1039 - Die Heroin-Zombies
Augen zurückgekehrt, und auch die Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen.
»Das soll ich Ihnen glauben?«
»Ha, du mußt, Sinclair, sonst kommst du keinen Schritt weiter. Du kannst mich tage- und wochenlang verhören oder verhören lassen, ich werde nichts sagen. Okay, ich habe diesen Johnson gekillt. Er war ein Hindernis auf meinem Weg. Aber ich biete dir jetzt eine Zusammenarbeit an, Sinclair. Nur wir zwei, nur du und ich.«
»Sehr gute Falle. Fast zu gut.«
»Wenn du Angst hast…«
»Das hat damit nichts zu tun«, unterbrach ich Elena schroff. »Ich will nur nicht gelinkt werden.«
»Das ist es auch nicht, Sinclair.« Sie nickte zu dem am Boden liegenden Zombie. »Er war vorerst der letzte. Es bedeutet, daß die anderen schon da sind. Zombies, deren Körper mit Tüten oder kleinen Päckchen gefüllt sind. Und alle enthalten das gleiche weiße Pulver. Noch ist es nicht verteilt, doch die Zeit drängt. Das solltest du dir vor Augen halten. Aber nur wir beide. Keine Kollegen, keine große Razzia.«
»Wie weit ist es von hier entfernt?«
»Wir schaffen das schnell«, erklärte sie ausweichend. »Die Heroin-Zombies warten zumindest nicht hier in der Stadt. Ach ja, warten. Zu lange sollten wir uns hier nicht mehr aufhalten. Es könnte sein, daß gewisse Leute erscheinen, um den Toten abzuholen. Bei ihnen hast du die schlechteren Karten.«
»Ich kann diese Bude hier sofort absperren lassen, Elena. So schlecht sind die Karten nicht.«
»Das würde ich nicht sagen. Die Leute, die kommen, sind unter anderem Angehörige der Botschaft. Sie stehen unter einem gewissen Schutz. Das brauche ich dir nicht zu erklären. Damit wäre auch unser Deal beendet, noch bevor er begonnen hat. Willst du dir das wirklich zumuten, Sinclair?«
Sie hatte mich tatsächlich zum Nachdenken gebracht. Es war schon reizvoll für mich, die verfluchten Rauschgift-Zombies zu finden. Dieser hier konnte keinem mehr gefährlich werden, die anderen schon. Auf der anderen Seite war ich mir bewußt, auf welch riskantes Spiel ich mich einließ, und ich konnte dabei auch glatt als zweiter Sieger vom Platz gehen.
»Warum zögerst du noch?«
»Wer bewacht diese Zombies?«
»Niemand!«
»Das soll ich glauben?« fragte ich spöttisch.
Elena hob beide gefesselten Hände an. »Ich bin ehrlich. Bisher habe ich von irgendwelchen Wachen nichts gehört. Es ist möglich, daß es sich geändert hat, das allerdings würde mich wundern. Mein Vorschlag steht, und es liegt an dir, ob du damit einverstanden bist.«
Die Zwickmühle war nach wie vor da. Jetzt hätte ich mir gewünscht, Suko an meiner Seite zu haben. Leider hockte er im Büro.
Wenn ich ihn jetzt anrief, stellte sich Elena stur. Später, am Ziel, würde sich noch eine Gelegenheit ergeben.
»Ich weiß, daß du an dein Handy denkst«, sagte sie, als könnte sie Gedanken lesen. »Das ist der letzte Punkt. Es mag dir das Leben gerettet haben, Sinclair, aber wir wollen es nicht übertreiben. Ich will, daß du es nicht mitnimmst. Laß das Ding hier liegen, dann bin ich zufrieden.« Sie spitzte beinahe die Lippen, als sie sagte: »Nur wir beide, John, sonst keiner.«
Zwar ärgerte ich mich, ließ es mir allerdings nicht anmerken und nickte ihr zu. »Einverstanden.«
»Dann leg es weg.«
Ich holte den flachen Apparat hervor und deponierte ihn im offenen Sarg, was Elena mit einem Kichern kommentierte.
»Sehr sinnig«, sagte sie. »Der Tod eines Handys.«
»Ja, so ähnlich.«
»Dann würde ich sagen, daß wir beide diesen ungastlichen Raum verlassen. Ach ja, die Handschellen behalte ich. Es macht mir nichts aus. Du mußt mich nur später im Wagen anschnallen.« Sie grinste mich an, und ich wußte nicht, ob es humorvoll gemeint war oder eher bissig.
Ich ging bis zur Tür und öffnete sie. Mein Blick fiel durch das offene Barackentor bis auf die freie Fläche draußen, über der noch immer der Dunst schwebte, der auch den einsam parkenden kleinen Lastwagen umhüllt hatte. Eine Bewegung war nicht zu sehen. Es näherten sich weder Menschen noch Fahrzeuge. Nach wie vor waren wir allein. Sollten die Worte von der Ankunft der Hintermänner im Diplomatenstatus nur Bluff gewesen sein?
»Kann ich kommen, Sinclair?«
»Ja, aber keine Faxen.«
»Wir sind doch jetzt Partner.«
Darüber konnte ich nicht einmal grinsen. Zu einer Partnerschaft gehörte mehr, auch beruflich. Ich machte mir um Johnson Sorgen und wollte wissen, wo er lag. Ich fragte sie.
»Ist das denn so wichtig?«
»Er war ein
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