104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes
Schweißtropfen, und der Mensch-Dämon zerfiel
schließlich zu Staub.
Der »Geflügelte Tod« aber - versteinerte.
Seine Flügel wurden grau, hart und
verkrusteten, der Schädel wurde noch grüner, so daß es aussah, als würde er
seit Jahrzehnten irgendwo verrotten und Grünspan ansetzen.
Der Schrei aus dem Maul des Totenkopfes war
wild und hallte durch das Gewölbe, daß Echo aus allen Ecken wiederkehrte.
Der »Geflügelte« konnte die Schwingen nicht
mehr bewegen, und sein Maul blieb offen und erstarrt stehen, als er schwer und
schnell wie ein Stein aus der Luft herabfiel.
Geistesgegenwärtig reagierte Larry Brent noch
und riß die Beine zur Seite.
Aber ganz aus dem Gefahrenbereich
herausbringen konnte er sich nicht mehr.
Die Kralle aus dem linken Flügelende hackte
in sein Hosenbein und durchbohrte es. Ein scharfer, brennender Schmerz breitete
sich an der Stelle aus, und Larry hatte das Gefühl, eine unsichtbare Hand hätte
einen Streich mit einem Messer geführt. Seine Haut war aufgeschlitzt und Blut
sickerte aus der breiten Wunde.
Mit hartem Krachen schlug der Versteinerte
auf den Boden.
Kristallsplitter flogen durch die Luft. Der
»Geflügelte Tod« lag reglos. Der dämonische Geist verließ ihn
...
●
X-RAY-3 konnte es nicht fassen.
Er lebte. Der »Geflügelte« war dem »Zehrenden
Feuer« zum Opfer gefallen.
Er hörte noch das verwehende Wispern, als das
gespenstisch grüne Schimmern in den leeren Augen des Totenschädels erlosch.
»Wer zuletzt lacht, Brent, lacht am besten
...«
Es war die letzte schwache Lebensäußerung,
die der Unheimliche von sich gab.
War es der Haß, der den Feind dazu trieb, ihn
noch mal zu treffen oder steckte mehr dahinter?
In diesem Moment begriff er die Tragweite
dieser Bemerkung noch nicht.
Er zog sein Bein unter dem schweren,
versteinerten Flügel hervor und raffte sich auf.
Sein Herz schlug wie rasend.
Außer dem »Geflügelten Tod« lag noch jemand
reglos am Boden.
Die Wachspuppe Morna Ulbrandson ...
Wie eine Schaufensterpuppe mit verrenkten
Gliedern wirkte sie, als wäre sie wie der »Geflügelte« aus noch größerer Höhe
zu Boden geschmettert worden.
Ein Arm war herausgebrochen, das linke Bein
abgedreht, quer zwischen Schultern bis zum Nacken hoch liefen mehrere tiefe
Risse.
X-RAY-3 drehte die reglose Figur auf den
Rücken.
Im Gesicht regte sich nichts. Die Perfektion
der Darstellung faszinierte ihn noch immer.
Er warf einen Blick auf den Runenstab und
steckte ihn dann wieder in die Tasche zurück.
Die Kraft aus dem Stab hatte sich sowohl auf
den Dämonischen ausgewirkt als auch auf das Geschöpf, das von ihm durch ein
Ritual beseelt worden war.
Mornas vertraute Stimme hatte zu ihm
gesprochen.
Es überlief ihn eiskalt, als er daran dachte,
daß sein unheimlicher Widersacher mit einer teuflischen Manipulation Mornas
Geist und Seele in die Wachsfigur gezwungen hatte.
Aber da war eine andere Bemerkung, die der
»Geflügelte« noch in Siegerlaune, in Triumph und Euphorie gemacht hatte.
Morna Ulbrandson sollte - wenn Brent bereits
zu geschwächt war, um noch etwas unternehmen zu können - noch vor dessen Augen
sterben.
Das war doch ein Widerspruch!
Wenn sie tot war, dann ...
Er riß sich los vom Anblick der Puppe.
»Morna? !« fragte er
heiser in die Halbdunkelheit, die von der am Boden liegenden Taschenlampe und
dem rätselhaften, kalten Licht der Fackel in der Hand des Hexenjägers
geschaffen wurde.
»Kannst du mich hören? Bist du hier irgendwo
in der Nähe ?«
Er sah sich suchend um und torkelte ein paar
Schritte weiter bis zum Mauervorsprung, hinter dem sich der unheimliche Gegner
bis zu Brents Ankunft in dem Geheim-Gewölbe versteckt gehalten haben mußte.
Und da sah er es!
Vor ihm lag eine Folterkammer. An den Wänden
hingen zahllose grauenerregende Instrumente, mit denen Menschen vor langer Zeit
Qualen und Tod bereitet wurden.
Auch eine Streckbank befand sich hier.
Und darauf - lag eine Frau
...
Hell schimmerte ihre Haut. Arme und Beine
waren abgespreizt und an den Gelenken mit alten Lederriemen befestigt.
Auf dem Boden lagen ein Zwickinstrument und
eine Peitsche.
»Morna!« Erschrecken spiegelte sich auf Larry
Brents Gesicht.
Er gab sich einen Ruck und holte das Letzte
aus seinem Körper, um die wenigen Meter bis zur Folterbank zurückzulegen.
Dann stand er neben der Frau, die er liebte
und die seine Kollegin in der PSA war.
Mit schnellen Handgriffen löste er die
Lederriemen.
Das war die echte Morna
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