1039 - Die Heroin-Zombies
Mensch.«
Elena Cerez verdrehte die Augen. »Verdammt noch mal, ich habe ihn hinter die Baracke geschleift. Willst du ihn sehen? Scheiße, wir haben schon genügend Zeit verloren. Je früher wir ans Ziel kommen, umso besser für dich und auch für mich.«
Aus ihrer Sicht hatte sie recht, und ich stimmte ihr auch letztendlich zu, obwohl mir alles andere als wohl dabei war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, trotz allem gelinkt zu werden, aber darüber sprach ich mit ihr nicht.
Wir durchquerten die Baracke, gingen auch unter dem hochgeschobenen Rolltor hindurch, und Elena Cerez blieb wie ein braves Mädchen an meiner Seite.
»Wo steht dein Wagen?«
»Etwas weiter weg. Wir müssen noch einige Schritte laufen.«
»Okay, tun wir es.« Sie warf den Kopf zurück, lachte, ging mit einem tänzelnden Schritt voran und wirkte auf keinen Fall wie jemand, der sich schlecht fühlt, weil ihm die Hände durch eine stählerne Acht auf den Rücken zusammengebunden sind.
Wieder bewegte sie sich brav einen Schritt vor mir. Ich hatte die Beretta verschwinden lassen. Einen überraschenden Angriff von ihrer Seite aus würde ich immer abwehren können.
Elena war eine gutaussehende Frau mit einer sehr geschmeidigen und auch durchtrainiert wirkenden Figur. Sie wirkte alles in allem recht harmlos, doch ich ließ mich nicht täuschen. Für mich war Elena Cerez eine Frau ohne Gewissen, die erbarmungslos ihre eigenen Ziele verfolgte und dabei über Leichen ging.
Wir befanden uns in dieser Ecke des Grundstücks noch immer allein auf weiter Flur. Wären die startenden und landenden Maschinen nicht gewesen, so hätten wir uns auch irgendwo in den asphaltierten Plains befinden können. Die großen Vögel aus Metall schwebten mit oft langsam wirkenden Bewegungen in die grauen Schleier der Wolken, die am Himmel schwammen. Es nieselte nicht, aber es war feucht, und der Wind war entsprechend unangenehm.
Ich spürte meine Knochen wie ein Mann, der auf dem Weg ins Heim war. Diese Schmerzen erinnerten mich auch daran, wie viel Glück ich letztendlich gehabt hatte. Wie leicht hätte ich mit zerschossenem Kopf oder mit zerschossener Brust neben dem Zombie liegen können. Es war nicht passiert, ein gütiges Schicksal oder ein freundlicher Schutzengel hatten mich davor bewahrt.
Und diese Gedanken wiederum gaben mir Mut, auch wenn die nahe Zukunft nicht eben rosig aussah. Mit Rauschgift gefüllte Zombies würden mich erwarten. Abgestellt wie irgendwelche Waren in einer Lagerhalle. Dabei zerbrach ich mir schon jetzt den Kopf darüber, wo diese kleine Horde versteckt sein konnte.
Es mußte ein leeres Gebäude sein. Irgendwo auf dem Land möglicherweise. Da kamen so einige Verstecke in Betracht.
Der Rover parkte an der Grenze des Rollfelds oder des gesamten Areals, wo der Widerschein der Landeleuchten gerade noch hinreichte. Es war naß geworden. Auf den Scheiben lag das Wasser in dicken Tropfen, und Elena blieb an der Beifahrerseite stehen. Über das Dach hinweg schaute sie mich beinahe kokett an.
»Na, zufrieden bisher mit mir?«
»Ja.«
»Das wird auch weiterhin so sein, Sinclair, wenn auch du dich an die Regeln hältst.«
»Keine Sorge, ich werde mich bemühen.«
»Das hoffe ich für uns.«
Tatsächlich hoffte sie etwas anderes, das spürte ich genau. Wahrscheinlich ging sie davon aus, daß ich einen Untoten erledigen konnte, aber gleich fünf, das waren einfach zu viele. Ich ließ sie in ihrem Glauben. Die Zukunft würde es bringen.
Als ich die Zentralverriegelung geöffnet hatte, war auch ihre Tür offen. Zuerst stieg ich ein und drückte dann die Beifahrertür nach außen, damit auch Elena einsteigen konnte.
Sie tauchte in den Wagen, setzte sich aufrecht hin und streckte die Beine aus. »Für das Anschnallen mußt du schon sorgen, Partner!« erklärte sie.
Das Wort Partner überhörte ich gern. Schweigend machte ich mich an die Arbeit. Dabei kam ich ihr sehr nahe und nahm den Hauch eines irgendwie exotischen und düsteren Parfüms war. Als ich den Gurt führte, glitt meine Hand auch über ihren Körper hinweg, und ich streifte dabei mit dem Ellbogen ihre Brüste.
Die Berührung sorgte bei ihr für ein gurrendes Lachen. »Gefällt dir das, Partner?«
Ich schloß den Gurt und sagte nur: »Okay, wir können fahren. Sagen Sie mir den Weg.«
»Klar, mach ich glatt. Erst mal weg vom Airport-Gelände. Danach sehen wir weiter.«
Sie hatte recht. Danach würden wir weitersehen…
***
Suko hatte das Gelände des Flughafens in Rekordzeit
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