern.
Sie schien es nicht zu wollen, aber sie gab nach, denn der Hieb in den Nacken oder gegen den Schädel wäre schlimmer gewesen.
Noch einmal schrak sie zusammen, als das kalte Metall ihre Haut berührte.
Ich war einigermaßen zufrieden und trat zurück. Elena hatte es gehört, sie drehte sich wieder um, aber ihr Gesicht hatte sich verändert. Es zeigte nicht mehr diese Wut oder den Haß, es hatte einen lauernden Ausdruck angenommen.
»Wir gehen«, sagte ich.
»Nein, warte noch!«
»Gefällt es Ihnen hier so gut?«
Sie lächelte falsch. Dann sagte sie: »Ich will einfach nur mit dir reden, Sinclair.«
»Sehr schön. Und worüber?«
»Über einen Kompromiss.«
»Auch das noch. Seit wann sind Sie eine Person, die hier etwas auskungelt?«
»Es käme uns beiden gelegen.«
»Okay, ich höre.«
»Du warst doch bestimmt überrascht, als du diesen Zombie hier gesehen hast – oder?«
»Nicht gerade erfreut.«
»Eben. Es ist eine gute Methode gewesen, das Zeug zu schmuggeln. Lebende Leichen haben sich bewährt. Aber ihn können wir ruhig opfern, wenn es dabei um höhere Weihen geht.«
»Was heißt wir?« Ich schüttelte den Kopf. »Sie vergessen wohl, daß wir keine Partner sind. Ich habe zu bestimmen. Sie sind diejenige, die mir folgen muß.«
»Du bist doch Bulle?« Aggressiv reckte sie ihr Kinn vor. »Und Bullen wollen immer alles genau erfahren.«
»Das stimmt.«
»Das kannst du, wenn wir beide zusammenarbeiten.«
»Wie stellen Sie sich das vor?«
»Wir beide steigen in deinen Wagen und verlassen dieses schöne Gelände hier.«
»Wohin möchten Sie fahren?«
»Ich fahre dich an den Ort, der dir sicherlich genehm sein wird.«
»Keine Ahnung.«
»Zu den Heroin-Zombies.« Sie fügte diesem Vorschlag ein scharfes Lachen hinzu. Plötzlich war wieder Leben in ihre
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